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Erbarmen
Mittwochskolumne von Paul Oppenheim

Das hungernde Kind aus Biafra ist im kollektiven Gedächtnis geblieben. Dieses Kind im fernen Afrika hat die Gewissen aufgerüttelt. Vom Bürgerkrieg, der in Nigeria tobte, von den Waffenlieferungen, Völkermordvorwürfen und dem Kampf um Rohstoffe war in den Kirchen nicht viel die Rede. Das hungernde Kind auf dem Plakat von „Brot für die Welt“ stand im Vordergrund. Sollte dieses Kind wirklich unser Nächster sein? Konnte unser Geld wirklich Leben retten im fernen Afrika?
Bereits 1959 hatte der evangelische Theologe Helmut Gollwitzer bei der Gründung von „Brot für die Welt“ ausgerufen: „Was wäre ein Christ ohne Erbarmen?“ Er erinnerte daran, wie die Deutschen nach dem Krieg auf solches Erbarmen aus fremden Ländern angewiesen waren. Er war es, der später forderte, dass die Kirchen sich aus ihren Kirchensteuereinnahmen an der Entwicklungshilfe und an den humanitären Hilfsaktionen weltweit beteiligen sollten. Heute ist die Botschaft von „Brot für die Welt“ angekommen, die nach den Worten Gollwitzers „bis ins letzte Haus der letzten Gemeinde dringen soll“ und doch frage ich mich, was geworden wäre, wenn die neue Bundesregierung das „Entwicklungsministerium“ (BMZ) abgeschafft hätte, wie es die Unionsparteien vorhatten?
Auf dem diesjährigen Kirchentag in Hannover war es der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, der vor Augen geführt hat, wie verheerend eine solche Entscheidung gewesen wäre. Er beschrieb die katastrophalen Auswirkungen der Auflösung der US-amerikanischen Entwicklungsorganisation USAID. Zudem gefährde der Rückzug der Trump Administration aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) millionenfach Menschenleben. Er appellierte an „Brot für die Welt“ und die Kirchen, noch besser aufzuklären und über die Zusammenhänge zu informieren. Auf dem Kirchentag war auch die amerikanische Bischöfin Mariann Budde zu hören, die dem Präsidenten Trumpf so mutig zugerufen hatte: „Im Namen unseres Gottes bitte ich Sie um Erbarmen für die Menschen!“
Ein „mutiger – starker – beherzter“ Aufschrei für Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Frieden war dieser Kirchentag zwar nicht, aber wer Ohren hatte zu hören, konnte doch deutliche Stimmen vernehmen.
Paul Oppenheim