Guide auf Ivrith
Nes Ammim - aus dem Alltag in einem nicht-alltäglichen Dorf in Israel. 6. Kapitel
17.9.2016
Heute habe ich die erste Führung durch Nes Ammim gemacht – und zwar gleich auf Ivrit. Eine Läufer-Gruppe hatte hier das Wochende verbracht und interessierte sich für die Hintergründe von Nes Ammim. Hat großen Spaß gemacht. Wie immer, wenn Israelis hören, dass ich Pfarrer bin, verheiratet bin und zwei Töchter habe, und meine Frau von Beruf auch noch Pfarrerin ist, fallen sie aus allen Wolken, weil sie bei „Pfarrer“ an katholische Priester denken. Hab ihnen also die Unterschiede erklärt – und natürlich den billigen Lacher eingeheimst, als ich erwähnte, dass die katholischen Kollegen zwar nicht heiraten dürfen, aber doch gelegentlich Kinder kriegen...
Zu der Gruppe gehörte auch eine sehr nette Frau von „Women wage Peace“. Hab mir natürlich gleich die Kontaktdaten geben lassen für die Dialog-Koordinatorin.
Im Übrigen war ich mit der Vorbereitung meines ersten Gottesdienstes in Nes Ammim beschäftigt. Die beiden Volos, die Mitgleid im Church Committee sind, haben schöne Lieder ausgesucht. Der eine, Ruben, ist allerdings so erkältet, dass er nicht zum Gottesdienst kommen konnte. Die andere, Sofie, hat eine Lesung gemacht – und dann hat sich ganz überraschend noch Gianna bereit erklärt, Gitarre und Klavier zu spielen! Sie hat Musik studiert. Mit ihr die Lieder durchzugehen und anzusingen, war wunderschön: das erste Mal, dass ich hier Musik gemacht habe. Später am Nachmittag habe ich dann erstmals auch ein bisschen auf der Posaune geübt. Ich muss dringend was für meinen Ansatz tun – im Sommer habe ich in dem ganzen Ausreisestress zu lange Pause gemacht.
Ich habe dann gleich als erste Veränderung bzw. Ergänzung der Liturgie den Brauch aus der Reformsynagoge in Naharija eingeführt, den ich gestern kennengelernt habe – nämlich zum Schluss gemeinsam „hine ma tov u-ma na'im“ (Siehe, was gut und angenehm ist] zu singen. Wir haben's sogar im Kanon geschafft; das klingt in der Überakustik des HoPs [House of Prayer and Study] sehr gut!
Der Besuch war allerdings sehr mau, weil die Volos lieber an den Strand gefahren sind. Ich fand's trotzdem einen schönen kleinen Gottesdienst. Die „Predigt“ bestand nur aus ein paar Gedanken zum Zusammenhang von Gal 3, 23–26 (Da ist nicht Jude noch Grieche ...), dem Predigttext von Morgen nach der neuen Perikopenordnung, und Dtn 25, 17–19, dem Ende der Wochenparascha „Ki Tetze“ (Gedenke, was Amalek dir angetan hat ...).
Der andere Faktor, der den Besuch beeinträchtigt hat, war, dass ausgerechnet heute Grillabend gemeinsam mit den Angestellten war. Keine Ahnung, wie es zu dem Termin gekommen ist. Vielleicht, weil Oranit, die Hotelmanagerin, gestern Geburtstag hatte.
Ganz zum Schluss des Tages bin ich dann noch bei Jussef zu Besuch gewesen und seiner gastfreundlichen Frau und den 3 Töchtern mit den schönen arabischen Namen, die ich leider schon wieder vergessen habe – bis auf die mittlere, die heißt „Mais“, was der Name eines Baums ist, der auf der Wiese vor dem chader ochel steht.
Tobias Kriener, September 2016
Ein Fortsetzungs-Tagebuch auf reformiert-info. Von Tobias Kriener
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