"War Israel ... glücklich mit seinem Gott? War Jesus glücklich mit seinem Vater? Macht Religion glücklich? Macht sie 'reif'? Schenkt sie Identität? Heimat, Geborgenheit, Frieden mit uns selbst? Beruhigt sie die Angst? Beantwortet sie die Fragen? Erfüllt sie die Wünsche, wenigstens die glühendsten? Ich zweifle."
Erich Zenger
in: ders., Ich will die Morgenröte wecken. Psalmauslegungen 2, Freiburg, Basel, Wien 1994, 232.
In einem Tagebucheintrag vom 16. Januar 2001 beobachtet Imre Kertész das schnelle Schlagen seines Herzens und sieht zunächst die Tachykardie, das Herzrasen, als Ursache. Doch beim Blick vom Arbeitstisch in den Garten ergreift ihn plötzlich Freude:
"Solange du lebst, sei glücklich, einzig das Glück ist dem leebn würdig, sonst vegetierst du würdelos ... Auch die Freude ist ein Hüpfen des Herzens, nicht nur die Tachykardie."
in: Imre Kertész, Letzte Einkehr. Tagebücher 2002-2009, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2013, 13.
"Was Seneca seinen Zeitgenossen vor zweitausend Jahren vorhielt, nämlich dass sie bezüglich der rage, wie 'ein glückliches Leben' zu führen sei, 'im Dunkeln tappen', gilt offenbar auch für uns. Wir suchen immer weiter nach der richtigen Lösung. Genau das macht letzten Endes die Kunst des Lebens aus."
Zygmunt Bauman
in: ders., Wir Lebenskünstler, edition suhrkamp, Berlin 2010 (Original 2008), 192.