Martin Luther

(1483-1546)

Lucas Cranach d. Ä.: Martin Luther (1483-1546, Porträtausschnitt) © Wikicommons

Von Wittenberg aus eröffnete Martin Luther die Reformation und veränderte damit Europa. Luther entdeckte die Gerechtigkeit Gottes in den Worten des Apostel Paulus, Römer 1,17: „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ – Iustus ex fide vivit“.

Zwingli und Calvin waren Schüler Luthers, die den Schritt wagten, über ihren "Meister" hinauszugehen (vgl. Barth, 96). Sie waren über die dogmatischen Probleme, über die Lehre von Gott hinaus, getrieben von der ethische Frage: Wie sieht das Leben der Menschen aus? In ihrer Zeit, in der Welt? Schematisch vereinfachend gesagt: Luther war das Himmelreich näher als die Welt; den reformierten Reformatoren war das, was in der Welt geschah ganz nah, das Himmelreich rückte dabei wieder ferner (ebd. 99).

Der Glaube war Luthers eigentliches Herzensanliegen, nicht die Werke, "die reine Begründung der Tat", nicht "der Wille zur Tat" (ebd. 102). Dabei zeigte Luther durchaus, dass seine Gotteserkenntnis ethisch gemeint sei, "dass die Kinder Gottes in der Welt, in ihrem Beruf, im Rahmen der durch die Schöpfung gegebenen Ordnungen (...) das gute Werk der Liebe treiben könnten und müssten". Calvin hingegen zeigte, dass seine Ethik als Gotteserkenntnis gemeint sei, und konnte darum "in paradoxem Widerspruch zu dem Gehorsam, den er vom Willen des Menschen für seinen Gott forderte, die Majestät und Verfügungsgewalt dieses Gottes nicht hoch genug hinauftreiben" (ebd. 106).

Dieser Unterschied lässt sich auch daran festmachen, wie Luther und Calvin die reformatorische Entdeckung "Der Gerechte wird aus Glauben leben" aussprechen. Während Luther sagt: "Der Gerechte wird aus Glauben leben.", betont Calvin: "Der Gerechte wird aus Glauben leben."
Im Marburger Religionsgespräch 1529 rief Luther den Reformierten (sinngemäß) zu: "Ihr habt einen anderen Geist als wir!" – "sonnder ist offenbar, das wir nicht ainerley gayst haben" (WA 30/III,150,5-9).

Im 20. Jahrhundert gelang in der Leuenberger Konkordie (1973) eine Verständigung zwischen Lutheranern und Reformierten in der Abendmahlsfrage.

Literatur:

Karl Barth, Die Theologie Calvins 1922, hrsg. von Hans Scholl in Verbindung mit Achim Reinstädtler (Karl Barth-Gesamtausgabe, Abt. II), Zürich 1993


Barbara Schenck
von Klaus Bröhenhorst

Über Verbindendes und Trennendes zwischen Martin Luther und Johannes Calvin und über unsere Schwierigkeiten, über den garstigen Graben von 500 Jahren hinweg dem Denken und Fühlen der beiden ''großen Männer'' nachzuspüren
Ein historisches Treffen

Martin Luther und Ulrich Zwingli konnten ihren schon lange schwelenden Streit über die Bedeutung des Abendmahls auch bei einem persönlichen Treffen nicht überwinden.