'Eine neue Qualität der Gewalt'

Stimmen zum Anschlag in Halle


Deutschlandweit reagierten Landeskirchen mit Entsetzen auf den brutalen Anschlag auf die Synagoge in Halle.

EKBO-Bischof Markus Dröge hat dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, in einem Brief die Betroffenheit und die Solidarität der evangelischen Landeskirche mit den jüdischen Gemeinden nach dem Anschlag in Halle übermittelt. „Es ist eine neue Qualität der Gewalt, dass ein Attentäter bei Tageslicht vermummt durch die Stadt fährt und gezielt Menschen tötet", schrieb Dröge und betonte, dass die evangelische Landeskirche sich weiterhin dafür einsetzen wird, dass dem Rechtsextremismus, dem Antisemitismus und der Menschenverachtung nach allen Kräften gewehrt wird. 

Die westfälische Kirchenleitung sprach in einer öffentlichen Erklärung ihr Mitgefühl mit allen Betroffenen aus: "Wir sehen mit größter Sorge, wie rechtsextreme Tendenzen in unserem Land immer stärker an Boden gewinnen. Als evangelische Kirche sehen wir uns so eng mit den jüdischen Kultusgemeinden und ihrer Tradition verbunden, dass wir das Attentat in Halle als einen Angriff auf unsere Brüder und Schwestern verstehen. Wir stehen an ihrer Seite." Gleichzeitig forderte die EKvW von Justiz und Sicherheitskräften, in Zukunft "hinreichende Schutzmaßnahmen" zu treffen. "Wir alle" seien aufgefordert, dem Antisemitismus "laut und entschieden zu widersprechen". Das fange schon mit Alltagssituationen wie am Stammtisch oder auf dem Schulhof an.

"Es ist beschämend, dass in unserem Land jüdische Gemeinden nur unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen Gottesdienst feiern können", sagte Martin Heimbucher, Kirchenpräsident der Evangelisch-Reformierten Kirche. Der Hass, der sie trifft, treffe auch alle Christen: "Jesus hat das in der Bergpredigt glasklar ausgesprochen: Nicht erst, wer einen Mord begeht, macht sich schuldig. Sondern schon der, der einen anderen mit Worten niedermacht."

Die Leitung der Lippischen Landeskirche brachte in einem gemeinsamen Schreiben an den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold, Matitjahu Kellig die Fassungslosigkeit zum Ausdruck: "An Jom Kippur, dem Tag der Versöhnung, ist der Hass wieder einmal stärker als die Versöhnung. Wie oft in der Geschichte musstet ihr das erfahren." Der Angriff sei zugleich ein Angriff auf das Band zwischen Juden und Christen: "Wir wollen und werden uns nicht damit abfinden und bekräftigen unsere Freundschaft und Verbundenheit miteinander."

Der rheinische Präses Manfred Rekowski sprach in einem Schreiben an den Vorstandsvorsitzenden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, Dr. Oded Horowitz von einer "Entscheidungssituation": „Entscheidend ist, dass wir nach diesem schrecklichen Angriff auf jüdisches Leben, der auch ein Angriff auf die Grundfeste unserer Gesellschaft ist, nun als Kirche gemeinsam mit vielen anderen unserer Verantwortung in der gebotenen Konsequenz nachkommen", schrieb Rekowski. "Dazu, so versichere ich Ihnen im Namen unserer Kirchenleitung, sind wir fest entschlossen.“


Quellen: EKBO/EKvW/EKHN/Lippe/EKiBa