"Die Menschen in Syrien wünschen sich nichts sehnlicher als den Frieden.“ Diese Worte hörten die zwölf Mitglieder der evangelisch-reformierten Gemeindedelegation, die am Wochenende von einer siebentägigen Reise in den Libanon zurückkehrte, unzählige Male. In den Gesprächen sei es vor allem um Wege zum Frieden gegangen, so Fender. In Syrien gebe es Kämpfer aus 80 bis 90 Nationen, von denen viele gar nichts über das Land wüssten. „Oft haben wir die Sorge gehört, dass der Syrienkrieg Auslöser eines Dritten Weltkriegs werden könnte, da inzwischen so viele Nationen an dem Bürgerkrieg beteiligt sind“, berichtet er.
„Die Christen im Libanon und Syrien haben uns darum aufgefordert, unseren politischen Einfluss in Deutschland geltend zu machen, um Krieg und Gewalt zu beenden“, sagte Fender. Es gebe die Hoffnung, dass die Kirchen in Europa Einfluss auf ihre Regierungen nehmen könnten. Ein syrischer Theologe habe dazu aufgerufen, Waffenlieferungen einzustellen. Wo immer diese hingelangten, würden sie Unfrieden stiften. Zu der Bitte der Menschen aus dem Kriegsgebiet um Solidarität gehöre auch der Wunsch, um den Frieden zu beten, betonte Christine Kimmich, Ruhestandspastorin aus der Kirchengemeinde Leer-Loga. „Auch Beten ist aktive Friedensarbeit: Diesen Satz habe ich mehrere Male gehört.“
Die Delegation besuchte auch ein Flüchtlingslager etwa 50 Kilometer von Beirut entfernt auf halber Strecke nach Syrien. Dort leben etwa 200 syrische Flüchtlinge in einem „wilden“ Camp auf einer Schaf- und Pfirsichfarm. „Hier herrschen katastrophale hygienische Zuständen“, so Fender. Dennoch hätten die Menschen die Besucher freundlich empfangen und in ihre Hütten geführt, so Christine Kimmich, aus Leer-Loga. Nie habe sie Feindseligkeit oder Ablehnung gespürt. Insgesamt leben in dem kleinen Staat Libanon mit etwa vier Millionen Einwohnern rund eine Million Flüchtlinge in offiziellen Camps, eine unbekannte Anzahl in solchen nicht registrierten Camps.
In der Nähe des Camps betreibt die Evangelische Kirche in Syrien und dem Libanon eine Schule für Flüchtlingskinder. Seit Jahrzehnten schon gehöre Bildungsarbeit zum Programm der kleinen christlichen Kirche, so Fender. Dabei habe die Religionszugehörigkeit nie eine Rolle gespielt. Die christlichen Schulen würden vorwiegend von muslimischen Schülern besucht. So ist es auch in der Flüchtlingsschule. Die Leiterin der Schulen habe gesagt: „Die Religion gehört zu Gott. Das Land gehört allen Menschen.“ Die Religion sei wichtig in Syrien, aber sie sei es nie für die nationale Identität gewesen. Erziehung zum Frieden könne nur dann gelingen, wenn Kinder schon früh das Miteinander verschiedener Konfessionen und Religionen erfahren könnten, sei die einhellige Meinung in der syrisch-libanesischen Kirche.
„Den Menschen ist wichtig, dass wir im Kontakt bleiben und sie im Gebet und unserem politischen Engagement unterstützen“, betonte Christine Kimmich, die als Kirchenälteste die Delegation begleitet hatte. Darum wollten nun alle Reiseteilnehmer ihre Erfahrungen bei Gemeindeveranstaltungen weitergeben und um Unterstützung werben. Seit knapp vier Jahren unterhält die reformierte Kirche Beziehungen zu der kleinen Evangelischen Kirche in Syrien und dem Libanon. Zu der Kirche gehören in beiden Ländern zusammen 12.000 Mitglieder in 43 Kirchengemeinden, unter anderem in den Bürgerkriegsstädten Aleppo und Hom.