'Es kann gelingen, Frieden zu stiften und zu bewahren'

Predigt des EKD-Friedensbeauftragten zum Auftakt der Friedensdekade in Wittenberg

© EKD

Von Renke Brahms

Umkehr zum Frieden, das heiße, sich zu erinnern, wie brüchig der Frieden, aber auch. wie ungeheuer wertvoll er sei. Und dass es gelingen könne, Frieden zu stiften und zu bewahren. Dies betonte der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche, Renke Brahms, in seiner Predigt in der Schlosskirche in Wittenberg zum Auftakt der Ökumenischen Friedensdekade. „Umkehr zum Frieden“, so lautet auch das Motto der diesjährigen Dekade.

„Umkehr zum Frieden“ erinnere gerade in diesen Tagen ebenso an den beschädigten und zerstörten Frieden wie auch an den mühsam errungenen und deshalb so kostbaren Frieden, so der EKD-Friedensbeauftragte unter Verweis auf die Novemberprogrome 1938 in Deutschland und den millionenfachen Völkermord der Nationalsozialisten, aber auch an die daraus erwachsene und errungene Nachkriegsordnung der Vereinten Nationen, der Menschenrechte und einer internationalen Sicherheitsordnung, die es wert sei, erhalten zu werden.

„Wir erinnern aber auch an den Fall der Mauer am 9. November 1989, der auch durch die Friedensbewegung in der DDR mit vorbereitet wurde und diesem Land die Freiheit gebracht hat und gezeigt hat, dass ein gewaltfreier Weg der Veränderung möglich ist“, unterstrich Renke Brahms in seiner Predigt in Wittenberg. „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“, so heißt es im Römerbrief. „Paulus ist nicht weltfremd. Seine Worte an die Gemeinde in Rom sprechen über 2000 Jahre hinweg in unsere Zeit, in unsere Lebensumstände, in unsere Krisen und unser Zusammenleben. Und sie fordern uns jeden Tag wieder heraus“, ist Renke Brahms überzeugt.

Und dieses Pauluswort möchte man in diesen Tagen vielen Menschen zurufen, fügt der EKD-Friedensbeauftragte hinzu. Den Menschen über den großen Teich, die sich dort durch einen zerrissenen Wahlkampf unversöhnlich gegenüberstehen. Denen, die an diesem Wochenende in Leipzig auf die Straßen gegangen seien, ohne Masken und mit Reichsflaggen, unvernünftig und mit Verschwörungstheorien und rechtsradikalem Gedankengut gemischt. Aber auch in die Kirche hinein, damit sie der Botschaft treu und den Menschen nahe bleibe.

Und man möchte es vielleicht auch sich selbst zurufen, sich selbst in Erinnerung bringen: „Bleibt einander nahe bei aller Distanz, die wir einhalten müssen, vor allem denen, die sonst in Einsamkeit leiden. Bleibt geduldig mit euch selbst und mit anderen in diesen Zeiten und unter diesen Umständen, die Familien enorm herausfordert, wo Menschen sich auf die Nerven gehen und leicht Streit ausbricht“, gibt Renke Brahms, der auch der Theologische Direktor der Wittenbergstiftung ist, zu bedenken.

Das Motto der diesjährigen Ökumenischen Friedensdekade helfe dabei, zu hoffen, dass Frieden möglich sei. „Umkehr zum Frieden! Das bedeutet doch wörtlich genommen, dass ich schon vom Frieden herkomme und wenn ich mich umdrehe, meine Richtung ändere, wieder auf den Frieden zulaufe“, betont der EKDFriedensbeauftragte. Dies sei gut biblisch: vom Frieden Gottes herkommen. „Von dem Frieden, den Gott schon geschlossen hat in seinem Bund mit den Menschen, in seiner Liebe zu uns, in seinem Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen, indem er uns mit Gott versöhnt hat. So wie wir von der Liebe unserer Eltern herkommen und nur deshalb lieben können, so kommen wir von der Liebe Gottes her und sind fähig zur Liebe zum Nächsten – ja sogar des Feindes“, so Renke Brahms.

Und an die Gnade Christi, an die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes erinnere jeder Gottesdienst. „Da kommen wir her. Das verleiht uns die nötige Kraft. Das bindet uns in die große Friedensbewegung Gottes zu uns hinein. Und Ziel und Erfüllung liege in dem Frieden Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft und uns bewahrt in Jesus Christus“, unterstreicht der EKDFriedensbeauftragte.


Renke Brahms