70 Jahre nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944

Predigt 2. Thessalonicher 3,1-5

Gedenkstein in Berlin Schöneberg an der kurzzeitigen Grabstätte Stauffenbergs und weiterer Opfer des 20. Juli auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof © ref-info

Liebe Gemeinde,

wozu brauchen wir Heilige? Wenn ich im Sommer oder Herbst von Bayreuth zurück nach Nürnberg fahre über die Dörfer der Fränkischen Schweiz, dann ist immer irgendwo ein Kirchweihbaum aufgestellt. Jede Kir­che ihr eigenes Patroziniumsfest, jede Kirche ihre eigenen Heiligen! Tritt man dann ins In­ne­re mit den Altarbildern und Statuen, blickt man auf die tapferen Märtyrer mit ihren To­des­werk­zeugen - ein Katalog menschlicher Grausamkeiten. Die Patrone und Pa­tro­nin­nen, in den Himmel erhoben durch ihr Glaubenszeugnis und ihren Tod. Oder andernorts die Kämp­fer: Georg mit dem Schwert - wie der Heilige Jakob in Santiago di Compostela hoch zu Ross ge­gen die Mauren. Nicht getötet, sondern todbringend. Die Heiligen als Heldinnen und Hel­den des Glaubens.

Wozu brauchen wir Heilige? Aus welchem Fegefeuer sollen sie erlösen? Ich meine, was wir am meisten suchen bei der Verehrung vorbildlicher Menschen, ist Trost. Der Trost, dass es da einzelne gibt, die das getan haben, was wir unterlassen haben oder wo­von wir fürchten, dass wir es nie tun könnten. Der Trost, dass dieses Experiment Gottes mit dem homo sapiens nicht gänzlich gescheitert ist. Der Trost, dass unsere Hoffnung auf Mensch­lichkeit unter Menschen nicht völlig absurd ist. Oder auch: Die Hoffnung, dass das „Bö­se“, vor dem wir Angst haben, besiegt werden kann.

Heute wird solcher Trost und solche Hoffnung in die Erinnerung an das Stauffenberg-Attentat vom 20. Juli 1944 ge­legt. Und die Heiligen des Tages werden gefeiert. Gedenkstunden, Kranz­­­­nieder­le­gun­gen, Reden, Vereidigung von Soldaten. In zwei Stunden wird der Bun­des­prä­­sident seine Re­de halten. Wird er 70 Jahre nach dem gescheiterten Attentat durch Of­fi­zie­re seine um­strit­te­nen Äußerungen zur „militärischen Verantwortung Deutschlands“ mit dem Hinweis verteidigen, dass das Militär auch Helden des Widerstands hervorgebracht hat, tap­­fere Offiziere? Die freilich ihr gründlich erlerntes und jahrelang erprobtes Kriegshandwerk dann doch erfolglos gegen den Führer eingesetzt hatten!

Mir ist Heiligenverehrung – innerhalb und außerhalb der Kirche, mit­tel­alterliche wie zeitgenössische – grund­­sätzlich suspekt. Kaum hatten die Re­for­ma­to­ren in Wittenberg und anderswo so man­­­ches Heiligenbild aus den Kirchen geräumt, wurden die Wän­de mit überlebensgroßen Lu­­ther- und Melanchthon-Gemälden ausgestattet. Diese neu­en Heiligen waren über alle Kri­tik erhaben. Und – fast wie Blasphemie wurde es geahndet, wenn viele aus meiner Ge­ne­ra­tion in den 70er Jahren an einer unreflektierten Stauffenberg-Ver­ehrung Anstoß genommen hat­­ten und die Motive und undemokratische Grundhaltung der meis­ten Verschwörer hin­ter­frag­­ten. Was war denn mit den anderen Männern und Frauen, die ihr Leben für einen – ver­geb­lichen – Befreiungskampf gegen das NS-Regime hin­ge­ge­ben hatten? Von ihnen hatte ich in der Schule nie etwas gehört, z.B. von dem sozialistischen Ar­beiter Georg Elser.

Heiligenverehrung – sie verrät mehr über die Verehrer als die Heiligen. Können wir zum Beispiel stehen lassen, was der SPD-Abgeordnete Carlo Schmid 1958 äußer­te: Sie, die unter dem Beil, die am Galgen, die in den Gaskammern, am Pfahle gestorben sind, haben stellvertretend auch für uns gehandelt; der harte Lorbeer, den sie, einer Dornenkrone gleich, in ihre Stirne gedrückt haben, hat die Schuld weggenommen, die auf uns lastete.[1] Holocaust-Opfer und hingerichtete Attentäter in einem Atemzug. Ich finde das unerträglich. So unerträglich wie den rhetorischen Schwenk vom Lorbeer zur Dornenkrone.

Nein – die Heiligen und Heiliggesprochenen sind es nicht, die unsere Schuld weggenommen ha­ben und wegnehmen. Nicht die unschuldigen Opfer und nicht die mutigen Täter, die die Versündigung durch eigene Gewalt und den Tod nicht scheuten. Wir brauchen keine Stellvertreter Christi. Wir können nicht Verantwortung an an­dere ab­ge­ben. Es mag ja ein Trost sein, dass es in Nazi-Deutschland auch die Ge­schwis­ter Scholl und ihre Freunde gegeben hat. Aber es kann nicht darüber hinwegtrösten, dass die Mehrheit der Deutschen zu Kriegsbeginn hinter dem NS-Regime stand, und dass die meisten Christen nichts getan haben, als die Synagogen brannten. Ja, es mag ein Trost sein, dass ur­sprüng­lich reaktionär den­ken­de Offiziere durch ihr Wissen um Kriegsverbrechen und Massen­ver­nich­tung zur Einsicht ka­men. Aber es kann nicht darüber hinwegtrösten, dass Tausende von Soldaten und KZ-Scher­gen kein Gewissen spürten, und die Mehrheit nichts von Verbrechen sehen und hören wollte.

Nein, wir brauchen keine Heiligen. Das meine ich jedenfalls. Und: Was soll ich eigentlichen einem jungen muslimischen Selbstmordattentäter sagen, der sich auch als Widerstandskämpfer fühlt und in seiner Welt wie ein Heiliger verehrt wird. Wie soll ich begründen, dass sein selbstloses Handeln etwas grundsätzlich anderes ist als ein Partisanen- oder Widerstandskampf, der auch zivile Opfer fordert. Hilfe! In welche Abgründe des Denkens gerate ich da, geraten wir, wenn wir uns auf Hei­li­gen­verehrung einlassen? Nein – unglücklich das Land, das Heilige nötig hat, möchte ich da in Anlehnung an Bertolt Brecht ausrufen.[2]

Deshalb bleibe ich lieber bei den Heiligen, die Paulus in seinen Briefen anredet: Ihr Heiligen – ihr Schwestern und Brüder in der Gemeinde! Ihr Heiligen oder: Liebe Geschwister. So beginnt auch der Predigttext für den heutigen 5. Sonntag nach Trinitatis aus dem 2. Thes­sa­lonicherbrief.

1 Liebe Geschwister, betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde wie bei euch 2 und dass wir erlöst werden von den falschen und bösen Menschen; denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding. 3 Aber der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen. 4 Wir haben aber das Vertrauen zu euch in dem Herrn, dass ihr tut und tun werdet, was wir gebieten. 5 Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi.

Wie nüchtern und schonungslos da von der Welt gesprochen wird: Es gibt das Böse, weil es falsche und böse Menschen gibt und weil der Glaube nicht jedermanns Ding ist. Und viel­leicht auch, weil die Glaubenden nicht immer gut sind. Sonst bräuchte es ja keine Er­mah­nung, dass man tun solle, was die Gemeindeleiter gebieten. Wir hören das nicht gerne. Gemeindeleiter haben uns nichts zu gebieten. Aber die folgenden Verse über offensichtliche Missstände in der Gemeinde enden – allseits akzeptabel – mit dem berühmt gewordenen Satz: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Und weiter heißt es (11f.):  Denn wir hören, dass einige unter euch unordentlich leben und nichts arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie in dem Herrn Jesus Christus, dass sie still ihrer Arbeit nachgehen und ihr eigenes Brot essen. Frühsozialistische Parole, bürgerlicher  Imperativ … Es gibt scheint’s selten etwas Neues unter der Sonne.

Doch heute geht es ja um mehr und Komplizierteres als ordentliches Leben. Hilft uns da der Text auch weiter? Wie sollen wir uns verhalten als Christinnen und Christen gegenüber dem „Bösen“?

Drei Schritte empfiehlt der Nachfolger des Paulus: Zuerst: beten. Beten um zweierlei: dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde und dass wir erlöst werden von den falschen und bösen Menschen. Beten. Nicht immer kann ich das. Am wenigsten, wenn es um ausweglose politische Gewalt geht. Wie kann ich aufrichtig beten um die Lösung des Nahostkonflikts? Wenn ich ehrlich bin, möchte ich eher Gott Vorwürfe machen, dass er die Menschen nicht zur Vernunft bringt.

Ich glaube, beim Beten sollte es vor allem um uns selber gehen. Stellen Sie sich vor, die Christinnen und Christen hätten 1933 und später ernsthaft gebetet darum, dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde. Hätten Sie nicht merken müssen, dass sie selbst mit ihren Ansichten und Wunschträumen dem Lauf und Lobpreis des Evangeliums im Wege ste­hen? Und hätten Sie dann nicht erkennen können, von welchen bösen Menschen sie erlöst wer­den müssten. Dass nicht die Juden ihr Unglück sind und auch nicht die Liberalen und So­zial­demokraten, sondern die NS-Ideologen.

Ich glaube, das Gebet entbindet nicht vom Nachdenken. Ganz im Gegenteil. Es soll das Nachdenken aktivieren. Uns nicht passiv machen, sondern zur richtigen Aktivität ermutigen. Sie wenden jetzt vielleicht ein: Und das Gebet für den Führer? Das Gebet für die Ver­nich­tung der Feinde? Nun, Beten macht uns nicht schon an sich zu vollkommenen Menschen. Die Bösen – das sind nicht immer die anderen. Manchmal sind wir es auch selbst. Darum wird in unserem Text ja auch das Gebet an das Wort des Herrn zurückgebunden. Unter seiner Autorität müssen wir darüber nachdenken, ob unsere Gebete angemessen sind. Beten also, recht beten …

Und dann das zweite: Glauben. Gleich doppelt kommt das Wort vor, das wir traditionell mit Glauben übersetzen: als Treue und als Vertrauen. Der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen. Und:  Wir haben aber das Vertrauen zu euch in dem Herrn. Eigentlich müsste das am Anfang stehen, es macht schließlich beten erst möglich. Ohne Gottes Treue brauche ich gar nicht die Hände zu falten. Auf Gottes Treue muss ich mich dabei verlassen. Oder an seiner Treue zweifeln. Beides kann uns ins Gebet führen, in Lob­preis oder Klage. Aber wir können es nur, weil andere uns zeigen, dass sie auf Gott ver­trau­en und deshalb auch uns solches Gottvertrauen zutrauen. Wir haben aber das Vertrauen zu euch in dem Herrn. Da kann Stärke wachsen, Vertrauen und Selbstvertrauen, Kraft zum eigenständigen Denken, Mut zum Handeln, auch, der Mut in Situationen, die unser Gewissen herausfordern – z. B. bei der Frage, ob militärische Gewalt erlaubt sei.

Denn Handeln – das ist das Dritte, was uns anempfohlen wird: … dass ihr tut und tun werdet … Beten, Glauben, Handeln. Tun, was uns geboten ist, wenn wir es als richtig einsehen. Und Tun, was uns niemand gebieten kann, weil es nur im Gewissen zu verantworten ist.

Dieser Dreischritt – das bestätigen uns die Historiker – hat auch die christlichen unter den Wi­­­der­standskämpfern bewegt. Und nur in diesem Dreischritt ist gewaltsamer Widerstand im An­­­gesicht Gottes überhaupt möglich. Denn im Licht des Evangeliums müssen wir aus­nahms­los zugestehen, dass auch Tötung aus Gründen politischer Ausweglosigkeit Mord ist. Dietrich Bonhoeffer hat dies in zeitlos gültiger Prä­zision herausgestellt: Auch der Ty­ran­nen­mörder ist ein Sünder, der auf Gottes Ver­ge­bung angewiesen bleibt. Da gibt es keinen Frei­fahr­schein ins Paradies – das macht den Hauptunterschied zu den Dschihadisten aus! Mit einer Lehre vom  Nutzen für die Allgemeinheit oder für die künftige bessere Gesellschaft, mit einer Lehre vom gerechten Krieg oder von der Herstellung des Friedens durch so ge­nann­te Verteidigung lässt sich kein einziger Toter – und sei es der Böseste unter dem Himmel – vor Gott rechtfertigen.

Und darum brauchen wir keine Heiligenverehrung. Keine Verehrung der Opfer. Sie sind zu beweinen, weil ihr Tod sinnlos war. Und keine Ver­ehrung von Helden des Widerstands. Sie sind zu bedauern, weil ihr Tod konsequent war. Wir brauchen die Erinnerung an Menschen, die in der Vergangenheit mutig und richtig ge­han­delt haben, das schon. Ob es dabei allerdings sinnvoll ist, Jahr für Jahr ausgerechnet an den Widerstand aus Kreisen des Militärs zu erinnern, stelle ich in Frage. Wir brauchen die Erinnerung. Was wir aber meines Erachtens nicht brauchen, sind überhöhte Vorbilder. Die Qualen der Gemarterten und Gefolterten er­schrec­ken uns und suchen uns in unseren schlimmsten Träumen heim. Der Mut der Wi­der­stands­kämpfer und Dissidenten lässt uns ängstlich fragen, wie wir denn in ähnlicher Si­tua­tion gehandelt hätten. Beide Gefühle treiben uns in Passivität und Selbstzweifel. Sind nur wir die Unentschlossenen, die Selbstsüchtigen, die Mitleidslosen, die Versager?

Nein – wir brauchen keine Heiligen, vor denen wir uns klein fühlen. Wir brauchen den Segen dessen, der uns und die anderen annimmt. Uns, die wir so oft über die Empörung nicht hinauskommen und nicht wissen, wie wir richtig handeln sollen. Uns, die wir so oft über die politischen und wirtschaftlichen Zwänge klagen und vielleicht nur zu ein­falls­los sind, um uns und andere zu befreien. Uns, die wir so oft an unseren vorgefertigten Hal­­tungen und Vorurteilen festhalten und uns womöglich mit schuldig machen an Zuständen, die unsere Nachkommen missbilligen werden.
Wir brauchen den Segen Gottes:  Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf die Geduld Christi.  Nicht, weil wir dann endlich genau wüssten, wie Frieden und Ge­rech­tigkeit hergestellt werden könnten. Denn – wir wissen das nicht.

Wir wissen nicht, wie es – nach einem Tod Hitlers – weitergegangen wäre. Wir wissen nicht, ob die Widerstandskämpfer weitere Kriegsopfer hätten verhindern können. Wir wissen nicht, ob es zum Bürgerkrieg in Deutschland gekommen wäre. Und genau so wenig wissen wir, ob Militäreinsätze gegen Unrechtsregime Frieden und Ge­rech­tigkeit fördern. Ich gehöre eher zu denen, die das angesichts der Zustände in Af­gha­nis­tan und im Irak bezweifeln. Krieg ist niemals die ultima ratio, weil er nicht vernünftig ist. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Aber es gibt auch Menschen – wie die Männer des 20. Juli – die diese Gewalt unter Einsatz ihres Lebens in Krisensituationen riskieren.

So kann es passieren, dass sich die einen wie die anderen schuldig machen: die, die grundsätzlich jedes militärische Eingreifen ablehnen, und die, die Gewalt als äußers­tes Mittel zulassen. Beide Haltungen müssen ernst genommen werden. Ich hoffe, dass der Bundespräsident, der ja auch einmal Theologie studiert hat, sich heute an daran erinnert. Es gibt keinen gerechtfertigten Krieg und keinen gerechtfertigten ge­walt­sa­men Widerstand. Wer Soldaten vormacht, dass Töten im Krieg ehrenvoll ist, wer meint, man könne, ohne schuldig zu werden, die moderne Waffentechnologie vorantreiben, macht den Krieg salonfähig. Und macht sich auch an den Soldaten schuldig, die oft nach Einsätzen lebenslang traumatisiert bleiben.

Viele Menschen erwarten, es gebe in mo­ra­li­schen Fragen ein klares Ja oder Nein. Im bürgerlichen Recht ist das so. Da wird eine klare Grenze ge­zogen zwischen ju­ris­tisch zu ahndenden Vergehen oder gar Verbrechen und „or­dent­lichem“ Verhalten der Bürger. Aber das, was die Bibel Sünde nennt, ereignet sich oft ge­ra­de im Grenzbereich zwischen diesen Unterscheidungen.

Ja, es ist richtig, dass Abtreibung nicht strafbar ist – aber darf ich es wirklich tun?
Ja, es ist richtig, dass Eigentum geschützt wird – aber müsste ich nicht meinen Reichtum mit anderen teilen?
Ja, es ist vielleicht unausweichlich, dass Staaten Soldaten ausbilden – aber kann Tötung wirk­lich erlaubt sein?

Schuldigwerden beginnt da, wo man sich solche Fragen nicht mehr stellt. Und darum wün­sche ich mir heute eine nachdenkliche und zum Nachdenken einladende Rede des Bun­des­prä­si­den­ten.

Und weil ich – weil wir alle – zu den Heiligen gehören, fühle ich mich nicht als Versagerin, weil ich auf all diese schwierigen Fragen keine endgültigen und ganz eindeutigen Antworten weiß. Stattdessen will ich immer wieder diesen Dreischritt versuchen: Vertrauen – Beten – Handeln. Weil wir heilig sind, weil wir durch Christus geheiligt sind, müssen wir keine Heiligen werden und auch keine Heiligen verehren. Wir brauchen niemand erlösen, nicht uns und nicht die anderen. Vertrauen – Beten – Handeln … Das bedeutet für mich, dass wir nicht pas­siv werden müssen aus lauter Angst, das Falsche zu tun. Und dass wir nicht verzweifeln müs­sen, wenn wir oder andere das Falsche getan haben.

Wir sind geheiligt: ge­recht­fer­tig­te Sün­der, wie Luther das bezeichnet hat. Ich muss mich nicht vor mir selber und anderen be­­weisen als unfehlbar. Im Angesicht Gottes kann ich alle meine Schwächen und meine gan­ze Hilflosigkeit eingestehen. Kein Heiliger kann mich einschüchtern. Und kein Schön­red­ner kann mir vormachen, was richtig und was falsch ist.

Im Vertrauen auf die Liebe Gottes und die Geduld Christi dürfen wir – jede und jeder – unseren Weg gehen. Gott helfe uns.

Amen


[2] Das Leben des Galilei (13. Szene): Antwort auf den Satz: Unglücklich das Land, das keine Helden hat! – Unglücklich das Land, das Helden nötig hat!


Dr. Gudrun Kuhn, Ältestenpredigerin, Nürnberg