Die unerreichbare Festung Europa fordere einen hohen Preis, schreibt Weusmann im Blog des Präses und der rheinischen Kirchenleitung. „Hat die Wertegemeinschaft keine andere Antwort als beispiellose Investitionen in einen kompromisslosen Grenzschutz?“, fragt der Vizepräsident, und weiter: „Muss man die zahlreichen Toten und das Leid an den EU-Außengrenzen sehenden Auges in Kauf nehmen? Wie kann die Globalisierung unter diesem Vorzeichen überhaupt funktionieren?“ In einer globalisierten Welt, scheibt Weusmann, könnten Waren ohne Hindernisse von einem Ort zum anderen gelangen, Menschen nicht, jedenfalls nicht alle. Der Pass bestimme den Radius der Möglichkeiten.
Beim Rückflug übers Mittelmeer habe er an die vielen Flüchtlinge gedacht, die dort starben, so Weusmann, aber auch an die Grenzschützer, die im Auftrag der europäischen Regierungen das Meer überwachen. „Ob sie ihrer völkerrechtlichen Pflicht zur Seenotrettung ausreichend nachkommen? Was wissen wir schon von dem, was dort auf hoher See geschieht? Bräuchten wir eine ,Greenpeace-Mission‘ zum Schutz der Flüchtlinge, eine neue Cap Anamur?“
Weusmann war mit Vertretern des Kirchenkreises Jülich und dessen Partnerkirche, der Evangelischen Kirche in Marokko, unterwegs gewesen. Er selbst war in ein Polizeirevier gebracht und verhört worden, nachdem er die Grenzzäune zwischen Nador und dem spanischen Melilla fotografiert hatte. In der Nähe der Grenze zwischen Marokko und Algerien hatte die Delegation später mit Flüchtlingen und ihren Betreuern gesprochen.
Bekämpfen, schreibt Weusmann abschließend im Blog, müsse man die Fluchtursachen. „Unser christliches Menschenbild sollte Ansporn genug sein, auf eine Veränderung der Verhältnisse hinzuwirken. Erst wenn das gelingt, haben wir unsere Werteordnung verteidigt.“
Der Blogeintrag:
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