Die Feier des Abendmahls ist mit einer konkreten Verheißung verbunden: mit der Gegenwart Jesu Christi als der personifizierten Freundlichkeit Gottes (vgl. Ps 34,8), dessen Verheißungen der Kirche immer aufs Neue zu sagen und mit den Worten des Paulus (vgl. 1Kor 11,23ff.) vor Augen zu stellen sind. Dass das heilige Abendmahl in nicht wenigen reformierten Gemeinden als Gedächtnismahl gefeiert wird – verbunden mit einer gewissen Würdigkeit der Teilnehmer –, hängt mit der problematischen Wirkungsgeschichte der Paulinischen Einsetzungsworte zusammen. Im Zusammenhang der Deutung des christlichen Abendmahls kann es hilfreich sein, den Vätern des reformierten Protestantismus Gehör zu schenken, in unserem Fall: dem Genfer Reformator Johannes Calvin. Er hat sich zeitlebens intensiv mit dem Abendmahl und dessen Relevanz für die Gemeinde und für die Christen auseinandergesetzt hat.
Die in den Abendmahlsworten explizierte Zusage Gottes, dass Jesus Christus gegenwärtig „mitten unter“ uns (Mt. 18,20) ist, übt schon seit längerer Zeit große Faszination auf mich aus. Ich bekam dankenswerterweise mehrmals die Gelegenheit, meine Gedanken zum Thema nicht nur im universitären (2012), sondern auch im kirchlichen (2016) sowie im übergemeindlichen (2017) Kontext vorzutragen und darüber in fruchtbare Diskussionen einzutreten. Die folgende Darstellung entstammt einem im Oktober 2016 in der Ev. Kirchengemeinde Gummersbach gehaltenen Gemeindevortrag mit dem Titel: „Johannes Calvin und das Abendmahl“. Er ist für die Drucklegung überarbeitet und um Literaturnachträge erweitert worden. Für die hilfreichen, auch kritischen Anregungen danke ich neben Herrn Prof. Dr. Georg Plasger (Siegen) auch Pfr. i.R. Hans-Jörg Böcker (Gummersbach). Besonderer Dank gilt Jörg Schmidt (Wuppertal), der diese Studie drucktechnisch professionell begleitet hat.