Twitter kreativ: Wie Bücher harmlos werden

Beckers Neuland. Irgendwas mit Medien.


Foto: gmh

Am vergangenen Wochenende ging es auf Twitter wieder einmal kreativ zu. Die Idee hieß „Mach ein Buch harmlos“. Und schon nach wenigen Stunden war dieser Hashtag auf Platz vier der Twitter-Trends.

Die Idee: Wie können die Titel von bekannten Büchern mit kleinen Veränderungen plötzlich ganz harmlos klingen? Da wurde dann aus „Mord im Orient Express“ der neue Titel „Sport im Orient Express“. Oder „Die Asche meiner Mutter“ hieß plötzlich „Die Tasche meiner Mutter“.

Dürrenmatts Klassiker klingt als „Der Richter und sein Banker“ tatsächlich viel harmloser. Ebenso wie „Die verlorene Schere der Katharina Blum“. Albernheiten waren natürlich viele dabei. Besonders beliebt: „Moby Dünn“, „Der Name der Dose“, „Die Schmatzinsel“ oder der „Glööckler von Notre Dame“. Auch Bücher mit religiösen Themen kamen vor. Salman Rushdies umstrittenes Buch hieß nun „Die satanischen Fersen“ und die Tetralogie von Thomas Mann „Joseph und seine Schwestern“.

Beruhigend, dass auch die Bibel in der Liste der umgedichteten Buchtitel nicht fehlt. Gleich mehrere Twitter-User machten aus ihr „Die Fibel“. Aus christlicher Sicht soll die Bibel zwar kein erschreckendes Buch sein - aber harmlos ja auch nicht. Von daher passt sie gut in die Reihe der umbenannten Werke. Der Begriff „Fibel“ ist allerdings gar keine Verharmlosung, sondern laut Etymologie nur die kindliche Aussprache des Wortes „Bibel“. Fibeln sind bebilderte Kinderbücher zum Lesenlernen und enthielten ursprünglich weitgehend biblische Erzählungen. Das Wort ist seit dem 15. Jahrhundert belegt. Aber es klingt tatsächlich harmlos. Fast wie „Per Anhalter durch Paderborn“ oder „Der Zauberbär“.
Wer nochmal in den Tweets stöbern möchte:
https://twitter.com/hashtag/MachEinBuchHarmlos?src=hash&lang=de

Mitteilung von Albrecht Thiel

Das Unternehmen ist so neu nicht. Servets Antwort auf Calvins "Institutio" hieß mit voller Absicht "restitutio Christianismi".

 


Bernd Becker, Pfarrer und Geschäftsführer des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe, 3. Mai 2017