Kirchenfusion in Niedersachsen?

Verhaltene Reaktionen auf lutherischen Vorstoß

Bischof Friedrich Weber aus Braunschweig hat eine Fusion der evangelischen Kirchen im nordwestdeutschen Bundesland vorgeschlagen.

Anlässlich der Synode der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen am 14. März in Hannover hat er als deren Ratsvorsitzender „ein Tabu gebrochen“, wie er es selbst nannte. „Wir brauchen in den heutigen Zeiten das Zusammenwirken der Kirchen, um ernsthafte Synergien und Mehrfacharbeit aus ökonomischen und theologischen Gründen zu vermeiden“, begründete Weber seinen Vorstoß. Auch die Landesbischöfin der Lutherischen Kirche, Margot Käßmann, nannte gegenüber idea die Vereinigung ein „sinnvolles Ziel“ und versprach, die Verhandlungen „auf Augenhöhe“ führen zu wollen.

Der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen gehören fünf bisher selbständige Landeskirchen an. Die mit Abstand größte ist die Evangelisch-lutherische Kirche Hannovers mit rund 3 Millionen Kirchenmitgliedern. Die kleineren sind die Evangelisch-lutherischen Kirchen in Oldenburg (460.000), Braunschweig (400.000) und Schaumburg-Lippe (61.000) sowie die Evangelisch-reformierte Kirche mit rund 188.000 Mitgliedern.

Bis September dieses Jahres sollen die Synoden der Kirchen entscheiden, ob sie an Gesprächen teilnehmen wollen. Erklärtes Ziel dieser Gespräche sei ein „Konzept für die Schaffung einer Evangelischen Kirche in Niedersachsen“. Ob der Vorschlag bei den kleinen Kirchen auf Gegenliebe stößt, ist dem Vernehmen nach offen.

Auch der Kirchenpräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Jann Schmidt, gibt sich in einer ersten Reaktion gegenüber reformiert-info.de zurückhaltend: „Die Evangelisch-reformierte Kirche hat ein anderes Bekenntnis als die anderen Kirchen, eine eigene Tradition und auch ein besonderes Profil.“ Vizepräsident Johann Weusmann sieht eine schwierige Hürde darin, dass die Ausdehnung der Evangelisch-reformierten Kirche über Niedersachsen hinaus reicht. Bayern, Württemberger, Sachsen und Mecklenburger werden sich schwer tun, zu einer Evangelischen Kirche in Niedersachsen gezählt zu werden.

Eine Entscheidung der Synode der Reformierten Kirche bereits im April schließt Schmidt ohnehin aus. „Unsere Verfassung verlangt es, dass in schwerwiegenden Fragen die Gemeinden am Entscheidungsprozess beteiligt werden. Das ist in den verbleibenden fünf Wochen nicht zu bewerkstelligen.“ Bei einer ersten Gesprächsrunde im Herbst würde sich die Evangelisch-reformierte Kirche aber auch mit dem Status einer Beobachterin beteiligen können, so Schmidt.

Evangelisch-reformierte Kirche diskutiert Kirchenfusion auf nächster Synode - Pressemitteilung der ERK >>>

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epd-Stichwort zur Konföderation Evangelischer Kirchen in Niedersachsen >>>

Gemeinden müssen am Entscheidungsprozess beteiligt sein

Die Evangelisch-reformierte Kirche wird sich Gesprächen über ein Zusammenwachsen der evangelischen Kirchen in Niedersachsen nicht verschließen. Das sagte Kirchenpräsident Jann Schmidt am Dienstag, dem 17. März, nach der Sitzung des Moderamens der Gesamtsynode. Schmidt gibt aber zu bedenken, dass die reformierte Kirche ein eigenes Bekenntnis, eine eigene Tradition und damit ein eigenes Profil habe. Vizepräsident Johann Weusmann sieht eine schwierige Hürde darin, dass die Ausdehnung der Evangelisch-reformierten Kirche über Niedersachsen hinaus reicht. Reformierte in Bayern, Württemberg, Sachsen und Mecklenburg würden sich schwer tun, zu einer Evangelischen Kirche in Niedersachsen gezählt zu werden.