Den Lockdown genießen
Perspektivwechsel
Gelegentlich ist in Gesprächen zu hören, dass Menschen die Einschränkungen aufgrund der Pandemie gar nicht so schlimm finden oder zumindest an einzelnen Begleitumständen Gefallen finden. Dieses Schwärmen hat natürlich einen faden Beigeschmack, weil allen bewusst ist, wie hart manche Menschen gesundheitlich, wirtschaftlich oder seelisch betroffen sind. Ist es aber trotzdem erlaubt, positive Aspekte des Lebens unter Corona-Bedingungen zu erkennen?
Wie so oft kommt es auf den richtigen Blickwinkel an. Demut ist angebracht, weil unterm Strich nichts besser sein kann, solange Andere unter diesen Umständen leiden. Doch die Beobachtungen, die wir an uns selbst machen, können für die Zukunft wichtig sein: Dass mancher körperlicher Kontakt gar nicht so angenehm ist, zum Beispiel. Oder, dass manche Freizeitaktivitäten und ein Teil des Konsums entbehrlich sind. Viele Besprechungen sind ohne lange Anreisen ebenso effektiv. Und Deutschland ist als Urlaubsland gar nicht so unattraktiv.
Vor allem aber haben wir die Chance, uns selbst besser kennenzulernen und zu sehen, was uns wirklich wichtig ist. Und so wird die künftige „Normalität“ vielleicht wirklich an einigen Stellen anders aussehen.
Georg Rieger, Nürnberg