Präses Kurschus, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, predigte in dem Festgottesdienst über die Aussage Jesu »Ihr seid das Licht der Welt« (Matthäus 5,14). Dieses Licht "empfängt sich aus der Fülle Gottes". Von dort her beleuchte es die Gegenwart heilsam, mutig und auch unbequem: "Etwa dann, wenn in neuen Technologien und Therapien alte Rollenklischees und Ungerechtigkeiten Einzug zu halten drohen. Oder dann, wenn es mit allzu glatten und marktgängigen Definitionen an die menschliche Würde von Sterbenden geht, wie dies im Blick auf die Organtransplantation zu befürchten ist.
Wie gut, dass die Evangelischen Frauen in Deutschland hier sensibel bleiben und engagiert und differenziert Stellung nehmen." Selbstbewusste Klugheit, souveräne Gesprächsbereitschaft, intellektuelle und spirituelle Auskunftsfähigkeit würden am Ende mehr bewirken "als manches laute und dumpfe und nur scheinbar mächtige Getön".
Aus der Nachfolge Jesu erwachse eine selbstverständliche Gegenkultur. "Das heißt: Christinnen und Christen können gar nicht anders als anders zu sein. Für die Kirche geht es gar nicht anders als solch eine Gegenkultur zu leben." Annette Kurschus räumte selbstkritisch ein, dass die Kirche allerdings auch und gerade in der Frage der Geschlechtergerechtigkeit nicht ihrer Bestimmung nachgekommen sei, "unübersehbare Gegenkraft und unüberhörbare Gegenstimme zu sein."
Die Evangelischen Frauen in Deutschland sind ein Dachverband von 39 Mitgliedsorganisationen mit insgesamt rund drei Millionen Mitgliedern. Der Verband versteht sich als Stimme evangelischer Frauen in Kirche und Gesellschaft. Das Jubiläum in Berlin, verbunden mit einer Fachtagung, erinnert nicht nur an 100 Jahre Evangelische Frauenarbeit, sondern auch 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland. Außerdem besteht der Dachverband in dieser Form seit zehn Jahren.