Die getanzte Kollekte - ''Hätte, wäre, wenn''
(21.6. / 1. Sonntag nach Trinitatis) Den Rucksack voll Geschichten
Als die Tür aufgeht, stehen da zwei kleine Pfadfinder. Verschwitzt und ein bisschen schmutzig, aber mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. In den Händen halten sie ein Dutzend Trinkflaschen, und auch wenn sie die Landessprache nicht sprechen, ist klar, was sie möchten: Wasser bitte! Wer kann da schon Nein sagen – und eine Tafel Schokolade oder ein paar Äpfel finden sich auch noch für die Kleinen. Ist doch toll, dass es sowas heute noch gibt!
Wenn die Kinder von Pfadfindertouren zurückkommen, haben sie jedes Mal den Rucksack voller solcher Geschichten: Da sind die Leute, die spontan die ganze Wandergruppe zur Gartenparty einladen; der Pfarrer, der sie bei Regen im Jugendheim übernachten lässt; der Mann, der alle in sein Auto packt, um nach einem Zeltplatz zu suchen und der, der extra losläuft, um sie mit Kuchen zu versorgen.
Die Tschechen, Belgier, Schweden (die Liste lässt sich noch ergänzen) sind alle sooo nett«, erzählt meine Tochter begeistert. Befürchtungen, jemand könnte sie auslachen oder ablehnen, haben höchstens die Eltern.
Die Kinder machen ganz überwiegend gute Erfahrungen, wenn sie irgendwo um Hilfe bitten. Denn – ja, auch das gibt es noch: Menschen, die einfach nett sind. Die Freude daran haben, anderen zu helfen und ihnen etwas Gutes tun – weit über das hinaus, was eigentlich notwendig wäre. Wer das erlebt, sammelt einen Schatz an Erfahrungen, die stark machen gegen Gleichgültigkeit und Lieblosigkeit.
Hoffentlich finden die Kinder noch viele solcher Menschen – und hoffentlich werden sie zu Erwachsenen, die dann selbst großzügig weitergeben, was sie einmal erlebt haben. [AvL]
Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. (1. Korinther 12,4–6)
Aus: Bernd Becker (Hg.): Die Getanzte Kollekte. 100 kurze Geschichten zum Lesen und Vorlesen.