Wegen massiver Schäden an den Holzkonstruktionen von Dach und Kirchturm der Bovender St. Martini Kirche hat der Kirchenrat das Gebäude bis auf weiteres geschlossen. Gottesdienste und Veranstaltungen können zunächst nicht mehr dort stattfinden und werden vorerst ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus oder in die katholische St. Franziskus Kirche verlegt. Außerdem dürften - bis auf die Stundenglocke - die Glocken nicht mehr läuten. Baufachleute hatten dem Leitungsgremium der Evangelischen Kirchengemeinde zu diesen Schritten geraten. Der so genannte Kirchberg im Altdorf von Bovenden ist darum für Fußgänger aus Sicherheitsgründen abgesperrt.
Der Turm der St. Martini Kirche sollte eigentlich nur eine neue Fassade bekommen. Nach dem die alte Holzverlattung abgenommen worden war und die Zimmerleute schon in den Startlöchern standen, entdeckte der Bauingenieur die Schäden am Fachwerkbau, wie zum Beispiel marode Holzbalken oder loses Mauerwerk in den Gefachen. Um diese Schäden genau einschätzen zu können, zog der Kirchenrat umgehend einen Statiker hinzu. Der untersuchte nicht nur den bereits eingerüsteten Kirchturm, sondern auch das Dach des Kirchenschiffes. Auch dort traten weitere Schäden an tragenden Balken zu Tage. Um jegliche Risiken auszuschließen, hat der Kirchenrat auf Anraten des Statikers das Kirchengebäude bis auf weiteres geschlossen.
„Wie es jetzt weitergeht, besprechen wir im Kirchenrat gemeinsam mit unserem Bauingenieur und den Statikern“, sagt Pastorin Aleena Toplak. „Klar ist bislang nur, dass die Kirche eine längere Zeit nicht benutzbar ist.“ Die Dauer ist noch nicht absehbar. „So bald wir Klarheit haben, werden wir Details bekannt geben.“ Jetzt geht es erstmal darum, Konzepte zu entwickeln, wie Dach und Kirchturm grundlegend saniert werden können. Die Evangelisch-reformierte Landeskirche, zu der die Bovender Kirchengemeinde gehört, ist in die Planungen mit einbezogen.
Wie hoch die Kosten für die nun deutlich umfangreichere Sanierung sind, kann der Kirchenrat noch nicht sagen. „Wir stellen uns auf sehr hohe Summen ein. Und schon jetzt ist uns klar, dass wir die als Kirchengemeinde nicht alleine stemmen können“, sagt Aleena Toplak. „Wir werden dafür starke Partner brauchen.“
Die Mitglieder des Bovender Kirchenrates sind selbst überrascht und bestürzt über Schäden an ihrem Kirchengebäude. Ob die Sperrung bis zu den Weihnachtsfeiertagen aufgehoben werden kann, wird mit den Statikern besprochen. Für die anderen besonderen Gottesdienste, wie Hochzeiten und die goldene Konfirmation am 9. September, wird möglichst schnell nach einer Lösung gesucht.
Seit 1971 lebt die evangelische Gemeinde Bovenden mit dem "Bovender Modell". Es schließt Reformierte und Lutheraner auf der Grundlage eines Vertrags in der Gemeinde zusammen. Das bedeutet, dass die Gemeinde zwar rechtlich nach der Ordnung der Evangelisch-reformierten Kirche arbeitet, die Landeskirche Hannovers dazu aber einen lutherischen Pfarrer entsendet. Dieses Modell gibt es außerdem in den benachbarten Orten Angerstein, Eddigehausen und Reyershausen.