16 | 31 | 46 | 61 | 73 | 85 | 100 | 115 | |
17 | 32 | 47 | 62 | 74 | 86 | 101 | 116 | |
18 | 33 | 48 | 63 | 75 | 87 | 102 | 117 | |
19 | 34 | 49 | 64 | 76 | 88 | 103 | 118 | |
20 | 35 | 50 | 65 | 77 | 89 | 104 | 119 | |
21 | 36 | 51 | 66 | 78 | 90 | 105 | 120 | |
22 | 37 | 52 | 91 | 106 | 121 | |||
23 | 38 | 53 | 92 | 107 | 122 | |||
24 | 39 | 54 | 93 | 108 | 123 | |||
25 | 40 | 55 | 67 | 79 | 94 | 109 | 124 | |
26 | 41 | 56 | 68 | 80 | 95 | 110 | 125 | |
27 | 42 | 57 | 69 | 81 | 96 | 111 | 126 | |
28 | 43 | 58 | 70 | 82 | 97 | 112 | 127 | |
29 | 44 | 59 | 71 | 83 | 98 | 113 | 128 | |
30 | 45 | 60 | 72 | 84 | 99 | 114 | 129 |
Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
Welche Fragen interessieren Sie? Finden Sie Ihre eigenen Antworten?! Oder stellen Sie Ihre eigenen Fragen?!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?
2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?
3. Woher erkennst du dein Elend?
4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?
5. Kannst du das alles vollkommen halten?
6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?
7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?
8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?
9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?
10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?
11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?
12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?
13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?
14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?
15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?
16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?
17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?
18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?
19. Woher weißt du das?
20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?
21. Was ist wahrer Glaube?
22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?
23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?
24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?
25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?
26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?
27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?
28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?
29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?
30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?
31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?
32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?
33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?
34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?
35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?
36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?
37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?
38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?
39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?
40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?
41. Warum ist er begraben worden?
42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?
43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?
44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?
45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?
46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?
47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?
48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?
49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?
50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?
51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?
52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?
53. Was glaubst du vom heiligen Geist?
54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?
55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?
56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?
57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?
58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?
59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?
60. Wie bist du gerecht vor Gott?
61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?
62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?
63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?
64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?
65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?
66. Was sind Sakramente?
67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?
68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?
69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?
70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?
71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?
72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?
73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?
74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?
75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?
76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?
77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?
78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?
79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?
80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?
81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?
82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?
83. Was ist das Amt der Schlüssel?
84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?
85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?
86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?
87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?
88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?
89. Was heißt Absterben des alten Menschen?
90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?
91. Was sind denn gute Werke?
92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?
93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?
94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?
95. Was ist Götzendienst?
96. Was will Gott im zweiten Gebot?
97. Darf man denn gar kein Bild machen?
98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?
99. Was will Gott im dritten Gebot?
100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?
101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?
102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?
103. Was will Gott im vierten Gebot?
104. Was will Gott im fünften Gebot?
105. Was will Gott im sechsten Gebot?
106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?
107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?
108. Was will Gott im siebenten Gebot?
109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?
110. Was verbietet Gott im achten Gebot?
111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?
112. Was will Gott im neunten Gebot?
113. Was will Gott im zehnten Gebot?
114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?
115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?
116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?
117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?
118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?
119. Wie lautet dieses Gebet
120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?
121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?
122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?
123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?
124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?
125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?
126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?
127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?
128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?
129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?
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>>> Fragen haben, Antworten finden – Eine Anregung für die Arbeit in Gruppen, pdf-Datei
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Frage 73
Predigt von Pastor Michael Ebener, Göttingen
Gott redet so nicht ohne Ursache.
Er will uns damit lehren:
wie die Unsauberkeit des Leibes durch Wasser,
so werden unsere Sünden
durch Blut und Geist Christi hinweggenommen.
Ja vielmehr:
Er will uns durch dies göttliche Pfand
und Wahrzeichen
gewiss machen,
dass wir so wahrhaftig
von unseren Sünden
geistlich gewaschen sind,
wie wir mit dem leiblichen Wasser
gewaschen werden.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.
Da ist ein Zusammenhang von Wasser und Geist.
Meditation Pur.
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„Alles was wir brauchen, um gesund zu bleiben, hat uns die Natur geschenkt.“ Zitat Pfarrer Sebastian Kneipp.
So steht es auf dieser Packung Badezusatz.
Soll man danach „Amen“ sagen?
Wasser und Geist im religiösen Bewusstsein
Dabei ist der Zusammenhang von Wasser und Geist uralt.
Viele Religionen kennen rituelle Waschungen zu bestimmten Tag- und Festzeiten.
Für den frommen Hindu ist es das Bad im Ganges: Er taucht unter, er taucht auf, wie neu geboren, von allen Sünden rein. Und wenn seine sterblichen Reste von diesem ins nächste Leben fließen, dann auch im Lauf des heiligen Flusses.
Aber wir müssen nicht nach Indien!
Nur ein paar Häuserzüge von hier, in der Roten Straße, findet sich versteckt in einem Privathaus eine jüdische Mikwe - ein rituelles Bad, das für die Reinigungsvorschiften im jüdischen Festkalender unabdingbar ist und das die bösen Zeiten überdauert hat, weil man es nicht von einer Waschküche unterscheiden konnte.
Und in Geismar war es immer Ehrensache, dass die Kindstaufe mit frischem Quell vom Thie zu geschehen hatte.
Und bei mir im Amtszimmer steht tatsächlich eine kleine Plastikmadonna, von Taufeltern verstohlen zugesteckt mit dem schuldbewussten Zugeständnis, das sei Wasser aus Lourdes, und der dringlichen Bitte, ob man das Kindlein denn nicht damit taufen könnte.
Das Ampüllchen ist nun leer …
Ja, da ist ein Zusammenhang von Wasser und Geist!
Das dreiste Unterfangen „Katechismus“
Das weiß auch der Heidelberger Katechismus, unsere reformierte Bekenntnisschrift aus dem Jahre 1563, ein volles Menschenleben älter als der Jacobitaufstein und in zwei Jahren aller reformierten Orten mit einem halbrunden Jubiläumsjahr zum 450. Geburtstag bedacht und gefeiert.
Ich mag Katechismen. Unseren Heidelberger mit seinen 129 Fragen und Antworten, aber auch die beiden von Luther, und den von Comenius, und den von Brenz. Ich liebe dieses dreiste Unterfangen: Den ganzen Glauben in einem kleinen Büchlein von weniger als hundert Seiten!
Ich tue das aber mit einer wichtigen Einschränkung, die reformierte Bekenntnisse immer prägt: Vorbehaltlich weiterführender Schrifterkenntnis…, heißt es da an vielen Stellen.
Und ich verstehe das so, dass wir uns von den Vorderen im Glauben ruhig sagen lassen können, was gilt, aber nie davon befreit sind, das alles mit eigenem Verstand und für die eigene Zeit neu nach- oder umzusprechen - vorbehaltlich weiterführender Schrifterkenntnis.
Mit unserem Christsein schreiben wir sowieso an jedem Tag unseres Lebens einen eigenen Katechismus, darin finden sich die Bibelverse, Liedstrophen, Dichterworte, Bilder, Gedanken und Empfindungen, die uns durchs Leben tragen.
Für mich und viele Reformierte sind die ersten Worte des Heidelbergers auch eigener Katechismus – Frage 1, erster Teil:
Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? -
Dass ich mich Leib und Seele
im Leben und im Sterben nicht mir,
sondern meinem getreuen Heiland
Jesus Christus gehöre.
Heidelberger Katechismus, Frage 73
Die Frage 73, die den Zusammenhang von Wasser und Geist ausleuchtet und auf den wir nun zurückkommen, findet sich nicht in meinem eigenen Katechismus.
Das mag daran liegen, dass wir bei unserem Katechismusstudium im Konfirmandenunterricht der reformierten Diaspora in Lüneburg nicht sehr weit über die erste Frage hinausgekommen sind. Aber das reicht ja: Was kann einem denn, wenn man weiß, wer sein einziger Trost ist?
Und doch lese ich mit Ihnen heute Morgen sehr gern Worte der reformierten Tradition, die das Nachdenken wert sind, und die uns bei Wasser und Geist weit über wellness und chill-out, über Vanille und Weihrauch hinausführen.
Heidelberger Katechismus, Frage 73:
Warum nennt denn
der Heilige Geist die Taufe
das „Bad der Wiedergeburt“
und die „Abwaschung der Sünden“?
Gott redet so nicht ohne große Ursache.
Er will uns damit lehren:
Wie die Unsauberkeit des Leibes durch Wasser,
so werden unsere Sünden
durch Blut und Geist Christi hinweggenommen.
Ja vielmehr:
Er will uns durch dies göttliche Pfand
und Wahrzeichen
gewißmachen,
dass wir so wahrhaftig
von unseren Sünden
geistlich gewaschen sind,
wie wir mit dem leiblichen Wasser
gewaschen werden.
Taufe ist etwas anderes…
Taufe als „Bad der Wiedergeburt“ und „Abwaschung der Sünden“ hat Gewicht, das muss man erst einmal wirken lassen.
„Bad der Wiedergeburt“ und „Abwaschung der Sünden“ ist etwas ganz anderes als das, was wir gemeinhin mit der Taufe verbinden, allzumal wenn wir an die Taufen unserer kleinen Kinder denken, deren Köpfchen wir über den Jacobitaufstein und über die Taufschale der reformierten Gemeinde gehalten haben: Unsauberkeit, unsere Sünden, Blut und Geist Christi, geistlich gewaschen?
Taufe als „Bad der Wiedergeburt“ und „Abwaschung der Sünden“ ist etwas anderes als ein schönes Geburtsfest mit Freunden und Verwandten, dazu die Tasse Jakobs Krönung - zur Taufe nur das Beste.
Taufe als „Bad der Wiedergeburt“ und „Abwaschung der Sünden“ ist etwas anderes als der rituell ausgedrückte Dank dafür, dass unter der Geburt alles gut gegangen ist: Mutter und Kind wohlauf und auch der Vater in der neuen Rolle eingefunden.
Taufe als „Bad der Wiedergeburt“ und „Abwaschung der Sünden“ ist etwas anderes als Bitte um Gottes Segen und Beistand, wenn man spürt, wie wenig man dieses kleine Leben in der Hand hält, wie wenig man es bewahren kann:
Denn Gott hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf Händen tragen
und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Psalm 91, 11f.
Taufe als „Bad der Wiedergeburt“ und „Abwaschung der Sünden“ ist auch etwas anderes als nur eine Frage von Kirchenmitgliedschaft und der in diesem Zusammenhang mit freundlichen jungen Eltern so leidig oft diskutierten Frage, ob der aus der Kirche ausgetretene Onkel nicht doch Pate sein könne; er sei der beste Mensch, den es weithin gäbe. Unbenommen…
Taufe als „Bad der Wiedergeburt“ und „Abwaschung der Sünden“ ist eine Provokation! - - - Zumindest für mich, denn aus genau diesen Gründen sind meine beiden Kinder doch als Babys getauft worden: Freude über das Lebensgeschenk, Dank für alles Überstandene, Bitte um Segen und Bewahrung, Aufnahme in die christliche Gemeinde – und zwar genau in dieser Reihenfolge!
Taufe ist mehr!
Es ist nicht nötig, sich seine Beweggründe zur Taufe diskreditieren zu lassen, aber es kann doch hilfreich sein, mit dem Heidelberger zu lernen: Taufe ist mehr!
Es besteht ein Zusammenhang von Wasser und Geist: „Bad der Wiedergeburt“ und „Abwaschung der Sünden“.
Wenn die Taufe so gedeutet wird, dann macht das den Bezug zum Karfreitag deutlich – was in der Taufe geschieht, hat mit der Erlösung des Menschen zu tun, mit Christi Werk am Kreuz.
Wir müssen damit rechnen, dass der Hindu am Ganges diesen Zusammenhang von Wasser und Geist heute leichter durchschaut, sinnvoller findet, als der Otto-Normal-Christ in Göttingen.
Dieser Otto-Normal-Christ glaubt zwar an den lieben Gott, aber er glaubt nicht mehr, dass seine Sünde etwas wäre, das ihn von Gott trennt und das durch Christi Blut abgewaschen werden müsste. Der Otto-Normal-Christ hat vergessen, dass bei „Sünde“ nicht an Kuchendiät und Straßenverkehr, überhaupt Verkehr, gedacht ist, sondern das Ganze sich schon sprachlich von „synd“ und „sund“ ableitet, althochdeutsch für „Graben“, und deshalb das markiert, was zwischen Gott und Menschen steht.
Das ist aber so.
Und deshalb wird der Heidelberger nicht müde, diesen Zusammenhang von Wasser und Geist zu betonen: Die christliche Taufe hat mit der Vergebung der Sünden zu tun! Und zwar nicht am Rande, sondern zuallererst. Für diese Vergebung der Sünden, die uns in der Predigt zugesagt wird, ist die Taufe „Pfand und Wahrzeichen“ - „Wahrzeichen und Siegel“ Frage 66. Mit der Taufe geschieht nichts anderes, als das, was uns in der Predigt verkündigt wird, aber es geschieht anders. Wir Menschen sind für das Heil auf verschiedenen Kanälen ansprechbar und Gott nutzt seine Möglichkeiten, denn er will ja, dass wir unsere Straße fröhlich ziehen – dass wir frei sind von dem, was uns nach Christi Kreuz das Leben nicht mehr schwer machen soll.
Zwei Verben gliedern unsere Katechismusfrage: lehren und gewißmachen. Wir Reformierten haben diesen Schlag ins Pädagogische, und ich stehe voll dahinter: Gefühle können andere besser; wir sagen „Amen“, wenn wir verstanden haben!
Die Taufe, die beiden Sakramente, sind ein pädagogisches Unterfangen Gottes, damit wir besser verstehen, was in Christus für uns geschehen ist.
Brot und Wein und Wasser sind Brot und Wein und Wasser, aber sie lehren uns etwas, machen uns gewiß – das Schmecken und Spüren, das Plätschern hilft dem Verstehen auf: Unsere Sünden sind durch Blut und Geist Christi hinweggenommen, unsere Sünden sind geistlich gewaschen – wie die Unsauberkeit des Leibes durch Wasser, wie wir mit dem leiblichen Wasser gewaschen werden.
Im übertragenen Sinne sind alle Getauften mit dem Blut Christi gewaschen. Durch den Tod Christi am Kreuz haben wir von Gott die Vergebung der Sünden geschenkt bekommen.
Ob uns Heutigen dieser Gedanke gefällt, kann man mit dem Katechismus nicht diskutieren. Aber ein anderer Akzent wird auch uns einleuchten: Es ist nach dem Heidelberger dabei nie an die Sünden gedacht, die ein Mensch bis zu seinem Tauftag begangen haben mag! Bei Babys oder Kleinkindern wäre das auch schlicht verrückt. Das ganze Leben hindurch darf der Mensch sich an das Werk Christi erinnern, das ihm und den Beistehenden mit seiner Taufe sinnenfällig bezeugt ist.
Die beste Tauferinnerung ist deshalb das Anschauen der Taufe eines anderen Menschen, klein oder groß, in der Mitte der Gemeinde!
Die Taufe geschieht nicht allein am Täufling, sie nutzt auch den Zuschauern. Schade, dass uns solch ein Täufling heute fehlt! Taufe entfaltet ihre Wirkung, erfüllt ihren pädagogischen Zweck, ohne dass man mit dem Taufwasser in Berührung kommen muss. Durch das bloße Anschauen weist sie hin „auf das einmalige Opfer Christi, das für uns am Kreuz geschah“ Frage 67. Das klingt so mystisch, dass man uns Reformierten das kaum zutraut, aber genau das ist es, was wir mit „Erinnerung“ im Sinne von Vergegenwärtigung meinen, wenn wir betonen, was uns an den Sakramenten wichtig ist.
Der Zeitpunkt der Sündervergebung ist nicht der Tauftag, nicht der Augenblick des Taufens, sondern das war der Karfreitag, an dem Christus starb. Wer das nachspricht, wer dem nachspürt, mit dem Verstand und mit dem Herzen, unter Wasser und Geist, dem gehört die Vergebung.
Und das immer wieder, das ganze Leben hindurch.
Taufe ist mehr als Dank und Segen.
Viel mehr.
Aber gerade darin - - - Dank und Segen.
Amen.
Gehalten am 9. Oktober 2011 in der ev.-lutherischen Kirche St. Jacobi, Göttingen