Provokation
Herausforderung
Provokation
Der Vorwurf, ein „Gutmensch“ zu sein, ist verstörend und hinterlässt einen ratlos. Gibt es eine Alternative dazu, gut sein zu wollen? Die auf Instagram sehr präsente Europa-Spitzenkandidatin der SPD Katharina Barley hat es auf den Punkt gebracht: „Es gibt Menschen, die wollen gar nicht, dass es allen gut geht. Das fiel mir wie Schuppen von den Augen. Die wollen das einfach nicht! Ich hatte das irgendwie nicht auf dem Schirm. Ich habe gedacht, eigentlich wollen das alle und haben nur verschiedene Wege dahin. Ne! Es gibt Menschen, die sagen: Damit es einigen sehr gut gehen kann, muss es eben anderen auch schlecht gehen.“
Diesen Eindruck gewinnt man aus manchen politischen Entscheidungen, aber auch in vielen Diskussionen. So ausdrücklich sagt das natürlich selten jemand. Doch die Beschimpfung und Bedrohung von Menschen, die sich um andere kümmern, zeigt wie verbreitet diese von Barley beschriebene Einstellung ist.
katharina.barley/Instragram 16.5.24
Georg Rieger RefApp
„Es ist die letzte Aufgabe von Eltern, ihren Kindern das Sterben beizubringen.“ zitiert die Bloggerin Birgit Oppermann in einem sehr persönlichen Post ihren Vater. Gerade bin ich selbst so ein Lerrnender und deshalb berührt es mich. Aber auch, weil es so genau das zum Ausdruck bringt, was ich erlebe. Sicherlich ist es nur für einen Teil der Sterbefälle und Sterbebegleitungen so zutreffend, aber für die steckt viel Erfahrung und Weisheit drin.
In diesen Wochen denke ich viel darüber nach, wie ich das wohl mal selber hinbekomme, dieses Annehmen und das Geschehenlassen. Ob es mir gelingt, meine Bedürfnisse zu äußern und dankbar zu sein. Ob ich am Ende das Vertrauen auf Gott habe oder mich ans Leben klammere. Es wird wohl so wie immer im Leben: Nicht alles Gelernte wird passen, manches wird vergessen sein und eigene Erfahrungen sind auch nötig. Aber dennoch Danke für diese vielen wertvollen Stunden!
birgit.oppermann.schreibt, Threads, 10.5.24
Georg Rieger, Nürnberg
Auf TikTok boomt ja allerhand reaktionärer Mist. Einer davon ist das Lebenskonzept der „Tradwife“. Eine solche „Traditionsfrau“ ist eine, die bewusst zuhause bleibt, auf Erwerbsarbeit verzichtet, ihrem Mann den Rücken freihält und seine Karriere unterstützt. Es geht so weit, dass auch der Kleidungsstil der 50er Jahre gehypt wird. Und noch schlimmer: Auch Gewalt in der Ehe wird als hinzunehmende Möglichkeit bezeichnet.
Natürlich ist es nicht verwerflich, wenn Frauen oder Männer familiäre Care-Arbeit zum Lebensinhalt machen. Aber darum geht es überhaupt nicht. Die Verherrlichung der klassischen Frauen- und Mutterrolle ist dazu gedacht, ausschließlich Frauen nicht nur an den Herd zu bannen, sondern auch aus der Öffentlichkeit zu eliminieren.
Solche Vorstellungen von der vermeintlich hierarchisch-geordneten Familienwelt treffen einen Nerv bei verunsicherten Jugendlichen. Sie sind Wasser auf die Mühlen derer, die Gleichberechtigung und Diversität ablehnen. Und um es ganz groß einzuordnen: Diese Rollenzuweisung der Frau ist Teil eines im Grunde faschistischen Menschenbildes, das weltweit im Kommen ist und von den Autokraten dieser Tage geteilt wird.
Eine ganze Reihe von Provokationen (im guten Sinn) bietet die monatliche Kolumne „Gotteskind und Satansbraten“ von Daniela Albert (https://eulemagazin.de/kolumnen/). Ihr Thema sind Kinder, Jugendliche, deren Familien und ihr Platz in der Kirche. Entstanden ist die Kolumne in der Corona-Zeit. Die Autorin ist Erziehungswissenschaftlerin, Eltern- und Familienberaterin. In der März-Ausgabe beschäftigte sich Albert mit dem Phänomen der „Tradwives“
Georg Rieger, Nürnberg
Denis Yücel, Korrespondent der WELT, findet es noch schlimmer, dass Frank-Walter Steinmeier bei einem Besuch in der Türkei nicht deutlicher auf Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte gepocht habe. Aber der überwiegende Teil seines Kommentars dreht sich dann doch um den mitgebrachten Döner-Spieß. In der Türkei sei der Begriff "Fremdscham" vorher unbekannt gewesen, jetzt nicht mehr.
Viele andere Kommentator*innen wollen nicht verstehen, dass der deutsche Bundespräsident nicht eine deutsche Spezialität mitgebracht habe. Sogar Gastgeschenke aus Schweinefleisch schaffen es unter die Vorschläge - peinlich ist ja noch steigerbar! Es mag ja sein, dass das Team um Steinmeier sich die Idee schöngeredet hat. Aber die gute Absicht gar nicht zu erwähnen, ist schon auch unfair. Denn so schlecht war die gar nicht: Was einst aus der Türkei nach Deutschlad mitgebracht wurde, wird anlässlich eines Staatsbesuchs quasi re-exportiert. Es war eindeutig und augenzwinkernd als Zeichen der Dankbarkeit und als Symbol der gelungenen Integration gedacht.
Quelle: WELT online (Stand 26.4.24)
Georg Rieger, Nürnberg
Denis Yücel, Korrespondent der WELT, findet es noch schlimmer, dass Frank-Walter Steinmeier bei einem Besuch in der Türkei nicht deutlicher auf Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte gepocht habe. Aber der überwiegende Teil seines Kommentars dreht sich dann doch um den mitgebrachten Döner-Spieß. In der Türkei sei der Begriff "Fremdscham" vorher unbekannt gewesen, jetzt nicht mehr.
Viele andere Kommentator*innen wollen nicht verstehen, dass der deutsche Bundespräsident nicht eine deutsche Spezialität mitgebracht habe. Sogar Gastgeschenke aus Schweinefleisch schaffen es unter die Vorschläge - peinlich ist ja noch steigerbar! Es mag ja sein, dass das Team um Steinmeier sich die Idee schöngeredet hat. Aber die gute Absicht gar nicht zu erwähnen, ist schon auch unfair. Denn so schlecht war die gar nicht: Was einst aus der Türkei nach Deutschlad mitgebracht wurde, wird anlässlich eines Staatsbesuchs quasi re-exportiert. Es war eindeutig und augenzwinkernd als Zeichen der Dankbarkeit und als Symbol der gelungenen Integration gedacht.
Quelle: WELT online (Stand 26.4.24)
Georg Rieger, Nürnberg
Alexandria Ocasio-Cortez, Mitglied des US-Repräsentantenhauses bringt es auf den Punkt: „Billionaires need the working class. The working class does nit need billionaires“ (Milliardäre brauchen die Arbeiterklasse. Die Arbeiterklasse braucht keine Milliardäre). Das zielt nicht auf Bernard Arnault, Jeff Bezos oder Elon Musk als Menschen, sondern auf deren enormes Vermögen, das das Budget manch kleiner Staaten übersteigt.
Und es zielt auf deren Solidarität, die zu wünschen übriglässt. Nicht nur die über 3000 Milliardäre weltweit, sondern auch Multimillionäre zahlen in der Regel prozentual viel weniger Steuern als Menschen mittleren oder hohen Einkommens. Das liegt schon alleine daran, dass sie für ihren Reichtum nicht arbeiten, sondern nur Geld anlegen. Dieses wird aber viel niedriger besteuert als richtige Arbeit. Umgekehrt wäre es logischer. Aber was funktioniert schon logisch im Kapitalismus. Der genau das aber immer von sich behauptet.
Quelle: Threads, mondschaf23, 17.4.24
Georg Rieger
Alexandria Ocasio-Cortez, Mitglied des US-Repräsentantenhauses bringt es auf den Punkt: „Billionaires need the working class. The working class does nit need billionaires“ (Milliardäre brauchen die Arbeiterklasse. Die Arbeiterklasse braucht keine Milliardäre). Das zielt nicht auf Bernard Arnault, Jeff Bezos oder Elon Musk als Menschen, sondern auf deren enormes Vermögen, das das Budget manch kleiner Staaten übersteigt.
Und es zielt auf deren Solidarität, die zu wünschen übriglässt. Nicht nur die über 3000 Milliardäre weltweit, sondern auch Multimillionäre zahlen in der Regel prozentual viel weniger Steuern als Menschen mittleren oder hohen Einkommens. Das liegt schon alleine daran, dass sie für ihren Reichtum nicht arbeiten, sondern nur Geld anlegen. Dieses wird aber viel niedriger besteuert als richtige Arbeit. Umgekehrt wäre es logischer. Aber was funktioniert schon logisch im Kapitalismus. Der genau das aber immer von sich behauptet.
Quelle: Threads, mondschaf23, 17.4.24
Georg Rieger
Gegen Gender-Verbote in Sachsen und Bayern argumentiert der katholische Moraltheologe Gerhard Marschütz in einem Interview mit der tageszeitung (taz):
„Man kann nicht nicht gendern, würde ich in Anlehnung an Paul Watzlawick sagen. Man hat immer ein bestimmtes Verständnis von Geschlecht, das man in die Sprache einbringt. (...) Wenn eine dritte Geschlechtsoption verbindlich zugesagt ist, dann ist die Frage, wie sich das sprachlich zeigt. Und nichts anderes wird versucht mit einem Doppelpunkt oder Unterstrich. Es ist der Versuch, über Sprache Anstand und Höflichkeit auch jenen gegenüber zum Ausdruck zu bringen, die sich in einer geschlechtlich-binär strukturierten Sprache nicht wiederfinden.“
Das ganze Interview unter: https://taz.de/Moraltheologe-ueber-Gender-Verbot/!5996645/
Georg Rieger RefApp
Die Doktorarbeit der Vizechefredakteurin der Süddeutschen Zeitung Alexandra Föderl-Schmid wurde von der Universität Salzburg überprüft. Wie kaum eine andere Rehabilitation ging diese durch die sozialen Medien. Das dürfte eine Reaktion auf die vorausgegangenen Ereignisse sein.
Julian Reichelts Nius-Portal hatte den Plagiatsjäger Stefan Weber auf sie angesetzt. Der behauptete sehr bald, alles Mögliche an Plagiaten gefunden zu haben – in Föderl-Schmids journalistischer Arbeit und in ihrer Promotion.
Medial wurde der Fall so hochgekocht, dass Föderl-Schmid Anfang Februar ankündigte, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie wurde dann zum Glück nach vielen Stunden Ungewissheit lebend gefunden. Auch diese Meldung führte zu hämischen Kommentaren.
Der Grund für die Schmutzkampagne, die sich jetzt als haltlos erwiesen hat, ist die Tatsache, dass die SZ über Plagiatsvorwürfe gegen Alice Weidel berichtet hatte – ausführlich, aber abwägend und nicht vorverurteilend.
Georg Rieger RefApp