Aktuelles
Aus den Landeskirchen >>>
Aus den Gemeinden >>>
Aus dem Reformierten Bund >>>
Kolumne >>>
from... - die reformierte App
Newsletter
Wir auf Facebook
Anschlag auf den Haram asch-Scharif/Tempelberg
Nes Ammim - aus dem Alltag in einem nicht-alltäglichen Dorf in Israel. 57. Kapitel
Tobias Kriener erzählt:
18.7.2017
Es ist wie es immer ist kurz vor den Ferien: Alles trudelt so irgendwie aus. Die Volos verlassen einer nach der anderen […]
Und ich bastele am Programm für September: Jetzt beginnt sich alles zu wiederholen. Natürlich nicht alles, manches will ich schon anders machen. Aber vieles kommt auch wieder: Die hohen jüdischen Feste stehen eben an - und andere Programmpunkte, die sich bewährt haben, nehme ich selbstverständlich wieder mit rein.
Ich freue mich auf den Urlaub: 3 Wochen in Deutschland - eine Woche davon mit den Zockerkumpeln in Hoechst. 2 Wochen in der Nähe von Jael, die kurz vor der Geburt unseres ersten Enkels steht. Raus aus der Hitze - in den gemäßigten Sommer Mitteleuropas.
Was danach kommt, werden wie sehen: Wie es mit Nes Ammim weiter geht, wo einige personelle Wechsel im israelischen Mangement anstehen. Wie es mit diesem Land weitergeht. Wo ich so manches gar nicht verstehe. Die Winkelzüge Netanjahus kann man sich ja vielleicht mit seinem Willen zum Machterhalt erklären - auch wenn es schwer fällt wirklich zu glauben, dass jemand so machtgeil sein kann, dass er dafür sogar in Kauf nimmt, sich mit einem Autokraten wie Victor Orban in's Bett zu legen und sogar dessen antisemitische Kampagne gegen Georg Soros zu goutieren. Es scheint, als sei der Hang zum Autoritarismus und Supernationalismus gerade in vielen Demokratien en vogue. Manche - wie Östereich bei seiner Präsidentenwahl, Holland und Frankreich, und hoffentlich auch Deutschland bei der Bundestagswahl im September - kriegen die Kurve. Ob Israel sie kriegen wird... ?
Aber dann gibt es da auch noch Unterströmungen, Phänomene, die mir völlig rätselhaft ist - die mir absolut außerhalb aller gewohnten Machtspiele zu liegen scheinen: Was sollte der Anschlag letzten Donnerstag auf den Haram asch-Scharif/Tempelberg - als 3 israelische Araber (Mitglieder der Muslimbruderschaft?) zwei drusische Mitglieder der „Mishmar HaGvul“ - der Grenzschutztruppen -, die am Eingang zum Tempelberg Wache hielten, erschossen - bevor sie nach einem Feuergefecht auf dem Areal des Haram selber erschossen wurden? Da hilft kein politisches Analysieren - und auch die Erklärungsversuche von Gideon Levi und Amira Hass finde ich letztlich nicht befriedigend. Wer wollte da was zeigen? Wenn das Ziel gewesen sein sollte, einfach nur die Situation um diesen symbolisch höchstaufgeladenen Punkt der Erde weiter zu komplizieren, ist das natürlich gelungen: Die israelische Polizei hat Metalldetektoren an den Zugängen zum Haram aufgestellt, die der Waqf wieder weg haben will - keiner gibt nach - Zündstoff garantiert; bei den Zusammenstößen gestern gab es „nur“ 3 Verletzte - aber die nächsten Meldungen über Tote werden nicht lange auf sich warten lassen...
Hm - seltsam finstere Gedanken, bei denen ich gelandet bin. Jetzt müsste eigentlich dringend noch „was Positives“ her ... Aber ich lass das einfach mal so stehen.
Dr. Tobias Kriener, Studienleiter in Nes Ammim, Juli 2017
Ein Fortsetzungs-Tagebuch auf reformiert-info. Von Tobias Kriener