Frühjahrssynode zwischen Pflegenotstand und Zukunftsplanung

EKHN: Digitale Synode spricht sich für grundlegende Pflegereform aus

© EKHN /Rahner

Bei der Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau wurde deutlich: Ein Umbau der Pflegeversicherung ist dringender denn je.

Die Kirchensynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat ihre traditionelle Frühjahrstagung beendet. Die Synode forderte unter anderem einen grundsätzlichen Umbau der Pflegeversicherung. Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung kritisierte bei dem digitalen Treffen die aktuelle europäische Flüchtlingspolitik. Gleichzeitig wurde intensiv an dem Zukunftsprojekt „ekhn2030“ weitergearbeitet. Zudem wählte die Synode Stephan Arras zum neuen Propst für Starkenburg. Seit Donnerstag hatten die 140 Delegierten des mit einem Parlament vergleichbaren Kirchengremiums unter der Leitung von Präses Ulrich Oelschläger per Videoschalte getagt.

Die Synode der EKHN hat sich auf ihrer Frühjahrstagung für eine grundlegende Reform der Pflege ausgesprochen. In einem Positionspapier und in einer Resolution fordert sie, den „Kollaps der Pflege“ zu verhindern. Eine „grundlegende Reform der Pflegeversicherung“ sei nötig. Ziel müsse am Ende eine „solidarisch finanzierte Vollversicherung mit festem, kalkulierbarem Eigenanteil“ sein. Die Delegierten machten auch auf die schwierigen Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte aufmerksam und warnten vor zunehmender „Berufsflucht“.

Kirchenpräsident: Kritik an EU-Flüchtlingspolitik und Position zu Sterbehilfe

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung kritisierte auf der Synode die gegenwärtige Flüchtlingspolitik scharf, die zunehmend auf „Abschottung und Abschreckung“ setze. Dies alles sei kein „kein schicksalhaftes tragisches Ereignis, sondern Ergebnis einer hochproblematischen Flüchtlingspolitik“, bei der starke EU-Staaten „das Flüchtlingsproblem an die schwachen Staaten im Süden und Osten der EU ausgelagert haben“. Jung ging vor der Synode auch auf das Thema Sterbehilfe ein. Seiner Ansicht nach solle sich die bevorstehende Ausgestaltung der Regelungen zum assistierten Suizid „am großen Ja Gottes zum Leben“ orientieren. Dies bedeute nicht, „dass es tragische Einzelfälle geben kann, in denen Menschen durch einen assistierten Suizid beim Sterben geholfen werden kann“.

Die Synode hat auf ihrer Online-Tagung auch die Arbeit an dem Zukunftsprozess „ekhn2030“ weiter fortgesetzt. Mit dem seit 2019 laufenden Projekt will die hessen-nassauische Kirche tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen und knapper werdenden Ressourcen begegnen. So ist es angesichts der prognostizierten Mitgliederentwicklung nötig, die jährlichen Ausgaben von aktuell rund 700 Millionen Euro um 140 Millionen Euro im Jahr 2030 zu senken. Vorgestellt wurde unter anderem ein Entwurf für die Zukunft der Medienarbeit in. Er sieht unter anderem eine engere Kooperation mit dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (gep) vor. Beim Bericht über die Arbeit mit Jugendlichen und Familien wurde deutlich, dass die EKHN ihre Kommunikation besser an die Zielgruppe anpassen und mehr digitale Begegnung ermöglich müsse.


Quelle: EKHN