Anlass des gemeinsamen Projektes war die als „Bekenntnis von Accra“ bekannt gewordene Erklärung der Generalversammlung des Reformierten Weltbundes aus dem Jahr 2004. Darin wird angesichts zunehmender wirtschaftlicher Ungerechtigkeit und ökologische Zerstörung in der Welt ein „Bündnis für Gerechtigkeit und für das Leben auf der Erde“ gefordert. Nachdem die Erklärung in den Kirchen des Nordens und Südens zu unterschiedlichen Reaktionen geführt hatte, verständigten sich die Evangelisch-reformierte Kirche und ihre südafrikanische Schwesterkirche darauf, das Thema gemeinsam zu bearbeiten.
Johann Weusmann, Vizepräsident der Evangelisch-reformierten Kirche, erläuterte bei der Vorstellung des Abschlussberichtes in Kapstadt, dass man angesichts gemeinsamer theologischer Grundlagen schnell eine gemeinsame Basis gefunden habe. „Uns verbindet nicht nur eine gemeinsame Tradition, sondern auch die Barmer Theologische Erklärung und das Bekenntnis von Belhar, zwei theologische Schriften, die den Irrwegen ihrer Zeit – dem Nationalsozialismus und der Apartheid – widersprechen.“ Dennoch habe es in Sachfragen kontroverse Auseinandersetzungen gegeben. „Genau deshalb ist das Projekt so wichtig“, bekräftigte Weusmann. „Wir dürfen uns der notwendigen Debatte nicht verschließen.“ Bisher sind die beiden Kirchen jedoch die einzigen, die sich in einem intensiven Nord-Süd Dialog mit der Erklärung von Accra befasst haben.
Allan Boesak, Projektleiter der südafrikanischen Partnerkirche, betonte, man sei im Abschlussbericht um eine klare Positionierung bemüht gewesen. So habe sich gezeigt, dass das bereits vor der Finanzkrise von den beiden Kirchen beschriebene Szenario des Platzens der aus Gier entstandenen „Finanzmarktblasen“ eingetreten sei. Auch in den übrigen Kapiteln zu Handel, Konsumverhalten, Welternährung, Umwelt, Wasser, Militarismus und Geschlechtergerechtigkeit dokumentiere das Abschlussdokument eindrucksvoll, welche Problemstellungen bestehen und welche Lösungsansätze verfolgt werden sollten. „Es bleibt dennoch ein unvollendeter Bericht“, räumte Boesak ein. „Es gibt in unserer komplexen Welt zu viele Bereiche, in denen der Kurs korrigiert werden muss. Der Bericht soll dazu aufrufen, endlich damit anzufangen.“
Desmond Tutu griff diesen Appell auf. Der Klimawandel zeige nur zu deutlich, wie dringlich alles sei. „Dabei sind die Verursacher der Krise häufig nicht diejenigen, die die Folgen zu tragen haben. Das sind in aller Regel die Armen und Schwachen dieser Welt.“ Auch deshalb begrüße er es, wenn die Probleme in einem offenen Nord-Süd-Dialog angegangen würden. Das Globalisierungsprojekt der beiden reformierten Kirchen setze die richtigen Maßstäbe. „Wenn wir wollen, können wir gemeinsam viel bewegen. Die hier stattfindende Weltmeisterschaft ist dafür auch ein Beispiel“, fügte der fußballbegeisterte Altbischof hinzu.