Wo die Kinder schlafen
Fotograf zeigt Not von Flüchtlingen
Das Internet lebt von Bildern. Fotos und Videos erhalten hier die meiste Beachtung, besondern in den sozialen Netzwerken. Die Bilderserie des Fotografen Magnus Wennman hat mich zuletzt am meisten beeindruckt. Wennman zeigt, wo Kinder schlafen, wenn sie alles verloren haben: Ein Junge vermisst sein Bett, ein Mädchen seine Puppe mit den dunklen Augen. Andere träumen sich zurück in die Zeit, als sie noch in weichen Kissen schlafen konnten.
„Der Krieg in Syrien dauert schon fast fünf Jahre an und mehr als zwei Millionen Kinder fliehen innerhalb und außerhalb Syriens vor dem Krieg“, so heißt es in dem begleitenden Text zur Fotoreihe. Die gezeigten Kinder haben ihre Freunde und ihre Heimat verloren und ihre Betten zurück gelassen. Einige dieser Jungen und Mädchen haben sich bereit erklärt, dem Fotografen zu zeigen, wo sie jetzt schlafen.
Es sind verstörende Bilder, die die Not der Flüchtlinge noch einmal auf eine ganz andere Weise zeigen: Die fünfjährige Lamar aus Bagdad liegt mitten im Wald unter einem dünnen Bettbezug. Ahmed, 7 Jahre alt, schläft auch im Freien - inmitten tausender weiterer Flüchtlinge; ein Rucksack dient ihm als Kopfkissen. Der dreizehnjährige Mohammed liegt in einem Krankenhaus-Bett. Seine Familie musste Aleppo verlassen, nachdem ihr Haus zerbombt wurde. „Das Merkwürdigste am Krieg ist es, dass man sich daran gewöhnt, Angst zu haben“, erzählt der Junge, der so gern einmal Architekt werden möchte. Die Schwestern Ralia (7) und Rahaf (13) leben in Beirut auf der Straße, nachdem ihre Mutter und ihr Bruder in der Heimat Damaskus durch eine Granate getötet wurden. Sie liegen nah beieinander, als Matratze dient lediglich eine alte Pappe.
Magnus Wennman hat bereits zweimal den „World Press Photo Awards“ gewonnen und war mehrfach „Fotograf des Jahres“ in Schweden. In vielen Camps und auf ihrem Weg nach Europa hat er die Flüchtlinge getroffen. In seinen Bildern erzählt er, was geschieht, wenn die Nacht kommt. Das Fotografiska-Museum in Stockholm und die schwedische Zeitung „Aftonbladet“ zeigen die verletzliche Situation dieser Kinder und unterstützen damit die UNO-Flüchtlingshilfe (www.unhcr.de).
Im Internet sind 20 der Bilder unter anderem hier zu sehen:
http://darbarnensover.aftonbladet.se/chapter/english-version/
Das Museum in Stockholm zeigt die Fotos noch bis zum 24. Januar 2016.
Bernd Becker, Pfarrer und Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe, 7. Oktober 2015
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