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Das Rad muss nicht immer wieder neu erfunden werden. Bewährte Konzepte können viel Arbeit sparen und Enttäuschungen vermeiden helfen.

Wir haben für Sie eine Linkliste mit interessanten Materialien zusammengestellt:

Beratungsangebote

Evangelisch-reformierte Hofkirchen - gut versteckt im Hinterhof

Exkursion zum Jubiläum ''175 Jahre Kirchenkreis Jülich''

Gut 40 Frauen und Männer hatten sich auf den Weg gemacht, um vier alte reformierte Kirchen im Kirchenkreis Jülich und im niederländischen Sittard zu besuchen. Unter der Leitung von Elke Bennetreu (Evangelische Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Jülich) und Heinz-Willi Homrighausen (Synodalarchivpfleger) waren sie einen Tag unterwegs auf den Spuren der Vorfahren. Mit dem Synodalarchivpfleger war ein geschichtskundiger Mann an Bord, der im Bus vielfältige Hintergrundinformationen an die Frau resp. an den Mann brachte.

Reformierte Kirchen: Gut versteckt im Hinterhof oder unauffällig in der Straßenfront

Kirchmeister Günter Morjan informierte die Gäste über die Geschichte der Lövenicher Hofkirche, die 1683 erbaut wurde, mehr als 100 Jahre nach Gründung der Kirchengemeinde. Der westfälische Friede von 1648, mit dem der 30jährige Krieg endete, erkannte zwar den lutherischen Zweig der Reformation an, nicht aber den reformierten. So waren die Reformierten gezwungen, ihre Gotteshäuser so zu bauen, dass sie nicht ins Auge fielen – eben in Hinterhöfen und selbstverständlich ohne Turm und Glocken. Reformierte Kirchen waren schlicht und einfach ausgestattet – ohne bildliche Darstellungen, ohne Kreuz, ohne Kerzen oder sonstigen Schmuck. Reformierte Christen sollten sich ganz auf die Verkündigung des Wortes Gottes konzentrieren und durch keine Äußerlichkeiten abgelenkt werden. Im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich das Bild der Kirchen. So kamen Türme hinzu und Glocken, aber auch das Innere der Kirchen bekam eine veränderte Gestalt. So finden wir heute auf den Abendmahlstischen Kerzen und Blumen, oder hier und da Kirchenfenster mit bildlichen Darstellungen. So zu Beispiel in der evangelischen Kirche Heinsberg-Randerath, die von Pfarrerin Beate Dickmann anschaulich vorgestellt wurde. Hier gibt es ein Kirchenfenster mit dem Siegel der Gemeinde Randerath,  nämlich die Rose unter den Dornen, oder auch ein Kirchenfenster mit dem Hugenottenkreuz als Zeichen der Verbundenheit mit einer evangelischen Minderheit, die seinerzeit in Frankreich verfolgt und vertrieben wurde. Die Randerather Kirche, erbaut 1717/1718, war ursprünglich in eine geschlossene Häuserfront eingebaut und, da seinerzeit noch ohne Turm, erst dann als Kirche zu erkennen, wenn man unmittelbar davor stand.

Ähnlich erging es der kleinen reformierten Kirche in Geilenkirchen-Teveren, Baujahr 1686. Pfarrerin Tanja Bodewig aus Geilenkirchen und Pfarrer Mathias Schoenen aus der Kirchengemeinde Gangelt-Selfkant-Waldfeucht brachten den interessierten Gästen in Dialogform nahe, was der „Geusen-Klomp“ über die Jahrhunderte den Menschen vor Ort bedeutet hat. Auch dieser Bau musste sich verstecken und bekam erst im Jahr 1986 zum 400. Geburtstag seine erste Glocke. In Teveren wie auch in allen anderen reformierten Gemeinden wurde großer Wert auf die Bildung der Menschen gelegt – ein Merkmal reformierten Denkens bis heute. So wurde in vielen reformierten Gemeinden noch vor dem Bau der ersten Kirche ein Schulhaus errichtet.

Den Nachmittag eines überaus interessanten Tages verbrachte die Gruppe im niederländischen Sittard, das einst mit dem heutigen Kirchenkreis Jülich verbunden war. Bevor man abschließend die heute von der Gemeinde genutzte moderne Kirche besuchte, stand die Besichtigung der alten reformierten Kirche im Stadtzentrum auf dem Programm. Diese wurde 1637 erbaut, 1677 von den Franzosen zerstört, um dann 1680 wieder in Dienst gestellt zu werden. Und schon 1684 bekam die Kirche einen Turm. Wie der Gemeindepfarrer der Protestantse Gemeente, Dominee Joachim Stegink, erzählte, wird die Kirche nur noch in Ausnahmefällen benutzt.

Als die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion am späten Nachmittag in Jülich ankamen, war allen klar: ein solch interessanter Tag verdient eine Fortsetzung. Es gibt ja noch weitere reformierte Kirchen zu besichtigen, so in Linnich, Wassenberg oder auch in Waldniel, das zum Nachbarkirchenkreis Gladbach-Neuss gehört.                                                                  

 


©Foto und Text: Johannes de Kleine, November 2012
 

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