'Geburtsstunde einer überaus lebendigen und engagierten Landeskirche'

Baden: Ministerpräsident Kretschmann beim Festakt zu 200 Jahren badische Landeskirche


Mit einem zentralen Festakt hat die badische Landeskirche in der Stadtkirche Karlsruhe ihrer Gründung vor 200 Jahren gedacht.

„Die badische Kirchenunion war wesentlich auch eine ökumenische Bewegung der lutherischen und reformierten Gläubigen selbst. Unser Land braucht solche sinnstiftenden Gemeinschaften“, erklärte Kretschmann. Der Landeskirche wünschte er, „gründend auf dem Fundament des Glaubens, weiterhin kraftvoll in die Gesellschaft zu strahlen“.

„Mit der badischen Union ging das Misstrauen zurück, mit der Menschen auf die Unterschiede zwischen sich achten“, blickte der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh (Karlsruhe) zurück. Mit dieser Erfahrung im Gepäck engagiere sich die Landeskirche für Verständigung und neue Wege des Miteinanders, stehe „selbstbewusst für eine öffentliche Kirche“ und suche den Dialog mit Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft.

„In Baden sehen wir heute keine Unterschiede mehr zwischen den theologischen Ausrichtungen, die ursprünglich die Kirchen-Union beschlossen haben“, erklärte Synodalpräsident Axel Wermke (Ubstadt-Weiher). Dies sei auch „ein gutes Zeichen für den liberalen Umgang, den wir Menschen in Baden pflegen“, und der auch in der Zusammenarbeit und den guten Beziehungen mit der Erzdiözese Freiburg deutlich werde.

Erzbischof Stephan Burger (Freiburg) betonte in ökumenischer Perspektive das „gemeinsame Erbe und den gemeinsamen Auftrag, nämlich dass wir weiterhin Brücken bauen können“. Die Erzdiözese Freiburg, die derzeit ebenfalls auf 200 Jahre der Neuerrichtung zurückblicke, wolle mit der badischen Landeskirche „untereinander und mit der Gesellschaft in einem engen Gespräch bleiben“.

„Wäre es nur eine Sache der Obrigkeit gewesen, wäre die Union bestenfalls halbherzige Realität geworden, aber die Badener wollten eine echte Union, eine, die das Wesentliche des Glaubens nicht ausspart“, erklärte die Kirchenpräsidentin der benachbarten Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst. Diesseits und jenseits des Rheins erzählten die historischen Quellen „von tiefem und redlichem Bemühen, Gegensätze zu überwinden und sich auf Gemeinsames zu verständigen“, setzte Wüst die Kirchenunion in Baden mit jener in der Pfalz von 1818 in Beziehung.

Trotz der durch die Corona-Pandemie bedingten Absagen und Verschiebungen von Veranstaltungen berichtete Hans-Georg Ulrichs, landeskirchlicher Beauftragter für das Jubiläumsjahr, von einer guten Resonanz in der Fläche. „Die zur Verfügung stehenden Publikationen und das Material für Praxis und Werbung unter dem Motto ‚Unisono – vielstimmig eins‘ werden gut nachgefragt. In zahlreichen Gemeinden wird in den nächsten Wochen und Monaten an die Gründung und die Geschichte der Landeskirche erinnert, etwa mit unserer Wanderausstellung, für die wir Exemplare nachproduzieren mussten", sagte der Beauftragte. Bemerkenswert sei die Kreativität in den Gemeinden und Bezirken: So habe eine Gemeinde ein Tutorial zum Backen eines badischen Abendmahlsbrotes entworfen, andernorts wurde die Idee der „Unionsmahle“ unter Corona-Bedingungen modifiziert, indem die Speisen im Vorfeld einer digitalen Feier verschickt werden. Und noch bis November wird die große Ausstellung „Aus der Trennung heraus!" im Generallandesarchiv Karlsruhe gezeigt.

Weitere Grußworte sprachen der württembergische Landesbischof Frank Otfried July (Stuttgart), Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup sowie als Gäste aus der internationalen Ökumene Eleanor B. McCormick von der United Church of Christ aus den USA sowie John Samuel Raj von der Church of South India.

Musikalisch gestaltet wurde der Festakt vom Mittelbadischen Bläserkreis unter Leitung von Heiko Petersen, Christian-Markus Raiser (Orgel) sowie Christoph Georgii und Tine Wiechmann. Auf dem Programm des Festaktes stand auch die Uraufführung einer Auftragskomposition und Projekt von Schülerinnen und Schülern zur Union.


Quelle: EKiBa