Wie ein kleines Kind bei seiner Mutter

Andacht und Information zum Thema Kindersoldaten - am 2. Sonntag der Passionszeit, 21. Februar 2016

©Foto: VEM

Von Uli Baege, VEM

Liturgie und Meditation zum zweiten Sonntag der Passionszeit sind Teil der Arbeitshilfe zum Thema Menschenhandel auf reformiert-info. 
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Passionsandacht zum Thema Kindersoldaten.
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Zweite Woche der Passionszeit: „Wie ein kleines Kind bei seiner Mutter“

Von Uli Baege
verantwortlich für Partnerschaften und Projekte in Afrika bei der Vereinten Evangelischen Mission (VEM)

Musik zum Eingang

Eröffnung:

In Geheimnis und Größe
ahnen wir das Angesicht Gottes,
im Irdischen und Unscheinbaren
erfahren wir die Liebe Christi.

Auf Höhen und in Tiefen
im Leben und im Tod
ist es der Geist Gottes,
der uns begegnet.

Lasst uns Gott loben.

(Wo Freiheit ist und Lachen. Gebete aus der Ökumene, S. 13)

Hintergrund Kindersoldaten

Kindersoldaten sind:

»... alle Personen unter 18 Jahren, die von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert oder benutzt werden (…), darunter Kinder, die als Kämpfer, Köche, Träger, Nachrichtenübermittler, Spione oder zu sexuellen Zwecken benutzt wurden.«

Definition nach den »Pariser Prinzipien« (2007), unterzeichnet von 105 Staaten, darunter Deutschland

Ursachen und Hintergründe der Rekrutierung

Nach wie vor werden weltweit rund 250.000 Kinder in mindestens 19 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika von bewaffneten Gruppen als Soldaten rekrutiert. Sie werden entführt oder mit falschen Versprechungen und einem geringen Sold gelockt, um dann zu Tätern gedrillt zu werden. Kinder sind leichter manipulierbar, gehorsamer und furchtloser als Erwachsene. Leichte und billige Kleinwaffen auch aus Europa und Deutschland ermöglichen es den Kriegsherren, auch junge Kinder an die Front zu schicken.

Lebenssituation der Kindersoldaten

Kindersoldaten werden von den Vorgesetzten als "weniger wertvoll" angesehen wie erwachsene Soldaten und an besonders gefährlichen Stellen an der Front eingesetzt, zum Beispiel als Spione, Vorhut oder Minensucher. Entsprechend hoch ist das Risiko, verletzt oder getötet zu werden. Oft werden sie durch Misshandlungen, Drogen oder Geld gefügig gemacht.

Die langfristigen Folgen für das psychische und körperliche Wohl der Kinder sind katastrophal: Sie werden zu absolutem Gehorsam gezwungen, das Selbstbewusstsein schwindet, sie stumpfen gegenüber Grausamkeiten ab und werden traumatisiert und sind emotional verwahrlost.

http://www.tdh.de/was-wir-tun/themen-a-z/kindersoldaten

Liedimpulse des Musikers Michel Sanya aus Köln – www.kilaloworld.de

Liedtexte im PDF

a) Boya koyoka

https://www.youtube.com/watch

b) I believe

https://www.youtube.com/

Kindliche Ergebung, Psalm 131

Herr, mein Herz ist nicht hoffärtig,
und meine Augen sind nicht stolz.
Ich gehe nicht um mit großen Dingen,
die mir zu wunderbar sind.
Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden
wie ein kleines Kind bei seiner Mutter;
wie ein kleines Kind,
so ist meine Seele in mir.
Israel, hoffe auf den HERRN
von nun an bis in Ewigkeit!

Ich hab davon gehört

Ich hab davon gehört, dass andere Kinder gerne Soldaten spielen. Sie haben kleine Pistolen und Gewehre aus Plastik. Sie verstecken sich in den Hinterhöfen, in Gärten, in den Wäldern ihrer Heimat, schleichen sich an die Feinde heran, schreien „Päng, Päng – ich hab dich erwischt, du bist tot!“ – Für mich ist das kein Spiel. Wenn der Kommandeur befiehlt, muss ich gehorchen. Egal, welche Aufgabe, ich muss sie erfüllen.

Neulich hatten wir den Auftrag Lebensmittel für unser Lager aufzutreiben. Wir wurden in ein Dorf geschickt, einen Tagesmarsch entfernt. In unserer Region herrschte eigentlich Frieden, wenn es uns nicht geben würde. Wir nutzten den Überraschungseffekt. Wir hielten uns in den Feldern versteckt. Sobald alle Bewohner schlafen gegangen waren, stürmten wir auf das Dorf. Eine kleine Siedlung, mit vielleicht 10 Häusern. Wir schossen in die Luft, steckten einiges in Brand, nahmen uns, was wir brauchten. Ich weiß nicht mehr, was ich fühlte, als ich dem Mann, der nur seine Tochter schützen wollte, einfach in den Bauch schoss. Viel zu oft hab ich so schon unsere Feinde behandelt, als dass es mir noch etwas ausmachen könnte. Viel zu wenig ist übrig von meinem alten Leben. Bin ich 13 oder schon 16 Jahre alt? War es nicht damals genauso? Die Männer kamen mit der Nacht und nahmen mich einfach mit. Was kann ich ändern? Ich muss kämpfen. Für die Freiheit, sagt mein Kommandeur. Das Blut des Mannes vor mir tränkt den Boden seines Hauses. Seine Tochter kniet schreiend und heulend vor ihm. Ihr weißes Nachthemd mischt sich mit dem Rot und der uns umgebenden Schwärze. Ich bin doch nur ein Kind.

Diese Kurzgeschichte ist zwar rein fiktiv, aber ich fürchte die Erlebnisse, die darin skizziert sind, sind für mehr Menschen dieser Erde Realität als uns lieb ist. Weswegen nun auch so viele auf der Suche nach einem besseren Leben hier bei uns in Deutschland ankommen.

Bildbetrachtung:

Wenn ich mir das Bild, das für diesen Sonntag vorgeschlagen ist, genau anschaue, dann fällt mir zunächst diese Energie auf, mit der die Farbe aufgetragen wurde. Die Künstlerin hat die Leinwand richtig gehend bearbeitet. Ich stelle mir vor, wie sie den Pinsel auf das Material klatscht und sich der Untergrund biegt und wölbt. Helle Rottöne und weiße Schwünge dominieren, doch auch schwarze Striche und Kreise spielen eine Rolle, bringen Kontrast und Abwechslung hinein. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Künstlerin etwas austragen, etwas mit sich ausfechten musste, das diese Spannung erzeugt. In der Bildmitte vermag ich gar einen Mann aus den schwarzen Strichen mit einem Gewehr im Anschlag zu erkennen, je nachdem, wie Sie das Bild herum halten. Ist es ein Schatten aus der Vergangenheit? Was hat der Mann mit ihr zu tun? War er es, der ihren Sohn entführt und ihn zu einem Soldaten wider Willen gemacht hat? „Meine Seele ist still und ruhig geworden“, vermutlich spürte die Künstlerin dies nach dem Malen. Mir gefällt das Bild unheimlich gut, gerade wegen dieser Mischung aus Hartem und Weichem, und der Andeutung von großen Dingen, die zu wunderbar für mich sind, der Hoffnung auf den, der da kommen wird und all unsere Wunden heilen.

Stille (evtl. Musik)

Fürbittgebet

(Kindersoldaten)

Gott, wir bitten für alle Menschen dieser Welt,
die ihr Leben nicht selbstbestimmt führen können.
Für die, die durch ihre wirtschaftliche Situation gezwungen sind,
außerhalb ihres Heimatlandes zu arbeiten,
die deshalb ihr Leben skrupellosen Menschenhändlern anvertrauen,
für die Menschen, die betrogen, ausgebeutet, mißbraucht werden
und in die Sklaverei verkauft werden.

Gott, wir beten besonders für die Kinder dieser Welt,
die verkauft und entführt werden,
die, als Kindersoldaten unter Drogen gesetzt,
ihre Nachbarn, Freunde, ja ihre eigene Familie
verstümmeln oder sogar töten müssen,
weil ihr eigenes Leben bedroht ist.

Gott, wenn wir sehen, was Menschen einander antun können,
sind wir sprachlos, hilflos
und wissen nicht, was wir diesen Gräueltaten und diesem Horror
entgegensetzen können.

Gott, hilf uns heraus aus dieser Sprachlosigkeit, dieser Hilflosigkeit,
und zeige uns, was wir tun können, jeder und jede einzelne,
weil jeder kleiner Schritt Großes bewirken kann
im Kampf gegen Menschenhandel.

Gott, gewähre uns Deine Stärke,
Deine Ausdauer und Deine Vorstellungskraft,
neue Wege zu entdecken.
Und lass uns Verbündete finden für dasselbe Ziel.
Amen

(aus VEM-Workshop Women to Women)

Unser-Vater-Gebet

Kollektenansage

Hinweis auf weitergehende Informationen:
Zum Beispiel: Friedensförderung in der Region der Großen Seen, zwischen Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo:
http://www.vemission.org/projekte-und-spenden/projekte-in-afrika/kongoruanda-frieden-stiften-versoehnung-leben.html

Lied

zum Beispiel in Thuma Mina Lied 141 „Komm zu uns, Heiliger Geist“

Segen

Der Segen des Gottes von Sarah und Abraham,
der Segen des Sohnes, von Maria geboren,
der Segen des Heiligen Geistes, der über uns wacht
wie eine Mutterüber ihre Kinder,
sei mit euch allen.
Amen.

 

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