Namenlose Sehnsucht prügelt ''Religionsterroristen''

im neuen Buch von Arnold Stadler: Salvatore (2008)

Höhepunkt in der ''gewaltigen Abrechung'' des Autors Arnold Stadler: ein Schlag gegen den ''sogenannten Reformator'', ''Theokraten'' und ''Religionsterroristen'' Calvin in Genf sowie ''eine Religion, die spielend ohne Jesus und das Evangelium auskommt'': der Calvinismus.

Eine „gewaltige Abrechnung“ (FAZ) verbirgt sich unter dem Titel „Salvatore“, Erlöser, der neuen „Geschichte der Sehnsucht“ von Arnold Stadler. Eine Polemik gegen moderne Theologie, gegen eine Gelehrtenzunft, die den wahren Jesus verkennt.

Die geschmähten Wissenschaftler stellt Stadler in eine Traditionslinie von Pharisäern und Schriftgelehrten – auch dieses Vorurteil zu wiederholen ist sich der Büchnerpreisträger nicht zu schade. Höhepunkt der Polemik, auf Seite 174. Endlich wird sie beim Namen genannt, „eine der abscheulichsten Figuren“, von denen der Erzähler weiß, einer der „sogenanntene(n) Reformatoren, die als Theokraten und Religionsterroristen Geschichte machten“: „Calvin in Genf“. Nicht genug, dass Calvin einen „frühen Religionsterrorstaat“ kommandierte, er nannte sich auch noch christlich, „als hätte es Jesus Christus der Evangelien nie gegeben“. Und damit immer noch nicht genug des Übels. Die Geschichte geht weiter: „Denn der Calvinismus ist eine Religion, die spielend ohne Jesus und das Evangelium auskommt, ja, ein Phänomen, innerhalb dessen ein evangelischer Jesus überflüssig ist und stört“ (S. 175).

Braucht die Sehnsucht eines Autors, die sich auf Wanderschaft begibt, egal, „ob es das überhaupt gab, wonach sich einer sehnte“ (S. 52) diesen Feind? Hat die ziellose Sehnsucht es nötig, den redlichen Blick auf die Geschichte zu opfern? Muss sie sich des Vorurteils bedienen, um selber zu leuchten?

Wer religiöse Poesie und Sehnsucht sucht, findet sie weit schöner im Genfer „Sonnengesang“, der die wilden Tiere nach Gott schreien hört und sieht, wie die Flüsse und Quellen ihm zublinzeln.
Die leidenschaftliche Sehnsucht Calvins, der wie ein Hungernder zu Gott seufzt, hat ein Ziel vor Augen: eine „bessere Zukunft“, in der nichts „Zerrüttetes mehr zu sehen ist“ (zu Römer 8).

 


Barbara Schenck
 

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