EKD-Sportbeauftragter Jung hofft auf faire Fußball-WM

Vergabe der Turniere problematisch


Volker Jung auf dem Römerberg in Frankfurt © EKHN/Rahn

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, der zugleich der Sportbeauftragte der EKD ist, freut sich auf eine spannende Fußball-WM. Zugleich müsse aber in Russland Klartext geredet werden: Die Menschenrechtssituation, WM-Vergabe und vieles mehr sind mindestens diskussionswürdig.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, der auch Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, hat anlässlich der beginnenden Fußballweltmeisterschaft in Russland die verbindende Kraft des Fußballs und des Sports hervorgehoben. „Sport interessiert und begeistert weltweit viele Menschen, die sich einen ehrlichen und fairen Wettkampf wünschen“, sagte Jung. Der Sport habe deshalb auch ein großes Potenzial, um „zu einem guten menschlichen Miteinander und zur Integration“ beizutragen. „Gerade beim Fußball ist es so, dass - egal ob auf dem Bolzplatz um die Ecke oder in einer Arena - Integration erlebt und gelebt wird. Deshalb hoffe ich auf eine faire, friedliche und fußballerisch schöne und gute WM“, so Jung.

Sportler nicht instrumentalisieren

Der Kirchenpräsident bedauere zugleich, dass die Fußball-WM von Fragen des Umgangs mit Menschenrechten und der Dopingproblematik in Russland überlagert sei. Damit seien erhebliche Fragen an die Vergabepraxis der FIFA verbunden. Nach Worten Jungs rücken sportliche Großveranstaltungen immer auch die politische Lage eines Landes in den Blickpunkt. „Die Situation in einem Austragungsland kann bei Veranstaltungen in der Dimension einer Fußball-WM niemals außen vor bleiben“, so Jung. Dabei drohe immer die Gefahr, dass „Sportlerinnen und Sportler instrumentalisiert und zur nationalen Inszenierung genutzt werden“. Wichtig sei es aber auch bei aller berechtigten Kritik an der bevorstehenden WM, „nicht den Sport und die Sportler aus dem Blick zu verlieren“.

Jung: Kirchen müssen Missstände klar benennen

Jung halte zugleich „nichts von übertriebenen Erwartungen in aktuellen politischen Fragen an die Funktionäre und Sportler“. Jung: „Sie können politische Versäumnisse nicht aufarbeiten“. Nach Ansicht Jungs  ist es auch eine Aufgabe der Kirchen, gemeinsam mit anderen, „auf die schwierige Situation von Menschenrechtsverletzungen oder einer aggressiven Politik hinzuweisen“. Er sehe die Erfolgsaussichten aber realistisch an. Jung: „Wir sind keine ‚Welt-Werteagentur‘, die mit erhobenem Zeigefinger moralische Appelle von sich gibt, auf die hin sich alles ändert. Das schafft noch nicht einmal die UN.“ Trotzdem dürften Missstände vor lauter Fußballbegeisterung nicht verschwiegen werden.

Im Blick auf die künftige  Auswahl von Austragungsländern sieht Jung eine größere Verantwortung beim Weltfußballverband, der FIFA. „Ihrer Verantwortung wird die FIFA in meinen und den Augen von vielen anderen schon seit Jahren nicht mehr gerecht“, so Jung. Er forderte, dass die Vergabe von großen Wettbewerben „viel mehr Transparenz verlangt“. Das neue Vergabeverfahren mit der Abstimmung aller Verbände könne ein Schritt in die richtige Richtung sein. Allerdings müsse konsequent gegen Korruption vorgegangen werden. Außerdem solle bei der Beurteilung einer Bewerbung die politische Situation – vor allem hinsichtlich der Menschenrechte – „intensiver diskutiert und viel deutlicher bewertet werden“, so Jung.

Stadiongottesdienst mit Jung am 23. Juni

Kirchenpräsident Volker Jung wird selbst am 23. Juni um 17.30 Uhr einen ökumenischen Stadiongottesdienst in der Frankfurter Commerzbank-Arena feiern. Im Vorfeld des Public Viewings zum Spiel Deutschland gegen Schweden laden die evangelische und katholische Kirche sowie die Commerzbank Arena unter dem Motto „Doppel(s)pass: Gemeinsam fiebern – gemeinsam feiern“ in das Stadion ein. Jung wird die Feier unter anderem mit Prälat Michael Metzler aus dem Bistum Limburg, der Musikgruppe „Habakuk“ und Trampolinspringern der „Flying Bananas“ gestalten.


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