16 | 31 | 46 | 61 | 73 | 85 | 100 | 115 | |
17 | 32 | 47 | 62 | 74 | 86 | 101 | 116 | |
18 | 33 | 48 | 63 | 75 | 87 | 102 | 117 | |
19 | 34 | 49 | 64 | 76 | 88 | 103 | 118 | |
20 | 35 | 50 | 65 | 77 | 89 | 104 | 119 | |
21 | 36 | 51 | 66 | 78 | 90 | 105 | 120 | |
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24 | 39 | 54 | 93 | 108 | 123 | |||
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
Welche Fragen interessieren Sie? Finden Sie Ihre eigenen Antworten?! Oder stellen Sie Ihre eigenen Fragen?!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?
3. Woher erkennst du dein Elend?
4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?
5. Kannst du das alles vollkommen halten?
6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?
7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?
8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?
9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?
10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?
11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?
12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?
13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?
14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?
15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?
16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?
17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?
18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?
19. Woher weißt du das?
20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?
21. Was ist wahrer Glaube?
22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?
23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?
24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?
25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?
26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?
27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?
28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?
29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?
30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?
31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?
32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?
33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?
34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?
35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?
36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?
37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?
38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?
39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?
40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?
41. Warum ist er begraben worden?
42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?
43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?
44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?
45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?
46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?
47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?
48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?
49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?
50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?
51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?
52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?
53. Was glaubst du vom heiligen Geist?
54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?
55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?
56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?
57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?
58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?
59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?
60. Wie bist du gerecht vor Gott?
61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?
62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?
63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?
64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?
65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?
66. Was sind Sakramente?
67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?
68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?
69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?
70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?
71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?
72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?
73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?
74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?
75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?
76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?
77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?
78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?
79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?
80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?
81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?
82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?
83. Was ist das Amt der Schlüssel?
84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?
85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?
86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?
87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?
88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?
89. Was heißt Absterben des alten Menschen?
90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?
91. Was sind denn gute Werke?
92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?
93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?
94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?
95. Was ist Götzendienst?
96. Was will Gott im zweiten Gebot?
97. Darf man denn gar kein Bild machen?
98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?
99. Was will Gott im dritten Gebot?
100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?
101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?
102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?
103. Was will Gott im vierten Gebot?
104. Was will Gott im fünften Gebot?
105. Was will Gott im sechsten Gebot?
106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?
107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?
108. Was will Gott im siebenten Gebot?
109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?
110. Was verbietet Gott im achten Gebot?
111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?
112. Was will Gott im neunten Gebot?
113. Was will Gott im zehnten Gebot?
114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?
115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?
116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?
117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?
118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?
119. Wie lautet dieses Gebet
120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?
121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?
122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?
123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?
124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?
125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?
126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?
127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?
128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?
129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?
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>>> Fragen haben, Antworten finden – Eine Anregung für die Arbeit in Gruppen, pdf-Datei
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Frage 1
Predigt von Pastor Fritz Baarlink, Veldhausen
Frage 1
Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
Dass ich mit Leib und Seele
im Leben und im Sterben nicht mir,
sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre.
Er hat mit seinem teuren Blut
für alle meine Sünden vollkommen bezahlt
und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst;
und er bewahrt mich so,
dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel
kein Haar von meinem Haupt kann fallen
ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss.
Darum macht er mich auch
durch seinen Heiligen Geist
des ewigen Lebens gewiss
und von Herzen willig und bereit,
ihm forthin zu leben.
Predigttext: Mt.10,26-33 + Heidelberger Katechismus, Frage 1 (Antwort Teil 2);
Lesung: Röm.8,31-39
Du bist das Eigentum Christi, der dich also bewahrt, dass ohne den Willen deines Vaters im Himmel kein Haar von deinem Haupt fallen kann, ja auch dir alles zu deiner Seeligkeit dienen muss!
Liebe Gemeinde!
„Ohne den Willen meines Vaters kann kein Haar von meinem Haupt fallen“ – dieses Zitat stammt aus der berühmten Antwort zu Frage 1 aus unserem Heidelberger Katechismus.
Alles, was ich an Auslegungen und Predigten darüber in Erinnerung habe, hat mich nicht befriedigt. Sie behandeln jeweils die Frage, die uns später im Katechismus mit der Vorsehung begegnet (Fr.27): Ob mir denn ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar gekrümmt(!) wird. Also die Frage nach Leid und Unglück und dass alles irgendwie Gottes Wille ist – er zumindest alles zugelassen habe.
Wir können uns gut vorstellen, dass viele mit solchen Sätzen ihre Probleme haben. War es Gottes Wille, dass der tödliche Unfall geschah? War es Gottes Wille, dass die Krankheit viel zu früh eine geliebte Person aus unserer Mitte riss oder für die Betroffenen einen quälenden Prozess auslöste?
Hier geht es aber nicht um das Leid und die Frage nach den Ursachen und nach Gott. Der Katechismus übernimmt hier vielmehr eine Formulierung, die wir aus Matthäus 10 kennen. Dort ist uns eine Rede Jesu überliefert, in der er die Jünger auf Verfolgungen einstellt. Sie werden es nicht leicht haben. Wer sich zu Jesus bekennt, kann Nachteile in Kauf nehmen müssen. Christen wurden schon zu den Zeiten, als Matthäus dieses Evangelium zusammen stellte, verfolgt. Manche haben schon damals wegen ihres Glaubens ihr Leben verloren. Kein Wunder, wenn jemand Angst hat, sich als Christ zu „outen“. Dann lieber den Mund halten, nicht auffallen und seine Überzeugungen als Privatsache für sich behalten.
Jesus will dagegen seine Gemeinde ermutigen, sich zu ihm zu bekennen, auch wenn man deswegen angefeindet wird oder vielleicht sogar körperlich darunter leiden muss. „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten doch die Seele nicht töten können.“
Hier unterscheidet Jesus zwischen Leib und Seele. Diese Unterscheidung kennen wir eigentlich nicht aus der hebräischen Bibel, wohl aber aus den griechischen Vorstellungen. Dort heißt es sogar, dass die Seele unsterblich sei. Diesen Gedanken finden wir auch in der Volksfrömmigkeit: mag der Leib sterben und verwesen, die Seele ist unsterblich bei Gott.
So redet die Bibel nicht. Unsterblich ist ein Attribut, dass allein Gott vorbehalten ist. Ja, auch die Seele (was auch immer wir uns darunter vorstellen sollen) kann „sterben“. Jesus sagt im nächsten Satz: „fürchtet euch vor Gott, der Leib und Seele in der Hölle verderben kann.“ Auch die Seele kann also von Gott abgelehnt werden. Unsterblich und „bei Gott“ ist nur das, was Gott bei sich haben will. Auch die Seele ist auf Erlösung angewiesen.
Aber das nur nebenbei, denn es geht auch Jesus in diesem Text nicht darum, was nach dem Tod sein wird. Es geht ihm um die Ermahnung an die Gemeinde, im Glauben nicht nachzulassen, im Bekennen zu ihm zu stehen. Denn wer seinen Glauben verleugnet, nur um ungestört noch eine Weile durchs Leben gehen zu können, wer meint, es sich bequemer machen zu können, wenn er nicht zu seinen Überzeugungen steht – der hat nur für den Augenblick Ruhe. Denken wir an Petrus: er wollte nicht Probleme bekommen, nur weil Leute ihn wieder erkannten als einen Freund jenes Jesus, der gerade verhört und gequält wird. Und bevor der Hahn krähte, verleugnete Petrus drei Mal seine Zugehörigkeit zur Gemeinde Jesu und war darüber sehr erschrocken. Nur um in Ruhe gelassen zu werden, akzeptieren die Menschen Unrecht und Lüge? – sie retten ihre Haut und verraten ihren Glauben.
Dabei benötigt diese Welt jene, die aus ihren Überzeugungen keinen Hehl machen, auch wenn sie darunter leiden müssen. Was wäre die Welt ohne einen Dietrich Bonhoeffer oder Paul Schneider, ohne einen Martin Luther King oder Nelson Mandela, ohne das Heer der Namenlosen, die sich für Demokratie und Freiheit einsetzen?
Auch und erst recht für die Kirche gilt: das Blut der Märtyrer ist zum Samen für das Evangelium geworden. Woher hätten wir den Trost und die Lebenshilfe des christlichen Glaubens entdecken sollen, wenn nicht andere unter manchmal schwierigen Umständen diesen Glauben weiter gegeben haben, ja: zu ihrem Glauben gestanden haben?
Also: Menschen können euch nur das Leben nehmen, aber das Leben besteht nicht nur aus Essen und Trinken, sondern auch aus Überzeugungen und Idealen. Und bei all euren Wünschen, ein angenehmes Leben zu leben: vergesst nicht euren Gott, der auch die Seele in der Hand hat.
Nachdem Jesus darauf hingewiesen hat, nennt er nun die Sperlinge. Gott kümmert sich sogar um diese kleinen und relativ wertlosen Vögel, die damals als „Geflügelbraten der kleinen Leute“ (U.Luz in seinem Mt-Kommentar) galten. Wie viel mehr bist du Gott wertvoll, wenn er sich sogar um wertlose Tiere kümmert? Und augenzwinkernd fügt Jesus hinzu: Wenn Gott dann auch noch um wertlose Teile deines Körpers im Auge hat, nämlich die Haare, die dir ausfallen, wie viel mehr wirst du ihm wertvoll sein?
Gott kümmert sich um dich – diese Aussage trifft Jesus im Zusammenhang mit der Ermahnung, in Verfolgungszeiten den Glauben nicht wie eine heiße Kartoffel fallen zu lassen. Wichtiger als den Händen der Menschen ausgeliefert zu sein ist das Wissen, in Gottes Händen geborgen zu sein. Jesaja: „Es werden Berge weichen und Hügel hinfallen, es kann drunter und drüber gehen in deinem Leben und in deiner Welt, aber ich bin bei dir.“ Oder Paulus: „Keine Macht und Kraft kann dich scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn.“
In Gottes Händen geborgen, auch wenn Menschen einem das Leben schwer machen. Gott kümmert sich um dich, auch wenn du es im Leben schwer hast und irgendein Ereignis deine Wünsche und deine Hoffnung auf ein langes und ungestörtes Leben durchkreuzt.
Merkt ihr was? Es geht hier gar nicht darum, dass Gott jeden Unfall und jede Krankheit von dir fern hält. Es geht auch nicht um die nicht zu beantwortende Frage, ob es Gottes Wille ist, wenn dir etwas zustößt. Es geht vielmehr darum: wenn ohne Gottes Wille kein Haar von deinem Haupt fallen kann, dann kannst auch du nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.
Jesus sagt also nicht: ohne den Willen deines Vaters im Himmel wird dir kein Haar gekrümmt. Dann könnten wir tatsächlich hinter jedem schweren Schicksal Gottes Willen vermuten – und uns entsprechend schwer tun mit dem Glauben und Vertrauen zu diesem Gott. Nein: Jesus sagt: wenn es Gott schon nicht egal ist, dass dir ein Haar vom Kopf fällt, dann bist du ihm um so wichtiger. Und wo immer du am Spiegel Haare in der Bürste findest oder mach dem Duschen Haare aus dem Abfluss heraus holst – dann erinnere dich an das Wort Jesu, dass solche unwichtigen Dinge wie der Verlust einiger Haare darauf zurück schließen lassen, dass du ihm unendlich wertvoll bist. Mögen Menschen dir Schlimmes zufügen können, Gott lässt dich nicht fallen.
Die Verfasser unseres Heidelberger Katechismus haben nichts Anderes sagen wollen. Erinnern wir uns: Der Katechismus fragt nach dem einzigen Trost im Leben und im Sterben, also nach dem, was dir in der Mitte des Lebens wichtig ist und dich auch am Rand des Lebens festhält. Und dann antwortet der Katechismus: Das Wichtigste ist, dass ich Eigentum Jesu Christi bin. Ich gehöre ihm – so wie man damals auf dem Sklavenmarkt Menschen kaufen konnte.
Und dann kommt dieser zweite Teil der Antwort: Wenn ich das Eigentum von Jesus Christus bin, dann bewahrt er mich so, dass ohne den Willen des Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt fallen kann. Ich bin Gott so wertvoll, dass ich gegen seinen Willen ihm nicht aus der Hand fallen werde. Weil Jesus sich zu mir bekennt, weil er mich in seinen Tod und seine Auferstehung mit hinein nimmt, kann mir nichts mehr zustoßen, ja – setzt der Katechismus fort: - „es muss mir alles zu meiner Seeligkeit dienen“.
Zwei Bilder/Vergleiche fallen mir dazu ein.
Erstens: Jesus ist sozusagen die Rettungskapsel, wie wir im November 2010 die Rettung der 33 Bergleute in Chile bewundert und ein wenig beweint haben. Um aus 700 Metern Tiefe wieder zurück ins Leben zu finden, gibt es nur diesen einen Weg, den Rettungskräfte gebohrt haben, nachdem die bisherigen Wege verschüttet waren. Dazu musste ein Bergmann nach dem anderen jeweils in diese enge Kapsel steigen und aus der Tiefe an die Erdoberfläche geholt werden.
Paulus sagt: mit der Taufe haben wir Christus angezogen, wir sind sozusagen in ihn hinein geschlüpft. Wenn es dann heißt, dass Jesus für uns gestorben ist, dann ist damit nicht gemeint, dass wir nicht mehr sterben müssen. Nein, jeder hat seinen Tod noch vor sich. Aber auch unser Tod ist sozusagen in Christus aufgehoben. Und so nimmt er uns mit auf den Weg in den Tod und durch den Tod hindurch. Der Auferstandene wird zu der Rettungskapsel, in die wir hinein schlüpfen – und durch das Gestein des Todes an die Oberfläche der Ewigkeit gezogen werden.
Diese Kapsel in Chile hatte Rollen, damit sie sich nicht verhakt und derjenige, der gerettet werden soll, unterwegs nicht hängen bleibt und in der Falle sitzt. Solche Konstruktionen helfen also, dass nichts diese Rettungsaktion stören oder sogar aufhalten kann.
Und das bekräftigt auch der Katechismus: Wir gehören Jesus und er sorgt dafür, dass nichts unseren Weg in seine Zukunft durchkreuzen kann.
Mit einem anderen Bild: Jesus ist die Eskorte auf dem Weg der Verheißung. Eine Eskorte begleitet z.B. einen Staatsgast vom Flughafen zum Palast. Eine Eskorte verhindert, dass jemand den Konvoi aufhält. Eine Eskorte schützt den Gast, falls jemand sich unerlaubt seinem Wagen nähert.
Auffälligerweise greift der Katechismus diesen Gedanken in Frage 31 noch einmal auf, wenn es um die Ämter Christi geht. Christus oder Messias bedeutet auf Deutsch: „Der Gesalbte“. Und wie im Alten Testament Personen mit ihrer Salbung beauftragt werden, entweder Priester, Prophet oder König zu sein, denkt auch der Katechismus über diese Beauftragungen nach. Jesus vereinigt auf sich alle drei Ämter: er ist unser Prophet, unser Hohepriester und unser König. Und beim König sagt die Frage 31, dass Jesus uns „mit seinem Wort und Geist regiert und bei der erworbenen Erlösung schützt und erhält“.
Da haben wir es wieder: Die Rettungskapsel mit den Rollen an der Seite, dass nichts uns auf dem Weg der Verheißung aufhalten kann. Da ist sie wieder: die Eskorte, die den Ehrengast begleitet und schützt. Oder wie Paulus es sagt: dass keine Gewalten uns trennen können von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn.
Jesus ist deine Rettungskapsel, Jesus ist deine Eskorte auf dem Weg des Lebens – so hören wir es hier sinngemäß, und der Vater im Himmel, ohne dessen Willen - wenn es darauf ankommt - nicht einmal ein Haar von deinem Haupt fallen kann, ist damit einverstanden, dass du ein Ehrengast bleibst.
Amen.
Predigt gehalten im November 2010 in der Ev.-altreformierten Gemeinde Veldhausen