Calvin und Calvinisten in Ungarn und Siebenbürgen. Helvetisches Bekenntnis, Ethnie und Politik vom 16. Jahrhundert bis 1918

Ein Tagungsbericht auf H-Soz-u-Kult von Christina Jetter

Die Tagung der Universität Tübingen ist die einzige im deutschsprachigen Raum, die sich anlässlich des Calvinjubiläums dem Thema Calvin und Osteuropa widmet. Neben vielen Entdeckungen konträr zu gängigen Ansichten der Forschung hat die Tagung angesichts ''der Prägekraft des Calvinismus in Osteuropa'' auch eine ''empfindsame Lücke in der deutschen Forschungslandschaft'' gezeigt.

Veranstalter:
Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde / Abteilung für Neuere Geschichte (Frühe Neuzeit), Historisches Seminar, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Datum, Ort: 27.11.2008-29.11.2008, Tübingen

Bericht von:
Christina Jetter, Abteilung für Neuere Geschichte (Frühe Neuzeit), Historisches Seminar, Universität Tübingen
URL für die Zitation: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2509
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Die Aufmerksamkeit der deutschen Geschichtswissenschaft liegt zumeist auf der westlichen Welt, so auch im Fall von Jean Calvin (1509-1564), der zudem im Vergleich zu Luther nur geringe Beachtung findet. Dies zeigt auch das Jubiläumsjahr 2009. Eine Ausnahme bildete die Tübinger Tagung „Calvin und Calvinisten in Ungarn und Siebenbürgen“, organisiert vom Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde mit Márta Fata und der Abteilung für Neuere Geschichte (Frühe Neuzeit) des Historischen Seminars der Eberhard-Karls-Universität Tübingen unter Anton Schindling. Unterstützung gewährten die Gerda-Henkel-Stiftung Düsseldorf und die Synode der Ungarischen Reformierten Kirche. Es handelt sich dabei um die einzige Tagung im deutschsprachigen Raum, die sich anlässlich des Jubiläumsjahres dem Thema Calvin und Osteuropa widmet.

Im Themenkomplex „Ethnie und Konfession“ stellte TAMÁS JUHÁSZ (Klauseburg / Cluj-Napoca) zunächst einige grundlegende Überlegungen zum Reformiertentum in Ungarn an. Indem neben dem Heidelberger Katechismus das Zweite Helvetische Bekenntnis akzeptiert wurde, rekurrierten die ungarischen Reformierten auf die Schweiz, jedoch stärker auf Heinrich Bullinger (1504-1575) als auf Calvin. Dementsprechend sei die Bezeichnung „calvinistisch“ fragwürdig.

Eine erste Einführung in den Zusammenhang von Calvinismus und Nationalität bot ANDRÁS SZABÓ (Budapest): Zunächst besaß der Protestantismus in Ungarn fast ausschließlich lutherische Prägung und fand vorrangig unter Deutschen Verbreitung. Erst nach der Schlacht von Mohács 1526 und der doppelten Königswahl konnte er sich auch unter den ungarischen Magnaten bekannt machen. Szabó suchte der Deutung nach dem „cuius regio“-Prinzip das Konzept einer Reformation „von unten“ beispielsweise in den Marktflecken entgegenzusetzen. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begann sich die reformierte Kirche ungarischer Zunge herauszubilden. Im Kontrast zur vorherrschenden Meinung vertrat Szabó die Ansicht, dass dieser nicht nur Ungarn, sondern z. B. auch Slowaken angehört hätten.

EVA KOWALSKÁ (Pressburg / Bratislava) referierte über das Reformiertentum im königlichen Ungarn, dem zumeist Magyaren anhingen, zwischen Annahme und Ablehnung durch die lutherischen Slowaken und Deutschen. Das josephinische Toleranzedikt von 1781 festigte noch die jeweilige ethnisch-konfessionelle Identität. Auch im Rahmen der nationalen Bewegung brach dieser Zusammenhang in den Konflikten um die Magyarisierung der deutschen und slowakischen lutherischen Gemeinden bzw. um die Vereinigung mit den Reformierten zutage.

Das Reformiertentum unter den Rumänen Siebenbürgens bildete das Thema von SÁNDOR ELŐD ŐSZ (Klauseburg / Cluj-Napoca). Er stellte die Vielzahl an Reformationskonzepten heraus, die hier im 16. Jahrhundert Verbreitung fanden. Im 17. Jahrhundert suchte die reformierte Kirche die Rumänen mit eingeschränktem Erfolg zu integrieren. Der Eingliederung Siebenbürgens in das Habsburgerreich und die Rekatholisierungsmaßnahmen führten 1699 zur Gründung der griechisch-katholischen Kirche in Union mit Rom. Entgegen der vorherrschenden Meinung führte Sándor Előd Ősz an, dass das rumänische Reformiertentum noch über 70 Jahre lang fortbestanden habe.

Einen weiteren Beitrag zur Migrationsgeschichte brachte MÁRTA FATA (Tübingen) mit den „Reformierten Ansiedlern in Ungarn aus dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation“. Entgegen der geläufigen Annahme habe die Rekatholisierung nicht bei allen deutschen Migranten Erfolge gezeigt. Eine erste Einwanderung fand nach der Vertreibung der Osmanen Ende des 17. Jahrhunderts statt, die Protestanten waren faktisch geduldet oder zur Wiederbevölkerung Ungarns gar erwünscht. Die Lage änderte sich nach der Umsetzung der Regelung der Pester Kommission 1724, als nur noch katholische deutsche Einwanderer zugelassen waren. Die deutschen Reformierten im Komitat Tolna konnten unter dem grundherrlichen Schutz bis zum Toleranzedikt 1781 überleben. Unter Joseph II. kamen neue Migranten vor allem in die Batschka, wo sich heterogene Kolonistendörfer bildeten.

NOÉMI VISKOLCZ (Szeged) stellte Professor Johann Heinrich Bisterfeld vor, der von 1630-55 an der siebenbürgischen Akademie in Weißenburg/Alba Julia lehrte. Bisterfeld, der in Herborn studiert hatte, widmete sich neben der Theologie der Logik und der Sprachwissenschaft, insbesondere des Hebräischen. In seiner theologischen Beschäftigung ist das Werk „Mysterium Pietatis“, eine Auseinandersetzung mit den Antitrinitariern, hervorzuheben. In seinem europaweiten Austausch bildete Bisterfeld eine wichtige Kontaktstelle zwischen Siebenbürgen und Mittel- und Westeuropa.

Ein verbindendes Element Europas stellten im 17. und 18. Jahrhundert Studenten auf ihrer peregrinatio academica dar. RÉKA BOZZAY (Debrecen) betonte die Prägekraft niederländischer Universitäten für das ungarische Reformiertentum. Neue theologische Strömungen fanden aus Leiden ihren Weg nach Ungarn, so der Arminianismus und der Cocceianismus. Dabei entstanden Konflikte mit der ungarischen reformierten Kirche. Zudem konnten ehemalige Leidener Studenten in Ungarn wichtige Positionen erringen.

Bedeutende Institutionen des Bildungstransfers bildeten auch die reformierten Kollegien. GÁBOR SIPOS (Klauseburg / Cluj-Napoca) referierte über das Kollegium in Groß-Enyed, das zum Symbol der Bildung in Siebenbürgen und des gesellschaftlichen Aufstiegs wurde. Prinzipiell spielte die Herkunft der Studenten keine Rolle. Groß-Enyed habe somit zur Ausbildung einer „protestantischen Bildungsgemeinschaft“ beigetragen. 1850 wurde das Kollegium, da viele Studenten an der Revolution 1848/49 teilgenommen hatten, vorübergehend zum Unterstufengymnasium degradiert.

Eine ähnliche Rolle spielte das von JÁNOS L. GYŐRI (Budapest) vorgestellte reformierte Kollegium in Debrecen in Ungarn, das vor allem im 16. und 17. Jahrhundert große Bedeutung besaß. Wie in Groß-Enyed wurde das Kollegium auch für Studierende aus ärmeren Verhältnissen geöffnet. Das Kollegium, das auch aus der Schweiz und Schottland unterstützt wurde, war von einem strengen Biblizismus, später auch vom Puritanismus geprägt. Erst im 18. Jahrhundert setzte eine spannungsreiche Auseinandersetzung mit der Aufklärung ein. 1912 wurde Debrecen zur Universität.

Die Tübinger Tagung beschäftigte sich auch mit einer möglichen politischen Traditionsbildung des Calvinismus. ANDRÁS PÉTER SZABÓ (Budapest) wagte sich an die Interpretation des Bocskai-Aufstandes gegen die Habsburger. 1606 wurde Bocskai als Fürst Siebenbürgens bestätigt und die Religionsfreiheit für die drei großen Konfessionen in den Habsburg rückgegliederten Gebieten festgeschrieben. Von einem ständischen Widerstand könne nur bedingt die Rede sein, da eine ständische Widerstandslehre nur im engen Kreis Bocskais zu finden ist. Bocskai gelang es, die unterschiedlichen Konfessionen einzubinden. Viele protestantische Stände hingegen schlossen sich dem Aufstand nicht an. Die Parteinahme für Bocskai war somit weniger abhängig von der Konfession als von der Nähe zum Kaiser. Der Bocskai-Aufstand sei ein Aufstand mit komplexer Zielsetzung, unter anderem der Religionsfreiheit.

Daran anknüpfend widmete sich ISTVÁN SZIJÁRTÓ (Budapest) dem calvinistischen ständischen Widerstand im 18. Jahrhundert. Szijártó wandte sich gegen das Modell des ständischen Dualismus: In Ungarn sei die Macht des Königs eingeschränkt gewesen, der einflussreiche Landtag hingegen könne keineswegs als monolithischer Vertreter der Stände betrachtet werden. Zudem seien die Reformierten unter den Komitatsabgeordneten für den Landtag nicht überproportional in der Opposition gegen Habsburg vertreten gewesen. Als Wendepunkt in der ständischen Geschichte Ungarns könne der Landtag von 1728/29 angesehen werden, auf dem der Übergang vom ständischen Konfessionalismus hin zu einem ständischen Konstitutionalismus sichtbar wurde. Der Calvinismus habe somit keine tragende Rolle im ständischen Widerstand mehr spielen können.

Eine weitere mythenbeladene Person stellte PÉTER ZAKAR (Szeged) mit Lajos Kossuth (1802-94), dem „Moses der Ungarn“ vor. Dieser hatte sich in der nationalen Reformbewegung und in der Opposition gegen die Habsburger in den 1840er-Jahren hervorgetan. Kossuth galt – obgleich Lutheraner – in der reformierten Öffentlichkeit als von Gott gesandter, religiöser und politischer Erretter.

Eine Leitfigur des Reformiertentums zur Zeit des österreichisch-ungarischen Dualismus war István Tisza, zwischen 1903-1905 und 1913-1918 Regierungschef. LÁSZLÓ TÖKÉCZKI (Budapest) führte an, dass die reformierten Ungarländer dem Liberalismus wegen der Forderung nach konfessioneller Gleichberechtigung zugeneigt gewesen waren. Zugleich unterstützte Tisza den Dualismus sowie eine zweckgerichtete Zusammenarbeit mit den Katholiken. Tisza betrachtete die irdische Gesellschaft als immer neu reformbedürftig. In diesem Sinne bewertete Tökéczki ihn als großen Ungarn, obgleich dieser sonst zumeist negativ beurteilt wird, vorrangig wegen seiner Ablehnung des allgemeinen Wahlrechts.

Dem interdisziplinären Anspruch der Tagung gemäß widmete sich ÉVA SZACSVAY (Budapest) dem weitgehend unerforschten Feld der dekorativen Kunst. Im Reformiertentum wurde diese Malerei seit dem 17. Jahrhundert in Kirchen und Andachtsschriften verwendet. Das Bild bleibt in Abgrenzung zur katholischen Kirchenkunst eng mit dem interpretierenden Text verbunden. Die Darstellungen sind zunächst meist ornamental, im 18. Jahrhundert kommen volkstümliche Themen zum Tragen.

Mit der Sicht des Erzbischofs Péter Pázmány (1570-1637) auf die Religionsfreiheit brachte ISTVÁN BITSKEY (Debrecen) eine katholische Perspektive auf den ungarischen Protestantismus ein. Als Matthias II. 1608 vor der Besteigung des ungarischen Throns dem Landtag seinen Standpunkt zur Glaubensfreiheit darlegen musste, zog er auch Pázmány zu Rate. Dieser entschied sich für die Gewährung der Religionsfreiheit, anderenfalls bestehe die Gefahr von Aufruhr sowie eines ungarischen Bündnisses mit den Türken. Dennoch betrachtete Pázmány den Katholizismus als einzigen Weg zur Seligkeit, der jedoch nicht zu erzwingen sei. Bitskey führte Pázmánys Haltung vorrangig auf Pragmatismus zurück, möglicherweise jedoch auch auf seine reformierte Herkunft.

ULRICH A. WIEN (Koblenz-Landau) referierte über die Wahrnehmung der Calvinisten bei siebenbürgisch-sächsischen Lutheranern im 16. und 17. Jahrhundert. Anhand von Predigtbeispielen wurde die auch ethnisch motivierte Abgrenzung zum Reformiertentum vorgeführt. Hierbei bekämpften Lutheraner insbesondere das reformierte Abendmahlsverständnis. Diese Abgrenzung trug trotz begrenzter Anleihen beispielsweise in der Kirchenmusik zur kulturellen Stabilisierung der Gruppen bei.

Mit dem Einfluss des Calvinismus auf die Rumänen Siebenbürgens beschäftigten sich auch rumänische Historiker. Laut HANS-CHRISTIAN MANER (Mainz) wurde im späten 18. und 19. Jahrhundert zumeist die konfessionelle Perspektive vertreten, die von einer romanischen Kontinuität in Siebenbürgen ausging (vgl. hierzu zum Beispiel Samuil Micu Klein, Gheorghe Şincai und George Bariţ). Die Rumänen hätten sich reformierten Einflüssen widersetzt, was als Vorgeschichte zur griechisch-katholischen Kirchenunion gedeutet wurde. Die nationalpolitische Perspektive des späten 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (so Silviu Dragomir, Nicolae Iorga, Ioan Lupaş, Ştefan Meteş) betrachtete das Reformiertentum als Machtmittel der Fürsten auch zur nationalen Verfolgung der Rumänen.

JULIANE BRANDTS (München) Vortrag widmete sich der Selbstwahrnehmung der Reformierten in Ungarn im Übergang zur Moderne. Diese sei auch von ihrer sich verschlechternden sozialen und politischen Lage seit dem 17. Jahrhundert geprägt gewesen, die Benachteiligung und gar Verfolgung bis zum Toleranzedikt von 1781 bzw. bis 1848 zur Folge hatte. Andere Modernisierungsprozesse als die Religionsfreiheit wurden weniger beachtet, so spielte die soziale Frage keine besondere Rolle. Das Bündnis mit ständischem Widerstand, Liberalismus und Nationalismus rührte ebenfalls von dieser soziokulturellen Erfahrung.

Zuletzt stellte BOTOND KERTÉSZ (Budapest) die protestantischen Unionsbestrebungen vor. Forciert wurden diese vorrangig in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, Widerstände erwuchsen aus der Sorge um den Erhalt der konfessionellen und sprachlichen Identität. Das wichtigste gemeinsame Thema, die Gleichberechtigung der Religionen, beschäftigte Reformierte und Lutheraner vorrangig als politische Frage. Die ungarische Kapitulation 1849 brachte beiden Beschränkungen. Während die Lutheraner das Protestantische Patent akzeptierten, bekämpften es die Calvinisten erbittert. In der Folge fehlte der politische Wille zur Durchsetzung einer Union. Dennoch entstanden zahlreiche lutherisch-reformierte Kooperationen.

Die Tagungsvorträge wurden von zwei übergreifenden Abendvorträgen ergänzt. HEINZ SCHILLING (Berlin) sprach über Calvin und den Calvinismus in europageschichtlicher Perspektive. Er verwies auf die nur schwach ausgeprägte Memorialkultur, da Calvin sich nicht wie Luther zur nationalen Identifikationsfigur geeignet habe. Die Calvin-Vergessenheit sei durch die Deutung Max Webers noch verstärkt worden, die oftmals in einer Verengung auf die Ökonomie hin rezipiert wurde. Dies entspreche jedoch nicht der tatsächlichen kulturellen Bedeutung des Calvinismus für die Geschichte Europas. Da der Calvinismus auf bereits formierte Konfessionsstaaten stieß, konnte er nirgends den Status einer Staatskirche erlangen. Keine andere Konfession war von Verfolgung und Migration so stark betroffen. Diese Minderheitenerfahrung der existentiellen Gefährdung bestimmte Denk-, Mentalitäts- und Handlungsmuster. Hieraus resultierten die prinzipielle Eigenständigkeit der Einzelgemeinde, der ausgeprägte Internationalismus, der Solidaritätsgedanke sowie die Kirchenzucht. Die calvinistische Exulantentheologie umfasst das Widerstandsrecht sowie ein ausgeprägtes Volk-Gottes-Bewusstsein. Erst aus diesem Selbstverständnis ist die ökonomische und soziale Dynamik des Calvinismus erwachsen.

ZOLTÁN BALOG (Budapest), Abgeordneter des Ungarischen Parlaments, gab einen Einblick in die Bedeutung des Reformiertentums für das heutige Ungarn. Offiziell gehören 750.000 der 10 Millionen Ungarn der reformierten Kirche an. Ihr Selbstbewusstsein speise sich aus dem Gedanken, dass sie als Minderheit und „bessere Ungarn“ Verantwortung für die gesamte Nation trügen. Dem entspräche die überproportionale Präsenz im öffentlichen Leben. So könne das ungarische Reformiertentum zur Rückkehr zu den identitätsstiftenden Wurzeln und zur Neuorientierung in ethischen Fragen auch im europäischen Verbund verhelfen.

Angesichts der Prägekraft des Calvinismus in Osteuropa und damit auch für die kulturelle und politische Tradition der EU verwies die Tübinger Tagung auf eine empfindsame Lücke in der deutschen Forschungslandschaft, die es freilich noch weiterhin zu füllen gilt. Die Experten aus Gebieten des historischen Ungarn – Ungarn, Rumänien, Slowakei – und Deutschland konnten bemerkenswerte Ergebnisse erzielen. Das multiethnische und multikonfessionelle Reich der St.-Stephanskrone bildete dabei ein lohnendes Untersuchungsfeld, auch zum Verhältnis von Ethnie, Konfession und Politik. Ende 2009 sollen die Ergebnisse in der Reihe „Reformationsgeschichtliche Studien und Texte“ im Aschendorff Verlag publiziert werden.

Konferenzübersicht:

Sektion „Ethnie und Konfession“:

Tamás Juhász, Protestantisch-Theologisches Institut Klausenburg/Cluj-Napoca: Die Entwicklung des Helvetischen Bekenntnisses im Reich der Stephanskrone

András Szabó, Károli Gáspár Reformierte Universität Budapest: Calvinismus und Nationalität im Reich der Stephanskrone im 16. Jahrhundert

Eva Kowalská, Slowakische Akademie der Wissenschaften Preßburg/Bratislava: Calvinismus im königlichen Ungarn zwischen Annahme und Ablehnung am Beispiel von Slowaken und Deutschen

Sándor Előd Ősz, Archiv der Siebenbürgischen Reformierten Kirche Klausenburg/Cluj-Napoca: Auswirkung des siebenbürgischen Calvinismus auf die Rumänen

Márta Fata, Institut für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen: Reformierte Ansiedler in Ungarn aus dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation im 18. Jahrhundert

Heinz Schilling, Humboldt-Universität zu Berlin: Calvin und der Calvinismus in europageschichtlicher Perspektive

Sektion „Wege der Vermittlung“:

Noémi Viskolcz, Universität Szeged: Johann Heinrich Bisterfeld. Ein Professor als Vermittler zwischen West und Ost an der siebenbürgischen Akademie in Weißenburg 1630-1655

Réka Bozzay, Universität Debrecen: Die Wirkung ehemaliger Leidener Studenten in Ungarn und Siebenbürgen im 17. und 18. Jahrhundert

Gábor Sipos, Universität Klausenburg/Cluj-Napoca: Die Bedeutung des reformierten Kollegiums Groß-Enyed für Politik und Kultur in Siebenbürgen vom 17. bis zum 19. Jahrhundert

János L. Győri, Reformiertes Kollegium Debrecen: Die Bedeutung des reformierten Kollegiums Debrecen für Politik und Kultur in Ungarn vom 16. bis zum 19. Jahrhundert

Sektion „Der Calvinismus als politische Tradition?“

András Péter Szabó, Eötvös Loránd Universität Budapest: Der Bocskai-Aufstand. Ständischer Widerstand oder calvinistische Widerstandslehre?

István Szijártó, Eötvös Loránd Universität Budapest: Die Calvinisten und der ständische Widerstand im Ungarn des 18. Jahrhunderts

Péter Zakar, Universität Szeged: Das Kossuth-Bild der liberalen Geistlichen mit besonderem Blick auf die reformierten Pfarrer 1848/49

László Tökéczki, Eötvös Loránd Universität Budapest: Liberalismus und Calvinismus zur Zeit des österreichisch-ungarischen Dualismus. Das Beispiel von István Tisza

Éva Szacsvay, Ethnographisches Museum Budapest: Die Botschaft von Bildern in der dekorativen Kunst. Calvinistische Kirchenkunst – ungarische Volkskunst

Zoltán Balog, Abgeordneter des Ungarischen Parlaments Budapest: Calvin und Calvinismus in der heutigen Politik und Kultur Ungarns

István Bitskey, Universität Debrecen: Erzbischof Péter Pázmány über die Religionsfreiheit der Kalvinisten und der Lutheraner

Ulrich A. Wien, Universität Koblenz-Landau: Formierung des konfessionellen Raums in Siebenbürgen. Wahrnehmung der Calvinisten in Siebenbürgen bei siebenbürgisch-sächsischen Lutheranern im 16. und 17. Jahrhundert

Juliane Brandt, Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas München: Calvinismus, Minderheitenerfahrung und politisches Weltbild: Die Reformierten im Übergang in die Moderne

Hans-Christian Maner, Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Die Auseinandersetzung rumänischer Historiker mit dem siebenbürgischen Calvinismus im 19. Jahrhundert

Botond Kertész, Evangelisches Landesmuseum Budapest: Union oder Kooperation? Die protestantischen Unionsbestrebungen in Ungarn im 19. Jahrhundert

Kontakt:
Christina Jetter
Universität Tübingen, Historisches Seminar
Abteilung für Neuere Geschichte (Frühe Neuzeit)
Wilhelmstraße 36
72074 Tübingen
Zitierweise: Tagungsbericht Calvin und Calvinisten in Ungarn und Siebenbürgen. Helvetisches Bekenntnis, Ethnie und Politik vom 16. Jahrhundert bis 1918. 27.11.2008-29.11.2008, Tübingen. In: H-Soz-u-Kult, 04.02.2009, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=2509>.

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