Bankentag - Bankenwoche
Nes Ammim - aus dem Alltag in einem nicht-alltäglichen Dorf in Israel. 23. Kapitel
Tobias Kriener schreibt:
29.11.2016
Gestern war Bankentag.
Ich war ja im Bericht über meine Bemühungen, an ein Konto zu kommen, dabei stehen geblieben, dass ich Herrn T. meinen Pass entwunden hatte.
Eine Woche später war ich dann in Naharija bei der Bank HaPoalim. Dort eröffnete man mir, Ausländer müssten zur Eröffnung eines Bankkontos nach Haifa (!) fahren! Das war mir denn doch zu doof. Da bei Bank Leumi und anderen Instituten die Schlangen jeweils bis an die Eingangstür reichten, bin ich reumütig zum gemütlichen Herrn T. bei der Bank Diskont zurückgekehrt. Und der nahm dann alle Daten auf – umständlich zwar, aber immerhin – und versprach mir, sich nächste Woche zu melden.
Eine Woche später meldete ich mich wieder bei Herrn T. Er eröffnete mir, man brauche eine Adresse im Ausland, wenn man als Ausländer ein Konto eröffnen will. Wir einigten uns schließlich auf die Adresse von Jael in Berlin. Und verabredeten uns für Montag (also gestern).
Und gestern hat er dann tatsächlich ein Bankkonto eröffnet. Und am Freitag kriege ich Bankkarte und Scheckheft und Onlinebanking. Es hat 1 1/2 Stunden gedauert, alle Formulare auszufüllen und zu unterschreiben. Aber es ist vollbracht.
Genau in dem Moment, als wir unseren deal unter Dach und Fach hatten, rief Nes Ammim an: Wo ich sei? Sie würden jetzt zur Bank Mizrachi fahren, um die seit Monaten köchelnde Sache mit den Zeichnungsberechtigungen für das Konto von Nes Ammim Communications Center zu klären. Ich konnte die frohe Botschaft mitteilen, dass ich bereits neben der Bank Mizrachi stehe. Eine halbe Stunde später saßen wir im Kabuff von Rachel J. – und jetzt kam der Fun-Teil des Tages:
Rachel ist Jemenitin, superkompetent und resolut, mit einem vulkanischen Charakter. Leider fehlte irgendwas in unseren Unterlagen, so dass Ariel noch mal zurückmusste. So hatten wir ausführlich Gelegenheit, Rachel in action zu erleben. Nebenher telefonierte sie nämlich noch mit einer Versicherung, wo sie irgendetwas gekündigt hatte, aber seit Tagen vergeblich versuchte, eine Bestätigung ihrer Kündigung zu bekommen: Jedes Mal wurde sie vertröstet – „Wir melden uns.“ –, natürlich hat sich nie jemand gemeldet, sondern sie musste immer wieder anrufen. Es tat mir soo gut, mitzukriegen, dass es anderen genau so ergeht. Aber Rachel hat natürlich sprachlich ganz andere Möglichkeiten als ich, dem armen Geschöpft am anderen Ende der Leitung die Hölle heiß zu machen. Es war ein Genuss, ihr zuzuhören...
Als Ariel dann schließlich mit den fehlenden Unterlagen zurückkam, hatte sich inzwischen ergeben, dass wir nicht weiterkommen ohne meine Steuernummer (!!!). Was das mit Zeichnungsberechtigungen in Israel zu tun hat, weiß der liebe Gott (vielleicht ...), nicht mal Ariel hat's verstanden. Aber Rachel in ihrer resoluten Art machte klar: Hier stehen wir vor einer undurchdringlichen Wand - bzw. vor dem Computerprogramm, das an dieser Stelle unerbittlich ist und ohne Steuernummer nicht weitermacht. Immerhin haben wir dann einen Termin für Mittwoch ausgeguckt und per Telefon auch für Jussef festgemacht (ich muss dann den Study-Trip am Mittwoch etwas abkürzen - jedenfalls für meine Person...).
So wurde aus diesem Bankentag eine Bankenwoche. Ich freue mich schon auf das Wiedersehen mit Rachel – und halte euch auf dem Laufenden.
Dr. Tobias Kriener, Studienleiter in Nes Ammim, November 2016
Ein Fortsetzungs-Tagebuch auf reformiert-info. Von Tobias Kriener
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