Schönes Wochenende

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Tobias Kriener erzählt:

Es ging gar nicht so schön los, nämlich damit, dass unser Gast Lisa am Donnerstag über Zahnschmerzen klagte. Schnell war ein Plan gemacht: Ich fahre mit dem Fahrrad zur Kreuzung bei Regba, binde das Rad dort an, wie ich es immer mache, wenn ich dann das Scherut-Taxi Richtung Haifa nehme, Lisa lädt mich in ihr Auto und ich bringe sie zu meiner tollen Zahnärztin in Akko, und fahre von da weiter zu meiner Bläserprobe nach Kirjat Chajjim - und später dann zurück zu meinem Rad und back to Nes Ammim...

Freitag früh rief ich sicherheitshalber bei der Zahnärztin an - und damit war der Plan hinfällig: Sie war nämlich krank und arbeitete nicht an diesem Tag. Nun am Freitag einen Zahnarzt finden, der arbeitet: Ich versuchte es mit 2 Telefonnummern aus dem Internet: Beide arbeiteten nicht am Freitag - wussten aber auch nicht, wohin man sich im Notfall wenden kann.

Das bekam unsere famose Haushaltshilfe Camelia mit und bot gleich an, ihren Zahnarzt in Abu Snan anzurufen. Der ging erst mal nicht dran. Aber Camelia versicherte uns, er werde in wenigen Minuten zurückrufen, wenn er ihre Nummer im Display sehe. Wir machten uns also erst mal einen Kaffee - und dann rief er tatsächlich zurück und war bereit, Lisas Zahn anzugucken.

Das Problem nun: Die Praxis finden in einer arabischen Stadt, in der es keine Straßennamen und keine Hausnummern gibt. Wir verabredeten, dass wir ihn anrufen, sobald wir nach Abu Snan reinfahren, und er uns dann am Telefon zu sich führt. Unterwegs kauften wir noch schnell Ha'aretz - aber wir hatten nicht genug Zeit, dass ich ein Fahrrad an die Kreuzung stellen konnte.

Und so steuerte Lisa, während der Zahnarzt am Telefon versuchte, den Navi zu geben. Durch Benennung der Geschäfte und Restaurants am Wege und nach zwei Schleifen durchs Dorf fanden wir dann die richtige Straße - links jetzt eine Bäckerei - ja, richtig - weiter bis zum Fischgeschäft auf der rechten Seite - und jetzt langsam - nur noch ein paar Meter - und dann war auf der rechten Seite tatsächlich die Praxis. Lisa kam auch schnell dran, und wenn der Doc auch nicht viel machte, außer gute Ratschläge zu geben, war doch seine Analyse des Problems beruhigend genug; Lisa brachte mich dann noch genau rechtzeitig zu meiner Probe.

Die Probe war wunderbar. Danach fuhr ich mit dem Scherut zurück nach Regba. Da mein Fahrrad, wie gesagt, nicht in Regba stand, musste ich mich mit Posaune und Notentasche umgehängt auf den Fußweg nach Nes Ammim machen. Bei vorbeifahrenden Autos hielt ich einfach mal den Daumen raus. Und tatsächlich hielt schon nach wenigen hundert Metern eines: Der Fahrer - ein Freund unseres bierbrauenden Nachbarn Danni, den wir dort vor Monaten mal getroffen hatten. Er erkannte mich wieder, lud mich ein; wir unterhielten uns sehr nett, und er brachte mich bis vor die Haustür.

Kein Plan - aber alles war wunderbar ausgekommen...

Am Samstag dann machten wir auf Anregung von Lisa eine Erkundungstour nach Haifa. Als wir nach Haifa reinfuhren, sahen wir als erstes gleich einen Flohmarkt, fanden auch einen Parkplatz in der Nähe und bummelten nun also über diese Ansammlung von „Alten Sachen“ - wobei die Menschen, die zwischen den alten Sachen herumstromerten, mindestens so pittoresk waren wie der Krempel, der da zum Verkauf angeboten wurde.

Danach mussten wir uns erst mal ausgiebig in einem Café an der schönen Hauptstraße im Templerviertel, die zu den Bahai-Gärten führt, erholen.
Sodann arbeiteten wir uns langsam von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt nach oben auf den höchsten Punkt des Carmel, wo wir im Dan Panorama ein Kaltgetränk zu uns nahmen. Dann fanden wir raus, wo die Cinematek ist.
Inzwischen hatten wir Hunger und bekamen wider Erwarten einen Fensterplatz auf der Stella Maris mit dem gigantischen Blick auf die Bucht von Haifa bei leckerem Essen.

Davon waren wir so satt und erschöpft, dass wir den Plan fallen ließen, noch ins Kino zu gehen. Stattdessen genossen wir ausführlich einen verboten kitschig-schönen Sonnenuntergang, bevor wir dann zurück nach Nes Ammim fuhren und müde ins Bett fielen.

Nach diesem Tag bin ich eigentlich ziemlich überzeugt, dass Haifa die schönste von den drei großen Städten Israels ist!

Leider gehört ja der Sonntag nicht mehr zum Wochenende hier in Israel.

Den Tag über hatte ich also viel zu telefonieren, zu simsen, zu whatsappen und zu mailen, um das Studienprogramm für Juni voranzutreiben. Aber es sei dennoch erwähnt, dass wir abends einen richtig schönen Gottesdienst hatten. Und dass danach Katja und Lisa sich noch erbarmt haben und eine echte, komplette Partie „First Class - Unterwegs im Orient-Express“ mit mir gespielt haben, die Lieben.