Regen – Kunst – Museen
Nes Ammim - aus dem Alltag in einem nicht-alltäglichen Dorf in Israel. 24. Kapitel
Tobias Kriener schreibt:
Regen
1.12.2016
Jetzt hat es richtig angefangen zu regnen.
Gestern gab's immer schon mal so ein paar Tröpfchen. Hat aber unseren Ausflug in die Umgebung nicht beeinträchtigt.
Erst waren wir in dem süßen kleinen Museum von Naharijah, in dem wunderschönen Lieberman-Haus (hat übrigens nichts mit Max Liebermann zu tun, sondern gehörte einem Philipp Lieberman aus Polen, der in den Anfangsjahren Naharijahs eine wichtige Rolle spielte.
Dann waren wir in Jechiam, wo eine malerische Schlossruine steht (nur einige Grundmauern sind noch aus der Kreuzfahrerzeit; die meisten Überreste sind aus dem 19 Jh. von einem lokalen Fürsten, der die Burg für seine Zwecke wiederherrichtete). Man hat jedenfalls einen wunderbaren Blick über die ganze Küstenebene von Rosh HaNikrah bis Haifa.
Und zum Schluss waren wir in dem Industriepark Tefen, der von Steff Wertheimer eingerichtet wurde, wo verschiedenste Firmen ihren Sitz haben zwischen lauter Kunst und Museen. Ich habe mich dies Mal auf das sehr sehenswerte Museum für die deutschsprechenden Juden (die „Jeckes“) beschränkt.
Denn nachmittags musste ich noch zusammen mit Ariel, Ora und Jussef Zeichnungsberechtigungen bei der Bank fix machen, das hat noch mal 1 3/4 Stunde gedauert – Nes Ammim möchte jetzt unbedingt, dass ich sehr lange bleibe, damit man sich diese Prozedur erst mal nicht wieder antun muss...
„Die Schattenseiten des Zionismus“
Heute sind wir dann in Nazareth gewesen, wo Jonathan Cook uns sehr eloquent eine Lektion in „Die Schattenseiten des Zionismus“ erteilt hat. Das Beste an seinen Ausführungen war, wie er schilderte, dass der ursprüngliche Plan, das arabische Nazareth zu „judaisieren“ inzwischen in sein Gegenteil umgeschlagen ist, wie nämlich das jüdische Nazrat Illit sich zunehmend arabisiert. Wie tröstlich, dass das Leben selbst die sinistresten Pläne der Zionisten zu unterlaufen weiß...
Wir bekamen dann nach einem sehr leckeren Mittagessen im Kulturkaffee seiner Frau noch eine Lektion in palästinensischem Regen. Der kam nämlich in Sturzbächen vom Himmel und setzte die Straßen Nazareths unter Wasser. Der Panoramablick von dem Felsen, von dem die Nazarener damals Jesus stürzen wollten, fiel dann leider der schlechten Sicht zum Opfer. Wenn's hier endlich mal regnet, dann aber richtig...
Das bekam ich dann noch am eigenen Leib bzw. der eigenen Unterkunft zu spüren: Das Regenwasser sammelt sich vor unserem Haus und es drohte, über die Türschwelle reinzufließen. Ich habe schon mal prophylaktisch alle Teppiche hochgelegt. Durch Graben eines kleinen Ablenkungskanals konnte ich das dann aber doch verhindern. Aber eine Dauerlösung ist das nicht, denn bei starkem Regen ist der Zugang zu unserem Haus durch einen kleinen See versperrt.
Dr. Tobias Kriener, Studienleiter in Nes Ammim, Dezember 2016
Ein Fortsetzungs-Tagebuch auf reformiert-info. Von Tobias Kriener
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