An die Opfer der Hexenverfolgung

Lippe: Gedenken in Detmold

Feierliches Gedenken. Mit Christ-Dore Richter, Dr. Rüdiger Henke, Martin Hankemeier und Valentinian Zelle (von links) © Lippe

Wie in vielen deutschen Gebieten kam es auch in der Grafschaft Lippe in der Frühen Neuzeit zu Hexenverfolgungen. Dabei ging es um den Umgang mit Anderssein und Ausgrenzung, um brutale Verfolgung und die Machtfrage zwischen Frauen und Männern.

Der Arbeitskreis Hexenverfolgung im Ortsverein Detmold des Lippischen Heimatbundes, die Stadt Detmold und die Lippische Landeskirche haben der Opfer der Hexenverfolgung gedacht. Dr. Rüdiger Henke begrüßte auf der Wasserterrasse vor dem Lippischen Landesmuseum 15 Gäste, die mit einem Plakat auf das Leid der über 50 Hexenopfer aus Detmold und der zusätzlich aus ganz Lippe in Detmold inhaftierten sogenannten über 50 Hexenkinder aufmerksam machten, die zwischen 1599-1669 dem Hexenwahn in Detmold und Umgebung zum Opfer fielen. Valentinian Zelle umrahmte auf der Trompete die Gedenkfeier musikalisch.

Pfarrer i.R. Martin Hankemeier vom Arbeitskreis Hexenverfolgung in Detmold betonte, dass auch Kinder und Jugendliche der Hexerei angeklagt und über Jahre in Gefangenschaft gequält wurden. Sie hätten zum Beispiel der Hinrichtung eines ihrer Mitgefangenen beiwohnen und beschreiben müssen, was das bei ihnen auslösen würde. „Enthauptungen fanden auf dem Detmolder Markt und auf dem Platz des heutiges Hauses Grothe statt, auf der Jerxer Heide an der Georgstraße die Hexenverbrennungen, denn von Hexen und Hexenmeistern durfte nichts übrigbleiben. Unschuldige Menschen wurden ermordet, weil man sie verdächtigte, mit dem Teufel im Bund zu stehen. Selbst wenn die Unschuld wie bei Anna Maria Tintelnot festgestellt wurde, erdrückten Gerüchte das Leben der ganzen Familie.“ Hankemeier verwies auf den YouTube-Vortrag über „Hexenverfolgung in Detmold“ von Prof. Dr. Eugen Drewermann und zitierte: „Missachtung und Diskriminierung, Hass und Hetze beginnen mit Gedanken und Worten und führen zu Verfolgung und Vernichtung.“

Die stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter überreichte einen Gedenkkranz im Namen der Stadt und des Bürgermeisters Frank Hilker. Sie lobte die Erinnerungskultur, die gerade in Zeiten der Pandemie wichtig sei. „Heute attackieren Verschwörungen wieder andere Menschen mit Hass und Verachtung. Daher ist es wichtig, dass ein Zeichen für Toleranz und Freiheit gesetzt wird.“ Sie dankte für das Engagement zur Errichtung eines Denkmals in der Tintelnot-Twete, das demnächst an Opfer der Hexenverfolgung in Detmold erinnert.


Quelle: Lippe