Das Erste Helvetische oder Zweite Basler Bekenntnis (1536)

Gemeinsame Schrift der reformierten deutschsprachigen Eidgenossenschaft

Das Erste Helvetische Bekenntnis oder Confessio Helvetica Prior, auch Zweites Basler Bekenntnis genannt, aus dem Jahre 1536 war rund 30 Jahre das wichtigste Bekenntnis der deutsch-schweizerischen Reformation.

Es ist gemeinsam von den Städten Zürich, Bern, Basel, Schaffhausen, St. Gallen, Mülhausen und Biel geplant und verabschiedet. Die deutsche Version verfasste Leo Jud. In der Außenwirkung wurde es später übertroffen von dem Zweiten Helvetischen Bekenntnis.

 


 

Concordia Religionis Basilee facta

Ein kurtze und gemeine bekantnus, des gloubens der Kilchen, die jn einer Eidtgnossschafft das Evangelium Christi angenomen habenn, allen glöubigen und frommen zeerwegen, zubeschetzenn und zů urteylen dargestellt.

1. Vonn der heiligen geschrifft.

Die heilige, götliche, Byblische gschrifft, die da ist das wort gottes, von dem heilgen geist ingebenn, und durch die propheten und apostlen der wellt fürgetragen, ist die aller eltiste volkomniste, und höchste leer, begrifft allein alles das, das zů warer Erkantnus, liebe und Ere gottes, zů rechter warer fromkeyt und anrichtung eines frommen, Erbaren, und gottseligen lebens dienet.

2. Von ußlegung der gschrifft.

Dise heilige göttliche gschrifft, sol nienarmit1, dann mit jr selbs ußgleyt, und erlernet werden, durch die richtschnur des gloubens und der liebj.

3. Von den allten Lerernn.

Wo nun die heiligen vätter und allten leerer, die die gschrifft erclert und ußgeleyt, über diße richtschnůr nit gehouwen haben, wollen wir sy nit allein für ußleger der gschrifft, sonder für ußerwelte werckzüg, durch die gott geredt und gewürckt hat, erkennen und haltenn.

4. Von Menntschen leerenn.

Was sunst mentschlicher leeren und satzungen sind, sy seyen wie schön, hüpsch, ansichtig, und lang gebrucht sy jmmer wellen, die uns von
gott, und warem glouben abfüren, halten wyr jtell2, schedlich und krafftlos, wie es der her Mathej am 15. selbs bezügt, da er spricht, sy Eeren mich vergebens, so sy lerend die leren der Mentschen.

5. Was der zweck der heyligen geschrifft sye, und woruff sy entlich wyse.

Die gantze Biblische geschrifft siht allein daruff, das mentschlich
gschlecht verstande, das jm gott günstig sye, und woll wellj, und das er diese sine gůtwilligkeyt durch Christum, sinen son, dem gantzen
mentschlichen geschlecht offentlich dargestellt und bewysen habe, die aber allein durch den glouben zů uns kome, allein durch den glouben
Empfangen, und durch die liebj, gegen dem nechsten, ußgetruckt, erzeigt, und bewysen werde.

6. Vonn Gott.

Vonn Gott halten wir also, das ein Einiger, warer, lebendiger, und allmechtiger gott sye, einig jm wesenn, dryfaltig jn personen, der alle ding, durch sin wort, das jst durch sinen son, us nüt geschaffen habe, und alle ding durch sin fürsichtigkeyt gerecht, warlich und wyßlich regier, verwalte, und erhalte.

7. Von dem Mentschenn.

Der Menntsch, das volkomnist bild gottes uff erdenn, under allen sichtbaren Creaturen die Edliste und fürnemste, der ist us lyb und seel zůsamen gsatzt, der lyb jst tödtlich, die seel untödtlich. Dieser Menntsch, als er von gott recht und wol geschaffen was, jst er durch sin eigne schuld jn sünd gefallen, und hat das gantz mentschlich gschlecht mit jm jn solchen vall gezogen, und solcher arbeitseligkeit underwürffig gemacht.

8. Von der Erbsünd.

Dise Erbsucht aber und ursprünckliche sünd jst das gantz mentschlich gschlecht dermaß durchgangen, und hats dermas verwüstet und vergiftet,
das dem mentschen, der ein kind des zorns und fygend gottes worden was, niemand dann gott, durch Christum, helffen oder wyderbringen
mocht, und was jn jm gůts überbliben jst, das wirt durch teglich mengel und presten für und für gschwecht, das es zum ergeren gratet, dann die
krafft der sünd und des prestens in uns trifft für, das weder die vernunfft dem das sy Erkennt nachkomen, nach der hoch verstand, das göttlich
füncklj, pflantzen und fürbringen mag.

9. Von der frygen wylkur, so man nempt den frygen willenn.

Deßhalp wir denn mentschen ein frygen wylkur also gebenn, das wir jnn uns selbs befindend, das wir mit wüsßen und willen gůts und böß thůnd, das bös mögen wir von uns selbs thůn, das gůt aber mögen wir weder annemen noch volstrecken, wir syen dann durch die gnad Christi erlüchtet, erweckt und getriben, dann gott jst der, der jn uns das wollen und vollbringen würckz nach sinem gůten willenn, us gott jst unnser heyl, us uns aber jst nüt dann sünd und verdampnus.

10. Wie Gott den Mentschenn, durch sin Ewigen Ratschlag, wyderbracht habe.

Wiewol nun der menntsch, durch sölliche sin schuld und übertrettung, Ewiger verdampnus zůbekennt und jnn den gerechten zorn gottes gefallen jst. So hat doch gott, der gnedig vatter, nie uffgehört, sorg für jnn zetragenn, welches wir us den Ersten verheyßungen, und us dem gantzen gsatz, durch welches die sünd erweckt nit erlöscht würt, und us dem herren Christo, der darzů verordnet und geleystet jst, clar und gnůgsam offenbar vermercken und verstan mögen.

11. Von dem Herren Christo und was wir durch jnn habenn.

Diser her Christus, ein warer sun Gottes, warer Gott und warer mentsch, hat jnn der zyt, die got von Ewygkeyt har darzů bestimpt, war mentschliche natur, mit lyb und seel angenomen, hat zwo underscheidne, unvermengte naturen, jn einer einigen, unzertrenten person, welche annemung mentschlicher natur darumb geschehen jst, das er unns, die tod waren, wyder lebendig, und mitterben gottes machete, deßhalp er ouch unser Brůder worden jst. Diser her Christus, der sun des waren lebendigen gottes, hat das fleysch, das durch die vereinbarung der gottheyt heilig jst, unnserm fleysch jn allen dingen gleich, ußgenomen die sünd, dann es ein reyn unbefleckt opffer sin solt, us der unbefleckten Junckfrouwen Maria, durch mitwürckung gotts des heiligen geysts, angenomen, für unns jn tod gebenn, zů einer bezalung, begnadigung, und abweschung aller sünden. Unnd damit aber wir ein volkomne hoffnung und vertrůwen unnsers unsterplichen lebens haben möchten, hat er sin fleysch, das er vom tod zum leben wyder ufferweckt, zu der gerechten sines allmechtigen vatters gesetzt. Diser herr Christus, der den tod, die sünd und allen hellischen gwallt überwunden und übersyget hat, jst unnser vorgenger, fürer und houpt, der jst der recht hochpriester, der dositzt zur grechten gottes, und unser sach allweg schirmt und fürt, bis er uns zů der bildnus, zu deren wir geschaffen sind, reformiere und wyderbringe, und jnn die gemeinsame sins göttlichen lebens jnfür. Uff disen herrenn Jesum Christum wartten wir, das er künfftig sy am End der wellt als ein warer rechter richter, der das urteyl über alles fleysch, das von jm zum urteil ufferweckt, vellen würt. Die fromen und glöubigen würt er jnn hymel füren, unnd [die] unglöubigen würt er mit lyb und sel jn Ewyge verdampnus stossen und verdamnen. Diser her Jesus, wie er allein unser mittler, fürsprech, opffer, hocherpriester, herr und künig jst, also bekennen wir jnn allein, und gloubend von gantzem hertzen, das er allein unser versünung, unser erlößung, heyligmachung, bezalung, wyßheyt, schirm und rettung allein sye. Hie verwerffen wir alles das, das
sich ein myttel, opffer und versünung unsers lebens und heyls darstellt, und erkennen keines, dann allein den herren Christum.

12. Was der zweck sy Evangelischer Leer.

Deßhalp sol jn aller Evangelischen ler das das höchst und fürnempst houptstück sin, das jn allenn predigen hefftig getryben und jnn die hertzen der mentschen jngedruckt sol werden, namlich das wir allein durch die eynige barmhertzigkeit gottes und durch den verdienst Christi behalten und selig werden. Damit aber die mentschen verstandind, wie notwendig jnen Christus zum heyl und seligkeyt sye, sol man jnen die größe und schwere jrer sünd durch das gsatz und den tod Christi zum hellisten und claristen anzeigen, jnbilden und für augen stellenn.

13. Wie unns die gnad Christj und sin verdienst mitgeteylt werdj, und was frucht darus volge.

Soliche hohen und grossen gůtthaten götlicher gnadenn und die ware heyligmachung des geysts gottes Empfahen wir nit us unsren verdiensten und krefften, sonder durch den glouben, der ein lutere gab und schencke gottes jst. Derselbig gloub jst ein gwüsser, vester und stiffer, ja ungezwyfelter grund und begriffung aller Dingen, die man von gott verhoffet, welcher us jm die liebe und demnach allerley tugenden und gůter wercken frücht wachsenn macht. Und wiewol die frommen und glöubigen sich jn solchen früchten des gloubens one underlas übend, so schreiben wir doch die frommmachung und das erlangt heyl nit solchen wercken, sonder der lutren gnad gottes zů. Diser gloub, der sich nit uff sine werck, wiewol er unzalbare gůte werck würckt, Sonder uff die Barmherzigkeyt gottes tröstet, jst der recht und war diennst, mit dem man gott gefallt.

14. Vonn der kilchenn.

Uß denen lebendigen steynen, die uff disen lebendigen felsen gebuwen sind, halten wir, das ein heylige allgemeine kilchen, die gemeinsame und samlung aller heiligen, die ein gspons und gemahel Christi jst, welche er durch sin blut reynige und entlichen dem vatter one masen, gantz unbefleckt und unvermaßget darstelle, gebuwen und zemen gesamlet werde. Und wiewol dise kilchen und samlung Christi allein den ougen gottes offenn und bekannt jst, so würt sy doch durch ußerer zeychen, brüch und ordnung, die von Christo selbs jngesetzt und
geordnet sind, und durch das wort gottes, als durch ein gemeine, offne und ordenliche zucht, nit allein gsehen und erkannt, sonder ouch dermaß
gesamlet, und gebuwen, das jn dise kilchen niemandt (ordenlich zereden, und one bsundere fryheyt von gott geoffnet.) one dise ding gezelt würt.

15. Vonn dem zůdiener des wort gottes und diennst der kilchenn.

Deßhalp wir ouch bekennend, das die diener der kilchen mitarbeyter gottes syen, als sy der heilig paulus nent, durch die er sinen glöubigen Erkantnus sin selbs und ablas der sünden zůdienet und fürtreyt, die mentschen zů jm bekert, uffrichtet, tröstet, ja ouch erschreckt unnd urteylet, doch mit disem anhang und verstand, das wir jnn dem allem alle würckung und krafft dem Herrn got allein, dem diener aber das zůdienen zůschriben, dann gwüß jsts, das dise krafft und würckung keiner Creatur niemermer angebunden sol noch mag werden, sonder gott der teylt sy us nach sinem frygen willen denen, denen er wil.

16. Vom gwallt der kilchen.

Der gwallt, das gottes wortt zepredigen unnd die schäflin des herrn zůwyden, (welches eygentlich zereden der schlüßlen gwallt jst,) schribt allen mentschen für ein form zůleben, sy syend hochs oder nydern stands. Solcher gwallt und ansehen sol als ein bevelch und handel hochthür, unveracht und unverletzt sin, sol ouch niemandt zůzedienen empfolen werden, er sy dann zůvor durch die götliche stymm und wal und durch die jhänen, die von der kilchenn durch wolbetrachteten ratschlag und usschuß darzů bestimpt und erwellt sind, togenlich und gschickt darzů erfunden und erkennt.

17. Vonn der erwelung der dienern der kilchenn.

Dann sölich ampt und dienst sol nieman befolhen noch vertruwt werden, er sye dann zůvor jn heyliger gschrifft und Erkantnus des willen gottes wol berichtet, jnn fromkeyt und unschuld des lebens unstrefflich und jn vlyß und Ernnst, die Eer und den namen Christi zefürdern, hytzig und jnbrünstig erfundenn und Erkannt worden, namlich durch die diener und fürstender der kilchen, ouch die, die us der Christenlichen oberkeyt als von der kilchen wegenn zů solchem ampt erwellt sind, und diewyl dasselbig ein rechte ware wal gottes jst, sol sy durch das urteil der kilchen und ufflegung der henden der Ellteren als billich und recht Erkennt und angenomen werden.

18. Wer der hyrtt unnd das houpt der kilchenn sye.

Dann Christus selbs allein das war und recht houpt unnd hyrtt siner kilchen jst. Derselbig gipt siner kilchen hyrtten und lerer, die us sinem bevelch das wort und den gwallt der schlüßlen ordenlich und rechtmessig, wie oben gemeldet, fürend, deßhalp wir die jhänen, die allein mit dem Byschoff sind, und das houpt zu Rom weder bekennen noch annemend.

19. Was das Ampt sy der dienern der kilchenn.

Das aller höchst und fürnempst jnn disem ampt jst, das die diener der kilchen rüw und leyd der sünden, enderung des lebens und verzychung der sünden predigend, und das alles durch Christum. Item das sy unufhörlich für das volck bittend, der heyligen gschrifft unnd wortt gottes jn lesen, und heiliger trachtung ernstlich und vlyssig obligend, mit dem wort gottes, als mit einem schwert des geysts, in alle weg den Thufel mit tödtlichem Hass vervolgend, und sink rafft niderlegend und schwechend, das sy die gsunden bürger Christi schirmind, die bösen aber warnind, hindersich haltend und abtrybend, und so sy jn jrem frevel und unverschampten lasteren die kilchen Christi woltend für und für ergeren und verwüsten, sollend sy durch die jhenigen, so von den dienern des worts und Christenlicher oberkeyt [darzu verordnet sind], ußgeschlossen oder jnn andere fügckliche und formckliche weg gestrafft und verbessert werden, bis sy jr yrsal bekennen, sich endernd und gsund werdend. Denn aber sol der bürger Christi, der also presthafft und kranck gewesen und ußgeschlossen jst, wyder jnn die kilchen uffgenomen werden, so er sich bekert und mit grossem ernst die sünd und jrsall bekennt und vergicht, (dann dahyn sol dise straff dienen), und artzny sinem prestenn gewilliglich sůcht, sich jn ein geystliche disciplin und zůcht begipt, und mit einem nüwen vlys und ernnst zur frumkeyt alle frommen erfreut.

20. Vonn dem vermögenn, krafft und würckung der Sacramenten.

Deren zeychen, die man Sacrament nent, sind zwey, namlich der Touff und das nachtmal des Herren. Dise Sacrament sind bedütliche heilige zeychen hoher und heymlicher dingen, die aber nit bloße und läre zeychen sind, sondern sy bstand jn zeychenn und wesenlichen dingen. Dann jm touff jst das wasser das zeychen, das wesenlich aber und geystlich jst die wydergeburt und die uffnemung jnn das volck gottes. Im nachtmal oder dancksagung sind brot und wyn zeychen, das wesenlich aber und geystlich jst die gemeinschafft des lips Christi, das heyl, das am Crütz erobret jst, und ablas der sündenn, welche wesenliche, unsichtbare und geystliche ding jm glouben1, glich wie die zeychen liplich empfangen werden, und jnn disen wesenlichen geystlichen dingen stat die gantze krafft, würkung und frucht der Sacramenten. Deßhalp wir bekennend, das die Sacrament nit allein unsere zeychen syend Christenlicher gsellschafft, Sonder wir bekennendts für zeichen göttlicher gnaden, durch die die diener der kilchen dem Herren zů dem fürnemen und End, das er uns selbs verheyßt, anbütet und krefftenklich verschafft, mitwürckend, doch der gstallt, wie oben vom zůdienen des wortts gseyt jst, namlich das alle heylmachende und seligmachende krafft dem Herrn gott allein zůgeschriben werde.

21. Vom Touff.

Der Touff jst us der jnsatzung des Herren, ein wydergebärliche abweschung, welche der Herr sinen ußerwelten mit einem sichtparen zeychen durch den dienst der kilchen, wie oben grett und erlütert jst, anbütet und darstellt, jnn welcher helgen3 abweschung wir unsere kinder darumb touffend, das es unbillich were, das wir die jhenen, die us unns, die ein volck gottes geporen sind, der gemeinsame des volcks gottes sollten entrouben, die doch mit göttlicher stymm darzů bestimpt, und die sind, von denen man sich vermůten soll, sy seyend vonn gott erwellt.

22. Vom Nachtmal des Herren oder von der dancksagung.

Vom heylgen Nachtmal hallten wir also, das der Her jm helgen abendmal sin Lyb und Blůt, das jst sich selbs, den sinen warlich anbütet und zů solcher frucht, zů nießen gipt, das er je mer und mer jn jnen, und sy jn jm lebend, nit das der lyb und das Blůt des heren mit brot und wyn natürlich vereinbaret oder rumlich darjn verschlossen werdend, oder das ein lipliche fleyschliche gegenwürtigkeit hie gesetzt werde, sonnder das brot und wyn us der jnsatzung des Herren hoch bedütende, heilige waarzeychenn syind, durch die von dem Herren selbs, durch den dienst der kilchen, die ware gemeinschafft des lyps unnd Blůts Christi den glöubigen fürgetragen und dargebotten werde nit zů einer hynfelligen spys des buchs, Sonder zů einer spis und narung des geystlichen und Ewigen lebens. Sölcher hohen und heyligen spis gebruchen wir uns offtermals, das wir dardurch ermant, jn den tod und Blůt des gekrützigeten Christj mit den ougen des gloubens sehind, und unnser heyl mit einem vorgust des hymlischen wesens, und mit einer rechten befindtnus des Ewygen lebens betrachtend, mit dieser geystlichen, lebendtmachenden und jnneren spis werden wir mit unussprechlicher süßikeit erfristet und erkückt, und mit hoher fröud, das wir jnn dem tod Christi unnser leben findent, erfüllt, deßhalp wir gantz und gar jnn fröuden jn unseren hertzen uffspringend, und mit allen unseren krefften jemer umb so ein thüre und hohe gůtat, die er uns bewysen hat, jnn dancksagung uns selbs gantz ußgießend. Deßhalp man uns vast unbillich zůlegt, das wir den hochen waarzeychen wenig zůgebend, dann dise heiligen zeychen und Sacrament sind heilige und Erwürdige ding, als die, die von Christo, dem hohen priester, jngesetzt und gebrucht sind, so tragenn sy, dermas wie oben darvon grett jst, die geystlichenn ding, die sy bedütend, für, und bietend sy an, sy gebend von dem geschechnen ding zügcknus, sy bildend uns an und efernd uns so hohe heilige ding, und mit einer besondern änliche der dingen, die sy bedütend, tragen sy ein groß und herlich liecht jn die heilge göttliche hendel, zůdem geben sy ettwas behilff und fürschub dem glouben, sind als vil als ein Eydtzpflicht, mit denen sich die glöubigen jrem houpt und den kilchen jnpflichtend und verbindent, so hoch und thür halten wir von den heylgen und hochbedütenden waarzeychen, jedoch geben wir die lebendmachende und heyligmachende krafft allweg allein dem zů, der allein das leben jst, dem sy lob jn Ewygkeyt. Amen.

23. Von der Heyligen versamlung und zemenkomung der glöubigen.

Wir haltend, das die heiligen samlungen und zemenkomen der glöubigen dermas sollen begangen werden, das man vor allen dingen dem volck das wortt gottes an einem gemeinen und darzů bestimpten ort teglich1 fürtrage, das die heimlichen verstend der gschrifft durch gschickte diener teglich ußgeleyt und erclert werdend, das man das nachtmal des herren und heylige dancksagung halte, damit der glöubigen gloub für und für geübt werde, das man mit ernstlichem gebett, für alles anlygenn aller mentschen ernstlich anhalte, andere Ceremonien, deren vyl und unzalbar sind, als kelch, meßgewannd, korröck, kutten, Blatten, fan, kertzen und altär, gold und Sylber, sover sy ware religion und rechten gots dienst niderzelegen und umbzůkeren dienend, und bsonder die götzen und Bylder, die zůvereren und Ergernuß gebrucht werdend, und was sölicher ungötlicher dingen sind, die wellen wir us unser heiligen gemeind wyt hyngetryben haben.

24. Von denen, die durch faltsche leren die kilchen Christi trennend, oder sich von jren absondernd und rottend.

Alle die jhenen, die von der heilgen gemeinsame und geselschafft der kilchen abtrennend und sondernd, frömbde, ungötliche leren jnn die kilchen jnfürend oder sölicher leer anhangend, welchen presten zů unsern zyten die wydertöuffer aller meyst haben, So sy der warnung der kilchen unnd Christenlichem bericht nit losen und gehorsam sint, Sonder hertbennig uff jrem kyb und jrsall mit verletzung und verfürung der kilchen bestan und verharren wellend, sollend dieselbigenn durch den obern gwallt gestrafft und hynderhalten werden, damit sy die herdt gottes mit jrer valtschen leer nit vergifftend und befleckend.

25. Vonn denen dingen, die da weder gebotten noch verbotten, sonder myttel und fryg sind.

Die ding, die man myttel nent, wie sy dann (eygentlich zereden) sind, deren mag sich ein fromer glöubiger Christ zů allen zyten, an allen orten, fryg gebruchen, doch das er das thůe nach dem rechten wüssen und mit liebe, dann der glöubig sol alle ding also bruchen, das die Eer gottes gfürdert und die kilchen und nechsten gebessert, nit verergert werde.

26. Vonn der weltlichen Oberkeyt.

Diewyl aller gwallt und oberkeyt von gott, jst sin höchst und fürnempst ampt (wo er nit ein tyrann syn will), das er die ware gottes Eer und den rechten gotsdiennst, mit straff und ußrütung aller gotzlesterung, schyrme und fürdere, und müglichen vlys ankere, das er das jhene, das der diener der kilchen und verkünder des Evangelij us dem wort gottes lert und fürtreyt, fürdere und volstrecke. Das aber solche religion, warer gotzdienst und Eerberkeyt uffgange und wachse, würt der obergwallt fürnemlich allen vlys dahin wenden, das das heyter wortt gottes der gmeind trülich fürgetragen, und niemand daran verhindert werde, das die Schůlen wol angerichtet, die gemein Juget und gantze Bürgerschafft wol glert, vlyssig berichtet unnd gezüchtiget werde, das man flissige sorg trage für die diener der kilchen und armen jn der kilchenn, das dieselben nach der billigkeit und zymlichen notturfft versehen werdind. Dann dahin sollen die kilchen güeter dienen. Wyter sol der ober gwallt das volck mit billichen göttlichen satzungen regieren, gricht und recht haltenn und handthabenn, gmeinen fryden und wolstannd erhalten, gmeinen nutz schützen und schirmen, unnd die übelthäter nach gelegenheyt jrer missetat am gůt, lib und leben, wie billich, straffen, und so er das thut, dienet er gott, sinem Herren, wie er pflichtig unnd schuldig jst. Solichem obergwallt sollend wir alle, ob wir wol jn Christo fry sind, mit lyb, hab und allem unsrem gůt gehorsam, gewertig sin, und uns mit liebe, von hertzen, und us glouben, jm underthenig bewysen, trüw und Eyd thun und leystenn, all diewyl sine geheyß unnd gebott wyder den nit offentlich jst, um des wegenn wir jm Eer anthůnd und gehorsam sind.

27. Vonn der heyligen Ee.

Wir haltend, das der Eelich stand allen mentschen, die darzů tougenlich und gschickt, und von gott sunst usserthalp der Ee küsch zůleben nit beruffen sind, von gott uffgsetzt und verordnet sye, das kein ordenn noch stand so heylig und Eerbar, dem der Eelich stand zůwyder sy, und verbotten solle werden. Und wie nun sölche Ee von der kilchen mit einer herlichen offenbaren vermanung und gebett bestetet würt, also sol ouch der obergwallt acht haben und daran sin, das die Ee billich unnd ordenlich bezogenn und recht und Erberlich gehalten wird, ouch nit lychtlich on wychtige und rechtmessige ursachen getrennt und gescheyden werde. Deßhalp könnend wir die Clöster und andrer aller vermeinter geystlicher unsubere und unordenliche küschheyt und das selbig ful und unnütz leben (das etliche lüt us unbegrüntem yfer uffgesetzt und angerichtet haben) nit loben, sonder verwerffendts als ein schützlich und grülich ding, von mentschen wyder gottes ordnung erdichtet und erfundenn.