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Für reformierte Christen gibt es keine Instanz, die festlegt, was zu glauben ist. Was gelehrt und gepredigt wird, soll im Einklang mit der Bibel stehen. Darauf zu achten ist die Aufgabe jedes Gemeindemitglieds. Ein hoher Anspruch!
"Wahrer Glaube ist nicht allein eine zuverlässige Erkenntnis durch welche ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort offenbart hat, ..." Der Heidelberger Katechismus (Frage 21) betont die Wichtigkeit des Wissens für den Glauben. Jedes Gemeindemitglied sollte so viel wie möglich wissen, damit es seinen Glauben begründen und weitergeben kann. In der aktuellen Situation wird das aus verschiedenen Gründen wieder wichtig: Der christliche Glaube steht zunehmend in einem Wettbewerb mit anderen Religionen und Glaubensrichtungen. Und auch innerhalb des Christentums spielen Glaubensinhalte angeblich eine immer weniger wichtige Rolle. (gr)
Aktuelle Termine
8. September 2024 - 15. Dezember 2025, Emden
Immanuel Kant (1724–1804) formulierte in seinem Essay „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“ in der Berlinischen Monatsschrift von 1784 die klassische und bis heute gültige Definition des Begriffes „Aufklärung“:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen“.
Die Aufklärung nahm bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts ihren Anfang und zeichnete sich durch ein auf Vernunft basierendes Denken aus, das traditionelle Sichtweisen in Frage zu stellen und zu überwinden bereit war. Das Plädoyer für religiöse Toleranz und die Anerkennung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse der Frühen Neuzeit waren Anliegen dieses Zeitalters.
Im kirchlichen Leben Ostfrieslands gewann die Aufklärung erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts an Bedeutung. Im lutherischen Teil Ost-frieslands traten die Vertreter der Aufklärung früher als im reformierten Bereich auf, wo sie bedingt durch ihre niederländische Prägung gemäßigter in Erscheinung trat.
In der Ausstellung werden jedoch nicht nur die Geschichte der Aufklärung in Ostfriesland und die durch sie entstandenen Kontroversen behandelt.
Das Zeitalter soll anhand dinglicher Exponate greifbar werden. Neben einer historischen Naturaliensammlung wird der Blick auf Arbeiten des ostfriesischen Silberschmieds Hermann Neupert (1727–1807) aus Norden gewährt, der Hoflieferant Friedrich des Großen war. Thematisiert werden aber auch die Möbel aus der berühmten Roentgen-Manufaktur in Neuwied.
Johannes a Lasco Bibliothek, Kirchstraße 22, 26721 Emden
08.09.2024 bis 15.12.2025
03.02. bis 04.05.2025
Eintritt: 6,00 €, ermäßigt: 3,00 €
Kinder/Jugendliche bis 15 Jahre Eintritt frei
Gruppenführungen – nach Terminabsprache (Eintritt zuzüglich 2,00 € pro Person)
Die Wahrheit hat ein fröhliches Gesicht - Ulrich Zwingli
Muss ich Luther mögen – im Lutherjahr?
Muss ich Luther mögen – im Lutherjahr? Sein theologischer Lehrer und Seelsorger Johannes von Staupitz sagt zu ihm: „Du schreist die ganze Welt an.“ Ist es nicht so, dass Luther besonders in der zweiten Hälfte seines Wirkens immer barscher wird? Nicht wenige seiner Zeitgenossen verdammt er. Darunter den Schweizer Reformator Ulrich Zwingli: „Es ist nur der Übermut und die Bosheit des leidigen Teufels, der unser durch einen solchen Schwärmer in dieser großen Sache spottet!» Und doch kann der deutsche Reformator nicht umhin, über den Schweizer einmal zu sagen: „Zwingel ist ein fröhlicher, aufrichtiger, höflicher Kollationsmann [Unterhalter].“
Die Zürcher Mitbürger Zwinglis erinnern sich, dass der „Leutpriester“ vom Großmünster zumeist fröhlich ist, nicht schwermütig. Zwingli allerdings räumt ein, dass auch er wütend werden kann. Seine Mitwelt wiederum bezeugt, dass er danach Streit schlichtet und immer wieder Verträglichkeit und Versöhnungsbereitschaft bewährt. Zwingli kann sich entschuldigen.
Dass die Wahrheit allezeit ein fröhliches Gesicht hat, ist gewiss nicht so. Etwa in diesem Konflikt:
Luther sagt in einer Adventspredigt (1545): „Wenn man rein bleiben will im Glauben, so geht dies nicht ohne Kampf und Streit. So muss denn der Christ auch Krieger und Ritter sein.“ Dagegen Zwingli: „Ein Christ soll mit Waffen gar nichts zu tun haben, soweit es Bestand und Ruhe des Staates erlauben.“
Alles zu seiner Zeit. Aber das fröhliche Gesicht sollte immer wieder Beweggrund unseres Glaubens sein. Zwingli hat es bezeugt.
Prof. Dr. Rolf Wischnath war Generalsuperintendent in Cottbus. Er lehrt Theologie in Bielefeld und Paderborn.
Foto:
Kartenset «Luther und Zwingli im Religionsgespräch»
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