'Kalte (Arbeits-)Zeiten? Krisenwinter, Klassenfrage, Konsequenzen'

EKM: Landesallianzen fordern Ende der Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft

© Anna Lübbers/EAT

Längere Arbeitszeiten, steigende Anforderungen: Die Landesallianzen für den freien Sonntag in Thüringen und Sachsen-Anhalt protestieren. Sie fordern mehr "Zeit zum Leben, Lieben und Lachen".

Die Landesallianzen für den freien Sonntag in Thüringen und Sachsen-Anhalt stellen sich gegen Forderungen nach längeren Arbeitszeiten und einer „Rund-um-die-Uhr“-Gesellschaft, die ökonomischen Teilinteressen Vorrang vor allen anderen Dimensionen des menschlichen und gesellschaftlichen Lebens einräumt. Die Aussage „Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit“ aus Arbeitgeberkreisen wurde auf der 9. Arbeitszeitkonferenz (Foto) in Neudietendorf scharf kritisiert, stattdessen stand der Slogan „Mehr Bock auf gute Arbeit“ im Fokus. Auch die Thüringer Arbeits- und Sozialministerin Heike Werner kritisierte die Forderung nach Änderungen der Arbeitszeit- und Ladenöffnungsgesetze.

Die Arbeitszeitkonferenz wurde von der Thüringer Allianz für den freien Sonntag organisiert und bei der Evangelischen Akademie Thüringen veranstaltet. Unter dem Titel „Kalte (Arbeits-)Zeiten? Krisenwinter, Klassenfrage, Konsequenzen“ wurden aktuelle Fragen von Arbeitszeit, Arbeitsschutz und Verteilungsgerechtigkeit diskutiert. Dabei ging es unter anderem um das umstrittene Zitat des Hauptgeschäftsführers der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Steffen Kampeter: „Wir brauchen mehr Bock auf Arbeit“, verbunden mit der Ansage: „Die Realität ist: Wir werden länger arbeiten müssen – das braucht unser Land“.

Frank Fehlberg, Referent des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (KDA EKM) und kirchlicher Vertreter in den Landesallianzen für den freien Sonntag in Thüringen und Sachsen-Anhalt: „Immer mehr Flexibilität zu Ungunsten der Beschäftigten zu fordern, geht an der Lebensrealität vorbei. Die fehlende Freizeit, die durch die Verdichtung und Verlängerung der Arbeitszeiten entsteht, geht zu Lasten der Gesundheit und damit der allgemeinen Lebensqualität. Wer die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben garantieren will, muss laut über Veränderungen nachdenken.“

An die anwesenden Vertreter und Vertreterinnen der Parteien DIE LINKE, SPD und Bündnis 90/Die Grünen ging die Forderung nach „guter Arbeit, gepaart mit mehr Zeit zum Leben, Lieben und Lachen“. Bedauert wurde, dass CDU und FDP trotz Einladung nicht vertreten waren.

Die Thüringer Arbeits- und Sozialministerin Heike Werner hob in ihrem Impulsvortrag die Bedeutung der Arbeit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt hervor: „Die Transformation kann nur erfolgreich gelingen, wenn sie sozial und ökologisch gerecht gestaltet wird. Gerade in diesen Zeiten ist es sehr bedenklich, wenn man den Menschen unterstellt, dass sie keinen Bock auf Arbeit hätten und erneut das Arbeitszeitgesetz oder Ladenöffnungsgesetz angreift“.

Die Konferenzteilnehmenden betonten das Recht auf zwei freie Samstage im Monat für die Beschäftigten im Handel als unverzichtbar. Eine ähnliche Regelung müsse auch für die Beschäftigten im Gastgewerbe geschaffen werden, hieß es.