'Europäische Union sollte den Friedensnobelpreis zurückgeben'

Flüchtlinge auf dem Mittelmeer: Präses Rekowski übt scharfe Kritik

© EKiR/Lichtenscheidt

Eine Europäische Union, die Menschen in Todesgefahr die Hilfe verweigert, verrate die Liebe, für die das Christentum steht, so Rekowski.

Angesichts der fatalen Situation von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer übt Präses Manfred Rekowski scharfe Kritik an der Europäischen Union: „Seit 2015 sind tausende Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer ertrunken. In diesen Tagen erleben wir schon wieder, dass Flüchtende in Seenot geraten und ertrinken. Jenen, die von Schiffen aufgegriffen und an Bord genommen werden, verwehren zahlreiche europäische Staaten Aufnahme und Sicherheit. Eine Europäische Union, die sich derart abschottet und Menschen in Todesgefahr die Hilfe verweigert, verrät die Liebe, für die das Christentum steht. Eine Europäische Union, die nicht in der Lage ist, Ressentiments und nationale Egoismen zu überwinden sowie Mitmenschlichkeit und Liebe zu üben, sollte den ihr im Jahr 2012 verliehenen Friedensnobelpreis zurückgeben.“ Das schreibt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in seinem aktuellen Präsesblog.

In seinem Beitrag beschäftigt sich Präses Rekowski (60), der auch Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, mit einem Statement des US-amerikanischen Bischofs Michael Bruce Curry. „Während Politikerinnen und Politiker in Europa die Verantwortung für Menschen, die an den Grenzen stranden, hin und her schieben und wir in Deutschland über Grenzsicherung mit vielen juristischen und technischen Details diskutieren, stellt uns Curry in seiner direkten amerikanischen Art eine grundsätzliche Frage, die wir in der aktuellen politischen Auseinandersetzung auch in Deutschland und in Europa nicht vergessen dürfen: ,Was ist der christliche Umgang mit Grenzsicherung? Stärke verlangt keine Grausamkeit. Tatsächlich reagiert man oft nur grausam aus einer Schwäche heraus. Jesus sagt es sehr deutlich, was wahre Stärke ist – nämlich dass sie immer von Liebe angetrieben ist. Es mag viele politische Lösungsvorschläge geben, aber die Perspektive, aus der wir sie alle betrachten, sollte diese sein: Behandelt dieser Politikansatz Menschen mit Liebe und liegt ihm Mitmenschlichkeit zugrunde? Ist die Antwort darauf nein, ist es keine christliche Lösung.‘“ Manfred Rekowski ergänzt Currys Antwort: „Und im Übrigen auch keine humane Lösung, wie sie unseren abendländischen Werten entspricht.“

Bischof Curry hatte internationales Aufsehen erregt, als er bei der Hochzeit des britischen Prinzen Harry und der US-Amerikanerin Meghan Markle mitreißend und unkonventionell über Liebe und soziale Verantwortung predigte.


Quelle: EKiR