Gott im Gemeinwesen

Neue Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD erschienen

EKD. Kirchengemeinden tragen zum sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft enorm viel bei: Sie haben Kontakte, pflegen Beziehungen und bauen Netzwerke mit auf. Dieser Zusammenhang wird durch die Theorie des Sozialkapitals sichtbar, wie jetzt eine Studie des SI der EKD deutlich macht.

Ziel war es, ein Sozialkapital-Konzept für Kirchengemeinden zu entwickeln. Gearbeitet wurde bei der Studie mit qualitativen Methoden der Sozialforschung, wie zum Beispiel Leitfaden-gestützten Experteninterviews und Fokusgruppen-Diskussionen.

Die Ergebnisse – erweitert um ein konkretes Beispiel einer aktiven Gemeinde aus dem Ruhrgebiet – liegen jetzt als Buch unter dem Titel „Gott im Gemeinwesen“ von Martin Horstmann und Heide Park vor.

„Sozialräume sind ein entscheidender Beitrag für die Erhaltung und Gestaltung des Lebens und Kirchengemeinden sind ideale Orte, an dem soziales Kapital entsteht“, sagt SI-Direktor Gerhard Wegner. Gemeinden können wichtige Partnerinnen für Diakonie/Caritas und für Kommunen sein. Aber wie können Kirchengemeinden diese Rolle bewusst wahrnehmen?

Das Konzept des Sozialkapitals ermöglicht es, Aspekte in den Blick zu nehmen, die sonst nicht gesehen werden. Es ist eine neue Sichtweise auf soziale Phänomene. Martin Horstmann geht in dem Buch auf die Debatten um soziales Kapital ein und fragt nach den Möglichkeiten der „Sozialkapitalbildung“ durch Kirchengemeinden. Heike Park illustriert dies Geschehen konkret an einem Beispiel aus Hamm/Westfalen. Die für Kirchengemeinden typischen Muster der Sozialkapitalbildung werden identifiziert und dargestellt.

Der Begriff Sozialkapital meint zunächst einmal die Beziehungen, Kontakte und Netzwerke, über die eine Person verfügt. Dem Inhaber von sozialem Kapital erschließen sich Ressourcen, über die er alleine nicht verfügt. Überall dort, wo Menschen eingebunden sind, kann Sozialkapital entstehen. Dazu zählen: Familie, Freunde, die Mitgliedschaften in Sport- und Gesangsvereinen sowie Berufs- und Interessenverbänden – und eben auch die Mitgliedschaft in der Kirche beziehungsweise das Engagement in Kirchengemeinden.  „Damit sich Sozialkapital bilden kann, braucht es neben den Kontakten – quasi der „Hardware“ des Sozialkapitals – auch einen kulturellen Nährboden: Werte und Normen, die Vertrauen fördern und Kooperation ermöglichen“, betont Martin Horstmann.

Heike Park geht in ihrem Beitrag auch auf das neue Nachdenken über „Gemeinwesendiakonie“ ein und reflektiert theologische Konzepte. Sie stellt das Konzept des Vorsorgenden Wirtschaftens dar und analysiert die diakonischen Aktivitäten der St.-Victor-Gemeinde in Hamm. „Kirche kann die soziale Gestalt des Gemeinwesens im Sinne der Barmherzigkeit Gottes prägen", sagt Heike Park. Kirchengemeinden können selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten „gemeinwesendiakonische Potenziale“ entfalten.

Martin Horstmann / Heike Park: Gott im Gemeinwesen - Sozialkapitalbildung in Kirchengemeinden,  SI konkret 6, LIT Verlag, ISBN 3-643-12499-9, 120 Seiten, 16.90 €. Bestellung unter: info@si-ekd.de

Hannover, 13. Februar 2014
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick

Weitere Informationen über die Publikation