'Ich will dich segnen, und du wirst ein Segen sein... ' (1. Mose 12, 2).

Minutengottesdienst zum 20jährigen Bestehen der Sternenkinderambulanz Wuppertal

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Von Sylvia Bukowski

„Ich habe mein Kind nie zu sehen bekommen“, erzählt eine Mutter im Kinderhospiz, als wir nach dem würdevollen Abschied eines totgeborenen kleinen Jungens noch mit den Eltern zusammensitzen. Was sie erlebt hat, ist inzwischen 23 Jahren her, aber noch treibt es ihr die Tränen in die Augen. Damals wurden totgeborene Kinder einfach „entsorgt“. Sie kamen in die Pathologie, in den Klinikmüll oder wurden bei irgendeinem Erwachsenen mit in den Sarg gelegt, ohne eigenes Grab, ohne einen Ort, wo die Eltern um sie trauern konnten.

„Man wollte mir den Anblick angeblich nicht „zumuten“, erzählt die Mutter weiter, „dabei hätt ich meine Tochter so gern gesehen, sie wenigsten einmal in den Armen gehalten, ihr den Namen ins Ohr geflüstert, den ich schon längst für sie ausgesucht hatte. Sie war doch mein Kind!!“

Alles, was diese Mutter damals gebraucht hätte, ist heute möglich durch die Sternenkinderambulanz. Die Kinder, die zu früh oder zu krank geboren werden, um auf unserer Welt leben zu können, werden dort als sehnsüchtig erwartete, heißgeliebte kleine Menschen gewürdigt, und den Eltern wird, auch in Zusammenarbeit mit dem Kinderhospiz, der Raum und die Zeit gegeben, sich von ihnen zu verabschieden und die Bestattung vorzubereiten, so wie sie es brauchen.

Dieser Umgang mit den Kindern spiegelt etwas von der biblischen Gewissheit, dass jeder Mensch bei Gott einen Namen hat und zählt, ganz gleich wie lange sein Herz geschlagen hat. Und dass auch und gerade die allerkleinsten eine Würde haben, die ihnen niemand absprechen darf.

Sternenkinder werden sie genannt, als Ausdruck dafür, dass wir sie im Himmel glauben, was immer einzelne sich dabei vorstellen. Und so wie die Sterne am nächtlichen Himmel leuchten, glänzen und grüßen die Kinder in die Nacht der Trauer derer hinein, die sie schmerzlich vermissen. Die Liebe ist die Brücke zwischen jener fernen, dem Herzen aber so nahen Welt.

Ich finde: Es ist ein Segen, dass es die Sternenkinderambulanz in unserer Stadt gibt, dass Frauen und Männer bereit sind, den Schmerz verwaister Eltern zu teilen, die ihnen zuhören, wenn sie davon erzählen, was sie in der Zeit der Schwangerschaft mit ihren Kindern erlebt haben, die sie professionell beraten und ein Stück Wegs begleiten in ihrer Trauer.

Diese Aufgabe braucht Kraft. Sie lastet oft auf der Seele. Aber sie eröffnet auch kostbare Erfahrungen, Erfahrungen, die die Zerbrechlichkeit und die Stärke des Lebens umfassen und tiefe Achtung vor dem, was Menschsein heißt, lehren. Aus der Bereitschaft, Müttern und Vätern in den schwersten Stunden beizustehen, wächst Segen: Lebenskraft für alle Beteiligten. Ein Geschenk Gottes, der verspricht: „Ich will euch segnen, und ihr werdet ein Segen sein...“


Sylvia Bukowski, Pfarrerin i.R. und ehrenamtliche Seelsorgerin im Kinder- und Jugendhospiz Burgholz
Ansprache zum Tag der Offenen Tür am Kinderhospiz

Von Sylvia Bukowski
Predigt zum internationalen Gedenktag an die Sternenkinder

Von Sylvia Bukowski