'Unbequemer, aber wichtiger Mahner für eine friedliche Welt'

Evangelische Friedensarbeit trauert um Pfarrer Ulrich Finckh

Finckh war bis 2012 Mitglied im Vorstand des Sozialen Friedensdienstes, von 1971 bis 2003 außerdem Vorsitzender der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen.

Die evangelische Friedensarbeit trauert um den Bremer Pfarrer Ulrich Finckh, der vor wenigen Tagen im Alter von 91 Jahren verstorben ist. „Der überzeugte Pazifist Ulrich Finckh gehört seit Jahrzehnten zu den oft auch unbequemen Motoren der kirchlichen Friedensarbeit. Unermüdlich setzt er sich immer wieder für den Frieden und die Ächtung des Krieges sowie für eine gewaltfreie Welt ein, auch in Zeiten, in denen dazu Mut gehörte“, würdigt der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms, den Verstorbenen. Im Zweiten Weltkrieg habe er hautnah als Soldat die Schrecken des Krieges erlebt. „Dies hat ihn sein Leben lang geprägt“, so Brahms.

„Ulrich Finckh hat sich über Jahrzehnte hinweg mit Nachdruck, Beharrlichkeit und mit großem Engagement für ein Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung eingesetzt“, betont Detlev Besier von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für KDV und Frieden (EAK). Ulrich Finckh war viele Jahre ehrenamtlicher Geschäftsführer der EAK und hat deren Arbeit geprägt. „Dabei sei es ihm stets wichtig, dass Menschen, die aus Gewissensgründen den Dienst mit der Waffe verweigerten, eine öffentliche Anerkennung für ihre Entscheidung erhielten“, betont Besier, der auch Friedensbeauftragter der Protestantischen Kirche der Pfalz ist.

Gerade in einer Zeit, in der Kriegsdienstverweigerer in der Gesellschaft stigmatisiert worden seien, habe sich Pfarrer Ulrich Finckh, der bis 2003 Vorsitzender der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen war, mit Fachwissen und unermüdlichem Einsatz für deren Rechte eingesetzt, erklärt der evangelische Friedensverband. „Ulrich Finckh stand den Betroffenen in Prüfungsverfahren zur Seite, er stritt aber auch beharrlich gegenüber den politischen Verantwortlichen für deren Rechte“, so Detlev Besier. Die evangelische Friedensarbeit habe Ulrich Finckh viel zu verdanken, betont Renke Brahms. „Er war ein unbequemer, aber wichtiger Mahner für eine friedliche Welt. Seine Stimme wird fehlen“, so der EKD-Friedensbeauftragte, der im Trauergottesdienst für Ulrich Finckh am Samstag auch die Predigt halten wird.

Ulrich Finckh wurde am 4. September 1927 in Heilbronn geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den er als Soldat miterlebte, studierte er in Marburg, Mainz und Göttingen evangelische Theologie und wurde zunächst Pfarrer in Mettenheim, dann Studentenpfarrer in Hamburg, bevor er 1970 in Horn in Bremen Gemeindepfarrer wurde und dies bis zu seinem Ruhestand 1991 blieb. Er war 1971 bis 2012 Mitglied im Vorstand des Sozialen Friedensdienstes, von 1971 bis 2003 Vorsitzender der Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen, von 1974 bis 2004 war er Mitglied des Beirates für den Zivildienst und Mitbegründer der Gustav-Heinemann-Initiative. Er starb am 25. Juli in Bremen.


Quelle: Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD