Aussöhnung zwischen unierten Kirchen und der Selbständigen Ev.-Lutherischen Kirche

Vollkonferenz der UEK in Bonn beendet


Kirchenpräsident Christian Schad, Vorsitzender des Präsidiums der UEK Kirchenpräsident Christian Schad, Vorsitzender des Präsidiums der UEK UEK

Mit einem Aufruf zu einem friedlichen Ringen der Religionen um die Wahrheit ist in Bonn die diesjährige Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der der EKD (UEK) zu Ende gegangen.

„Der Streit um religiöse, aber auch philosophische und juristische Wahrheiten ist Teil der Menschheits- und Kirchengeschichte“, erinnerte der Marburger Theologieprofessor Dieter Korsch in seinem Vortrag zum Schwerpunktthema „Streit um die Wahrheit“. Irrtum, Lüge und Verstellung seien die drei elementaren Bedrohungen von Wahrheit. Die „Bestreitung oder Einschränkung von Wissenschaft“ gehöre zu den größten Gefahren der Wahrheitssuche, führte Korsch aus.

Im Zeichen der Aussöhnung stand die Vollversammlung bereits am Vortag: In einem „Gemeinsamen Wort“ bekräftigten die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) und die UEK ihren Willen zur Verständigung. „Wir sind überzeugt, dass es angemessen und heilsam ist, dem Dreieinigen Gott allein die Ehre zu geben und die Gaben des Evangeliums dankbar zu empfangen und zu bezeugen …“, heißt es in dem von der SELK und der UEK verabschiedeten Wort. Angestoßen worden war die Aussöhnung zwischen unierten und bekenntnisgebundenen altlutherischen Gemeinden durch das Reformationsjubiläum und die 200. Wiederkehr des Aufrufes zur lutherisch-reformierten Union in Preußen 1817. In einem gemeinsamen Beratungsprozess waren die SELK und die UEK zu der Einsicht gelangt, dass eine Aussöhnung an der Zeit ist. Als Gast der Vollkonferenz sagte Bischof Hans-Jörg Voigt D.D. (SELK) in seinem Grußwort, dass es „bewegend und befreiend sei, dass das Leid der bekenntnistreuen Mütter und Väter in der Geschichte gesehen wird“. Das führe dazu, auch eigene „Versäumnisse, unangebrachte Härte und Selbstgenügsamkeit auf Seiten der SELK“ noch klarer wahrzunehmen und anzuerkennen.

Selbstständige lutherische Gemeinden waren entstanden, als im 19. Jahrhundert in vielen deutschen Territorien Unionen zwischen lutherischen und reformierten Kirchen eingeführt wurden. Einige lutherische Gemeinden schlossen sich diesen Unionen nicht an. Bei der Durchsetzung der Unionsagende in Preußen kam es auch zur Anwendung von staatlicher Gewalt. Um ihren lutherischen Glauben rein zu bewahren, sind viele Familien nach Amerika und Australien ausgewandert.

Am kommenden Buß- und Bettag (22.11.) werden beide Kirchen gemeinsam in Berlin einen Buß- und Versöhnungsgottesdienst feiern, in dem das Gemeinsame Wort unterzeichnet und veröffentlicht werden soll. Es wird begleitet von einem Brief an die Gemeinden der SELK und der UEK-Kirchen, der das theologisch anspruchsvolle Gemeinsame Wort einfacher erklärt. Das Gemeinsame Wort legt fest, dass die „Bemühungen um Klärung der bestehenden Differenzen wie um befruchtende Zusammenarbeit“ entschlossen fortgesetzt werden sollen. Für eine weite Sicht auf die Ökumene hatte auch der Vorsitzende der Vollkonferenz der UEK, Kirchenpräsident Christian Schad (Speyer), in seinem Bericht zur Catholica-Arbeit in der EKD und in der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) plädiert. Ökumene sei „multilateral und vielfältig“. Schad sprach sich dafür aus, bei einer möglichen „Gemeinsamen Erklärung zu Kirche, Eucharistie und Amt“ von vornherein nicht allein den Lutherischen Weltbund, sondern auch die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen zu beteiligen.


Quelle: UEK