Anders Weihnachten feiern
Perspektivwechsel
Es gibt wenige Riten, die unsere Gesellschaft verbinden. Das Weihnachtsfest im Kreis der Familie gehört unbestreitbar dazu. Weit mehr Menschen als die, die mit dem Ereignis der Geburt Jesu etwas verbinden, nehmen Weihnachten zum Anlass, im engen Kreis der Familie zusammenzukommen. Erinnerungen an die Kindheit werden geweckt und Traditionen gepflegt, Geschenke ausgetauscht. Mehr noch als Silvester übernimmt Weihnachten so etwas wie den Abschluss des Jahres.
Kann so ein Ereignis ausfallen? Oder jedenfalls stark verändert stattfinden? Ältere Menschen sind diesbezüglich gelassener als jüngere, weil sie von schlimmeren Weihnachtsfesten wissen oder sie sogar erlebt haben. Und fast die Hälfte der Bevölkerung wäre laut einer ZDF-Umfrage bereit, über Weihnachten Einschränkungen hinzunehmen.
Gegen alle Vernunft Menschenleben aufs Spiel zu setzen, passt nicht zu Weihnachten – noch weniger als zum Rest des Jahres. Eine liebgewonnene Angewohnheit auszusetzen ist im vorliegenden Fall geboten. Allerdings mit Augenmaß und Achtsamkeit: Niemand sollte an diesem Tag und an diesen Tagen alleine sein müssen. Vielleicht kann dieses reduzierte Weihnachten für das Wesentliche die Augen öffnen und uns so in guter Erinnerung bleiben.
Georg Rieger, Nürnberg