Freundschaften bewahren
Perspektivwechsel
In Zeiten, in denen ein einziges Thema die gesellschaftliche Debatte dominiert, kommt es zu Verwerfungen zwischen Menschen, die sich bis dahin nie gestritten haben. Sind uns bestimmte Züge in deren Wesen bisher nur verborgen geblieben? War das Gegenüber schon immer so, oder hat die Situation sie bzw. ihn verändert?
Wie damit umgehen, wenn die bisher gemeinsame Grundlage für Gespräche weg ist, und wir uns plötzlich wie aus verschiedenen Welten gegenüberstehen? Manche tiefsitzenden Überzeugungen sind auch in einer Freundschaft nicht verhandelbar. Mehrmals hintereinander den Satz „Das glaube ich einfach nicht!“ zu hören, tut weh. Verleugnen oder Klein-Beigeben ist irgendwann nicht mehr möglich.
Zur Überbrückung der Situation kann die Vereinbarung helfen, das Thema nicht mehr anzusprechen. Manche steilen Thesen verschwinden wieder und vielleicht ist es dann nicht mehr nötig, daran zu rühren. Treffend hat der Gesundheitsminister Jens Spahn den philosophischen Satz geprägt: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“
GR