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Was ist evangelisch-reformiert?
Bilder und kurze Texte
Blick in eine reformierte Kirche
Der Kirchraum ist schlicht gestaltet:
- keine Bilder an den Wänden, oftmals auch kein Kreuz
- keine Kerzen, keine Engelfiguren
- auf dem Abendmahlstisch (kein Altar!) eine aufgeschlagene Bibel
- klassisch reformiert ist der Rundbau
Die Gemeinde versammelt sich, das Wort Gottes zu hören und soll davon nicht abgelenkt werden.
Der Abendmahlstisch in Nürnberg
Das Bilderverbot
Nach biblischer, jüdischer und evang.-ref. Zählung ist das Wort „Du sollst dir kein Bildnis machen …“ (2. Mose 20; 5. Mose 5) ein eigenständiges Gebot, das zweite der Zehn Gebote.
Die Sakramente
Reformierte Kirchen kennen zwei Sakramente: Taufe und Abendmahl.
Sakramente sind „Siegel“, mit denen Gott seine Verheißungen versiegelt.
Die sichtbaren Zeichen verweisen auf die Abwaschung der Sünde und auf die himmlische Speise, auf Christus.
Die Sakramente sind „zeichenhafte Hilfsmittel“ zur Stärkung des Glaubens. Ihre Kraft und Wirksamkeit liegt ganz im Geiste Gottes.
Die Sakramente sind „so etwas wie ‚göttliche Pädagogik’, mit denen Gott uns zeigen will, wie gütig und gnädig er ist – und die wir deshalb brauchen, weil wir so vergessliche Menschen sind“ (Georg Plasger).
Die Taufe
Siegel und Unterpfand
"Siegel" und "Unterpfand" für den Empfang der Gnade nennt Calvin die Taufe. Die den Menschen von Gott zugesprochene Gnade ist aber nicht an die Taufe gebunden. Heil und Segen kommen allein von Christus selbst. Die Taufe ist nicht notwendig zum Heil. „Allein das Blut Jesu Christi und der Heilige Geist reinigt uns von allen Sünden“ (Heidelberger Katechismus Frage 72).
Zeichen des Bundes
„Zeichen des Bundes“ zwischen Gott und Mensch nennt Ulrich Zwingli die Taufe analog zur jüdischen Beschneidung.
Zugang zur Kirche
Die Taufe ist das "Zeugnis", dass wir "in Gottes Familie aufgenommen werden“, sie ist „Zugang zur Kirche“ (Genfer Katechismus Frage 323).
Das Abendmahl
Gedenken, Gemeinschaft und das Wirken des Heiligen Geistes
- Brot und Wein werden beim Abendmahl nicht gewandelt, sondern bleiben Brot und Wein; eine Spekulation darüber, wie Christus in Brot und Wein gegenwärtig „ist“, wird abgelehnt.
- Das von Christus eingesetzte Abendmahl lässt unseren Mund schmecken: Gott ist uns zugewandt.
- Das Mahl des Herrn ist Gedächtnis des Todes Christi, nicht Vergebung der Sünden.
- In der Feier des Abendmahls bekennt die Gemeinde, dass sie in das Versöhnungsgeschehen von Kreuz und Auferstehung Christi einbezogen ist. Sie vertraut darauf, dass Gott ihr diese Gewissheit durch den heiligen Geist schenkt.
- Das Abendmahl ist Gemeinschaft mit Christus, mit Israel (letztes Mahl Jesu als Passamahl!?) und unter den Gästen.
- Seit 1972 (Leuenberger Konkordie) besteht Abendmahlsgemeinschaft zwischen Lutheranern und Reformierten; zum Abendmahl einer reformierten Kirche sind auch Katholiken eingeladen.
“Solches tut zu meinem Gedächtnis“, sagt Jesus beim letzten Mahl mit seinen Jüngern. Heute bedeuten diese Einsetzungsworte:
„dass wir mit einbezogen sind in den Tod und die Auferstehung Jesu Christi (…)
Wir gedenken im Abendmahl der entscheidenden Tatsache, dass Gott unserer gedenkt. Dass Gott seine Kreatur nicht losgelassen hat, sondern zu ihr steht und niemals loslässt das Werk seiner Hände. Wir feiern das Abendmahl – aber entscheidend ist nicht, dass wir etwas tun, sondern dass einer für uns etwas getan hat und tut.“ (Georg Plasger)
Bekenntnisse
Neben den altkirchlichen Bekenntnissen, wie dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, gelten in reformierten Kirchen auch andere Bekenntnisse. Das am weitesten verbreitete Bekenntnis aus der Reformationszeit ist der Heidelberger Katechismus von 1563.
Ein Bekenntnis steht unter dem Vorbehalt besserer Einsicht in die Heilige Schrift. Der Prozess der Bekenntnisbildung ist nicht abgeschlossen.
Die Barmer Theologische Erklärung von 1934 mit ihrer Absage an den Machtanspruch der nationalsozialistischen Herrschaft gilt als Bekenntnis.
Ganz aktuell sind reformierte Kirchen weltweit unterwegs in einem Prozess des Bekennens, der 2004 mit der Glaubensverpflichtung von Accra begonnen hat. Im „Angesicht von wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und ökologischer Zerstörung“ sagt das Bekenntnis von Accra ein klares „Nein zur gegenwärtigen Weltwirtschaftsordnung, wie sie uns vom globalen neoliberalen Kapitalismus aufgezwungen wird“.
Eine evangelisch-reformierte Kirche ist unterwegs, ist immer neu zu reformieren. Eine zentrale Lehrautorität gibt es nicht.
Ämter, Gemeinde- und Kirchenleitung
In reformierten Gemeinden gibt es mehrere Ämter:
das Amt des Pastors/der Pastorin,
des Diakons/der Diakonin,
des Ältesten/der Ältesten und
des Lehrers/der Lehrerin.
Miteinander dienen die Ämter der Gemeinde. Eine Hierarchie ist nicht gewollt. Kein Mensch darf „über andere Menschen, keine Gemeinde über andere Gemeinden herrschen oder den Anschein von Herrschaft erwecken“ (Confessio Gallicana von 1559). Jeder Versuch von Menschen, über andere herrschen zu wollen, verstößt gegen den Herrschaftsanspruch Gottes.
Die kritische Betrachtung kirchlicher Herrschaft hat zur Folge, dass die Kirchenleitungen in reformierten (und unierten) Kirchen weniger Befugnisse haben als in vielen lutherischen Kirchen. Sie sind den Synoden prinzipiell untergeordnet.
Die Reformierte Reformation
Reformierte Kirchen gehen auf die Reformation von Ulrich Zwingli und Johannes Calvin zurück.
Ulrich (Huldreich) Zwingli (1484-1531)
„Tut um Gottes willen etwas Tapferes!“
Schweizer Reformator in Zürich (1519-31)
Auf Zwinglis Reformation geht die Zürcher Bibel zurück.
Johannes Calvin (1509-1564)
„Wo Gott erkannt wird, da wird auch Menschlichkeit gepflegt.“
Reformator in Genf, für Europa
Verfasser der ersten Dogmatik der Reformation, der „Institutio“ („Unterricht in der christlichen Religion“)
Marie Dentière (1490/95-1561)
Reformierte - feministische - Theologin der ersten Stunde, Predigerin und Autorin in Straßburg und Genf, im Streit und im Gespräch mit Johannes Calvin
Karl Barth (1886 - 1968)
berühmtester (reformierter) Theologe des 20. Jahrhunderts
Verfasser der „Kirchlichen Dogmatik“
engagiert im Widerstand gegen das NS-Regime
wichtigster Vertreter der „Dialektischen Theologie“
Ökumene
1972 haben sich die evangelisch-lutherischen und die evangelisch-reformierten Kirchen in Europa in der "Leuenberger Konkordie" zu einer Kirchengemeinschaft zusammengeschlossen. Seit 1987 gehört ihr auch die evangelisch-methodistische Kirche an. Zwischen diesen Kirchen besteht Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.
Die Gemeinsame Erklärung der Evangelisch-lutherischen Kirche und der Römisch-katholischen Kirche zur Rechtfertigungslehre (1999) hat der Reformierte Weltbund nicht unterzeichnet. In der „Gemeinsamen Erklärung“ sieht das Moderamen des Reformierten Bundes in Deutschland die Gefahr, die göttliche Gnade zu einer „billigen Gnade" verkommen zu lassen, und erinnert an den Zusammenhang von Rechtfertigung und Heiligung, an "Gottes kräftigen Anspruch auf unser ganzes Leben" (Zweite Barmer These).
Reformierte weltweit
Weltweit gibt es ca. 70 Millionen reformierte Christinnen und Christen neben 60 Millionen evangelisch-lutherischen und 700 Millionen römisch-katholischen.
Im Juni 2010 schlossen sich die beiden internationalen Vereinigungen, der „Reformierte Weltbund“ und der „Reformierte Ökumenische Rat“ zur „Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen“ zusammenschließen. Die WGRK hat seit Januar 2014 ihren Sitz in Hannover, Knochenhauerstr. 42.
Barbara Schenck, Februar 2014
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