Jüdische Feste in einem Satz erklärt

Nes Ammim - aus dem Alltag in einem nicht-alltäglichen Dorf in Israel. 38. Kapitel - März 2017 I

Alltag - Reflexion zum Fest - ein neuer Weg zum Arabischkurs

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Inhalt Tagebuch

Tobias Kriener erzählt:

2.03.2017

Ein großer Fortschritt: Ich habe die Zahnärztin meines Vertrauens gefunden. Habe es heute endlich geschafft, zur Zahnärztin zu gehen – der Frau von Dr. Mash'our in Akko – und sie ist echt gut. Eine Zahnärztin zu haben, der man vertraut, ist ein wichtiger Wohlfühlfaktor in der neuen Umgebung.
Weil sie sich die Praxis teilen, bin ich dann direkt noch zum Doktor, um mir das Formular für den israelischen Führerschein ausfüllen zu lassen.
Die medizinischen Kästchen konnte er auch alle abhaken, aber fertig stellen konnte er mir den Schein nicht, weil unter den Möglichkeiten, die er in Bezug auf seine ärztliche Beziehung zu mir ankreuzen konnte, keine war, die auf mich zutraf: Weder bin ich bei ihm mindestens drei Jahre in Behandlung, noch bin ich „Oleh Chadash“ – also Neueinwanderer.
Ich also noch mal zur Zulassungsstelle. Da ich den ganzen Vormittag Zeit hatte, kein Problem – mit den Klavierkonzerten von Mozart lässt sich der Verkehr schließlich sehr entspannt ertragen.

Bei der Zulassungsstelle dann großer Andrang: Ich ziehe die Nummer 519 – gerade wird Nr. 421 aufgerufen. Genügend Zeit also, erst mal aufs Klo zu gehen und danach einen Kaffee draußen am fliegenden Bourekasstand zu holen. Als ich wieder drin bin, sind sie bei Nr. 429 angekommen. Diesmal habe ich nicht daran gedacht, mir was Sinnvolles mitzunehmen – einen Roman auf Hebräisch oder die Arabisch-Vokabeln (was eigentlich dringend nötig wäre...). Da trifft es sich gut, dass ich seit ein paar Tagen einen neuen Zeitvertreib mit mir herumtrage: Ein Smartphone für WhatsApp. Mein neuer Arabischlehrer hat mich erpresst (die Geschichte vom Arabischkurs erzähle ich auch noch mal – ganz bestimmt...) C ich musste der WhatsApp-Gruppe des Arabischkurses beitreten. Jetzt kann ich also mitverfolgen, was die Volos so an Nettigkeiten untereinander austauschen: „If you fill in the car sheets please use your brain if you don't know how to write it down you can come to the bookkeeping or to Luis and we will explain it to you“.  Antwort: „Nu so you have something to do otherwise you would be bored and you would have to go to the housekeeping* to help :-)“ „Nu so?“ „Nuuuuu“
(*„Housekeeping“ ist der unter den Volos verhassteste „branch“ der Arbeit im Hotel.)
Der Nebeneffekt ist, dass man sich nette Spiele als App runterladen kann. So spielte ich während der Wartezeit eine Partie „Die Bauern und das liebe Vieh“ gegen „Agnes (mittel)“, die ich haushoch gewann. „Agnes“ macht aber auch wirklich nur sinnlose Züge – ich hoffe, in „Anna (schwer)“ noch eine ebenbürtigere Gegnerin zu finden ... Und dann war noch Zeit für eine Partie „San Juan“ – hier trat ich gegen „Ramiro“, „Salvador“ und „Iseu“ an, die ich alle direkt als „Experte“ gegen mich aufgebaut hatte V zur Strafe werde ich auch nur 3. von 4. (Heute Abend wurde ich sogar nur 4. C diesmal aber mit ganz knappem Abstand zum 1. Platz).
Dann war die Nr. 519 dran. Die Dame am Schalter verstand nicht was ich wollte – ob denn der Arzt nicht lesen könne. Auf mein Insistieren, dass es nicht am Arzt liege, sondern dass keine der Alternativen auf mich zutreffe, schickte sie mich entnervt zur Chefin ins Zimmer 16. Deren Vorzimmerdame war nur an Abwimmeln interessiert und schickte mich umgehend nach Nr. 17, dort schickte man mich aber gleich wieder zurück, so dass ich endlich doch zur Chefin selber vorgelassen wurde.  Und die meinte dann schließlich, der Arzt solle „Oleh Chadash“ ankreuzen – es ginge ja darum, wie lange er mich als Arzt schon kennt. Wie wollen mal hoffen, dass der nächste Mensch, der mir dann meine Fahrtüchtigkeit bescheinigen muss, das auch so sieht.
Mit dem wunderbar entspannenden Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur ging es dann zurück nach Nes Ammim (z. Zt. stehe ich ja total auf der Stelle im 1. Satz, wo er diese umwerfende Triole reingesetzt hat – kann ich mir wieder und wieder und wieder anhören – einfach unglaublich).

We are persecuted. We win. We eat.

Nachmittags noch der äußerst entspannte Rabbi Or Zohar zu Purim. Klassisch seine Zusammenfassung des Inhalts der meisten jüdischen Feste:
„We are persecuted. We win. We eat.“
Natürlich hat er aber viel zu erzählen gehabt. Wieder ein Hochgenuss.

6.3.2017

Alles falsch gemacht…
...und gerade deswegen den Königsweg gefunden!

Heute Morgen wollte ich ein Auto reservieren für meinen Arabischkurs heute Abend – aber da waren alle Autos schon vergeben. Und Katja brauchte heute ihr Auto auch. Dumm gelaufen.
Also wollte ich das Beste draus machen und endlich mal mit dem „großen“ Fahrrad im Zug von Naharija nach Kirjat Motzkin, und dort vom Bahnhof mit dem Rad nach Kirjat Bialik zur Berlitz-Sprachschule. Am Bahnhof in Naharija dann der Schock: Der Mann an der Bahnsteigsperre teilte mir mit, dass die Mitnahme von großen Fahrrädern erst ab 19 Uhr gestattet ist. Der Arabischkurs aber fängt um 18 Uhr an. Wie ärgerlich, dass ich nicht mein Klappbikel genommen hatte.
Während ich das Rad zu einem Platz schob, an dem ich es sicher anketten konnte, überlegte ich fieberhaft, was tun: Vom Bahnhof in Kirjat Motzkin könnte ich ein Taxi nehmen, und nach dem Kurs würde mich einer der Mitschüler sicherlich zum Bahnhof bringen.
Unterwegs hatte ich dann die Idee, mal die 50 Meter zur Kreuzung mit der 4 zu gehen und zu gucken, ob einer dieser Minibusse nach Kirjat Bialik fährt. Und in der Tat: Da stand einer und wartete auf Fahrgäste. Ich stieg ein, bezahlte 12 Schekel, und nach wenigen Minuten fuhr er los.
Inclusive Abstecher durch Akko brauchte er eine gute halbe Stunde – gerade genug Zeit, um auf meinem neuen Spielzeug eine Partie „San Juan“ zu zocken (leider wieder nur 2.). Und ich war so früh da, dass ich noch einen Kaffee trinken und noch eine Partie San Juan zocken konnte (schon wieder nur 2. – „Salvador“, „Iseu“ und „Ramiro“ im Expertenmodus erweisen sich als ganz schön harte Nuss).
Nach Ende des Kurses ging ich dann wieder zur Kreuzung – und tatsächlich: da stand schon einer und buhlte um Fahrgäste. Diesmal brauchte er etwas länger (ungefähr eine viertel Stunde), bis er genug beisammen hatte. Wieder dauerte es ungefähr eine halbe Stunde bis zur Krezung in Naharija – und diesmal klappte es: mein erster glorioser Sieg über die „Experten“ „Salvador“, „Iseu“ und „Ramiro“!
Ich war sogar früh genug, dass ich auf dem Weg zurück von Naharija nach Nes Ammim noch beim großen Feisal („Feisal HaGadol“ – der weithin berühmte Supermarkt in Mazra'a) vorbefahren und Milch kaufen konnte.
So erwies sich meine Schusseligkeit als der Schlüssel zur Entdeckung einer kostengünstigen und kommoden Transportmöglichkeit zum Arabischkurs, die mich wieder ein Stück unabhängiger vom Auto macht – und das ist in diesem Land bei diesem Verkehr einfach Gold wert.

 


Dr. Tobias Kriener, Studienleiter in Nes Ammim, März 2017
Leben in Israel zwischen Golan und Sinai, Mittelmeer und Jordan, unter Juden, Muslimen, Christen, Agnostikern,Touristen, Freiwilligen - Volontären, Israelis, Palästinensern, Deutschen, Niederländern, Schweden, Amerikanern undundund

Ein Fortsetzungs-Tagebuch auf reformiert-info. Von Tobias Kriener
 

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