Serenata Nürnberg: Alte Musik - aktuell serviert

9. Juni 2023, 20.30-21.45 Uhr

Johann Erasmus Kindermann © Wikicommons/Rettinghaus

In seinem "Opitianischen Orpheus" (Nürnberg 1642) veröffentlichte Johann Erasmus Kindermann seine Vertonungen von Gedichten des Lyrikers Martin Opitz, dessen "Buch von der Deutschen Poeterey" (Breslau 1624) wegweisend war für viele Dichterzirkel wie dem "Pegnesichen Blumenorden" in Nürnberg.

"Die Göttin der Gelegenheit ist vorne nur mit Haaren
Im Nacken bleibt sie kahl allzeit, drum lass sie ja nicht fahren
wenn du sie bei der Stirnen hast, der Tag geht eilends nieder,
die Stunden laufen ohne Rast und kommen ganz nicht wieder."

Die Lieder Kindermanns nehmen wir als Ausgangspunkt, um Musik zwischen 1620 und 1680 in klanglicher Gestalt des 17. Jh. zu präsentieren, die sich mit dem Thema "Zeit" auseinandersetzen. Basis ist die Unterscheidung von Chronos (die messbare Zeit) und Kairós (der richtige Zeitpunkt, die Gelegenheit).

Hinweise darauf finden sich in der griechischen Bibelfassung zuhauf. Jesus wird oft zitiert: „Meine Zeit (Kairós) ist noch nicht gekommen.“ Judas suchte die Gelegenheit (Kairós), Jesus zu verraten. „Alles hat seine bestimmte Stunde (Chronos) und jedes Vorhaben unter dem Himmel hat seine Zeit (Kairós)“ (Prediger 3).

Die im Programm enthaltenen Nürnberger Kompositionen des 17. Jh. provozieren im Verhältnis von Aufruf zu Eile einerseits und Betrachtung der Langsamkeit in Einsamkeit andererseits eine große Fallhöhe zu aktuell drängenden Fragen.

Die Ausführenden sind: Theresa Steinbach und Marina Alishauskaite – Sopran; Lina Jarvers und Julia Scheerer – Barockvioline; Diego Chácon Gámez – Theorbe; Ralf Waldner – Orgelpositiv; Hartwig Groth – Viola da gamba

Die Stiftung "Alte Musik - aktuell serviert" (Leitung Hartwig Groth) unterstützt die heutige Veranstaltung.