Der Moderator

Ein Dank für Peter Bukowski


foedus

hrsg. von Hans-Georg Ulrichs Eine Dankschrift zur Verabschiedung von Peter Bukowski, Moderator des Reformierten Bundes

Über 25 Jahre lang war Peter Bukowski ein herausragender Repräsentant des reformierten Protestantismus. Als Moderator des Reformierten Bundes war er eine charismatische Persönlichkeit und Identifikationsfigur: Er übernahm Leitungsverantwortung, gab Orientierung, stärkte das gemeinsame Selbstverständnis der Reformierten und vertrat die konfessionellen Belange, die keineswegs nur um den Selbsterhalt der Konfession kreisen, sondern vielmehr die charakteristischen Wesenszüge des reformierten Protestantismus in den öffentlichen Diskurs hinein kommunizieren: Formen der Frömmigkeit und weltzugewandte Zeitgenossenschaft in christlicher Verantwortung. (Aus dem Vorwort)

Der Reformierte Bund ist Peter Bukowski zu großem Dank verpflichtet. Anlässlich seines Ausscheidens aus dem Amt des Moderators während der kommenden Hauptversammlung in Villigst wird Bukowski eine Festschrift überreicht: Der Moderator. Ein Dank für Peter Bukowski, herausgegeben von Hans-Georg Ulrichs, Hannover 2015

In diesem Buch, das alle Teilnehmenden der Hauptversammlung in Villigst erhalten werden, berichtet Peter Bukowski in einem ausführlichen Interview über seine Zeit als Moderator von 1990–2015. So entsteht ein bewegendes Bild der neuesten Kirchengeschichte bis unmittelbar in die Gegenwart hinein. Bukowskis langjähriger theologischer Weggefährte Michael Weinrich reflektiert die Chancen des Moderatorenamtes. Aus dem Kreis der reformierten Kirchenhistoriker entwirft Hans-Georg Ulrichs in biographischen Skizzen der Moderatoren eine kleine Geschichte des Reformierten Bundes. Walter Herrenbrück, einer von Bukowskis Mentoren, würdigt ihn in einem persönlichen Grußwort.

Interview mit dem Herausgeber Hans-Georg Ulrichs

reformiert-info: Sie ordnen Peter Bukowski in die Reihe der bisherigen Moderatoren ein …

Ulrichs: Das wäre verfrüht, denn „Buko“ zählt ja zur Gegenwart von uns Reformierten. Deshalb steht im Zentrum dieses Bandes ein ausführliches Interview mit ihm, darin eingewoben sind Abschnitte seiner Berichte, die er alle zwei Jahre in den Hauptversammlungen vorgetragen hat. Da fließen dann Erinnerung, Reflexion und Dokumentation zusammen.

reformiert-info: Ihr eigener Beitrag beschäftigt sich mit den sieben Vorgängern Bukowskis. Gibt es Neues zu berichten?

Ulrichs: Leider ist die Geschichte des reformierten Protestantismus im 20. Jahrhundert im Allgemeinen und die Geschichte des Reformierten Bundes im Besonderen eine schmerzhafte Lücke in der neueren Kirchengeschichtsschreibung. Während der Kirchenkampf ganz gut erforscht ist, gibt es neben einigen kleineren und älteren Arbeiten nur wenig. Und in der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung über die Zeit nach 1945 werden die Reformierten im Großen und Ganzen schlicht übergangen. Insofern bietet mein Beitrag „Von Brandes bis Bukowski“ Neues, vor allem einige vorsichtige Neubewertungen.

reformiert-info: Beispielsweise?

Ulrichs: Ich will mich jetzt auf drei Beispiele beschränken. Der zweite Moderator Heinrich Calaminus ist fast ganz vergessen, aber er war eigentlich derjenige, der organisatorisch und publizistisch den Reformierten Bund in den ersten Jahrzehnten stabilisiert hat – und er hat gegen den Widerstand in den eigenen Reihen dafür Sorge getragen, dass während des Ersten Weltkrieges nationalistische Propaganda im Reformierten Bund kaum Raum fanden.

Sein Nachfolger – und Schwiegersohn! – August Lang wird oft als etwas naiv und fromm belächelt, wozu es wirklich wunderbar freche Zitate von Karl Barth gibt. Aber Lang war eben auch ein früher Ökumeniker, bereits vor dem Ersten Weltkrieg, der dann – natürlich mit anderen zusammen – in den 20er Jahren den Reformierten Bund weit voranbrachte.

Und als letztes Beispiel nenne ich mit allergrößtem Respekt Hermann Albert Hesse, Moderator von 1934 bis 1946, der einerseits immer offen blieb für bessere Belehrungen – so gab er während der 20er Jahre seinen starken Nationalismus auf und öffnete sich in der zweiten Jahreshälfte 1933 ganz den Positionen Barths. Hesse war überdies dann auch ein entschiedener und unerschrockener Mann, politisch klar sehend und ein Freund und Verteidiger des Judentums. Er hat schlimmes Leid bis zu KZ-Haft und dem Tod dreier Kinder erlebt. Nach 1945 wurde dann von weniger tapferen und „pragmatischen“ Kirchenfunktionären die Meinung gestreut, dass Hesse mit seiner Sturheit auch selbst ein Stück schuld sei an seinem Schicksal. Es ist traurig, dass selbst neuere Forschungsarbeiten solche Behauptungen weiterkolportieren.

reformiert-info: Und wie kommt Peter Bukowski in dieser Reihe der bisherigen Moderatoren zu stehen?

Ulrichs: Problemlos findet man bei jedem seiner Vorgänger charakteristische Züge, die auch Bukowskis Person und Wirken ausmachen: persönliche Frömmigkeit, politische Wachsamkeit, Engagement für die eigene Konfessionsfamilie bis hin zur Weltebene und Engagement für die ganze evangelische Kirche, theologische Ernsthaftigkeit mit biblischer Fundamentierung und mit einer Orientierung an Karl Barth, eine Offenheit aber auch für weitere Belehrung, und sein Humor – zu jedem Stichwort könnte man neben Bukowski auch einen oder mehrere Vorgänger nennen. Insofern will ich ihn dann also doch schon in die Geschichte der Moderatoren „einreihen“. Aber darin geht sein Wirken nicht auf, vielmehr bin ich überzeugt, dass er im zurückliegenden Vierteljahrhundert eine Ära geprägt hat. Deshalb bin ich dankbar, dass ich an dieser Festschrift, an diesem „Dank für Peter Bukowskis“, mitwirken durfte.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Michael Weinrich: Der Moderator Leitung im Kollegium – Episkopé als modernes Management

Hans-Georg Ulrichs: Von Brandes bis Bukowski - Die Moderatoren des Reformierten Bundes

Walter Herrenbrück: „Es muss uns nicht geben, aber es gibt uns.“ Aufgaben wahrnehmen

Auswahl-Bibliographie

 

Der Moderator
Ein Dank an Peter Bukowski
hrsg. von Hans-Georg Ulrichs
foedus-Verlag 2015
15,- Euro

Reformierter Bund gratuliert dem früheren Moderator

Peter Bukowski, ehemaliger Moderator des Reformierten Bundes, wir am 9. Juni 70 Jahre alt. Der Reformierte Bund sendet Glückwünsche an einen Theologen, der den reformierten Diskurs mit viel Engagement vorangetrieben und mitgeprägt hat.