Gemeinsam am Tisch Jesu Platz nehmen

Pfingstbotschaften der Landeskirchen rufen zu Zusammenhalt auf


© Pixabay

Solidarität und Miteinander - auch über Unterschiede hinweg: Das ist in Landeskirchen in diesem Jahr eine zentrale Botschaft zu Pfingsten.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, richtet zum Pfingstfest den Blick auf die Ausbeutung und Unterdrückung von Menschen durch die Mächtigen dieser Welt. „Der Turm von Babel war Symbol einer grausamen, imperialen Herrschaft.“ Darin liege die Pointe der Geschichte: „Der große ,Menschheitstraum‘ ist in Wahrheit allzu oft der blutige Traum weniger Mächtiger auf Kosten vieler anderer, auf deren Ausbeutung.“ Der Bau der Fußballstadien für die Weltmeisterschaft 2022 in Katar, bei dem bisher mehr als 6000 Arbeiter starben, lasse grüßen.

An Pfingsten setze Gott dem seinen ganz anderen Traum von der Menschheit entgegen: einen, an dem alle teilhaben. Menschen in den Gemeinden hätten seitdem immer wieder erfahren, dass Mächtige und Knechte gemeinsam am Tisch Christi platznehmen. „Wir haben Teil an diesem Traum Gottes, in dem jeder ,unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen‘ soll und niemand den anderen ,schrecken‘.“ (Micha 4,4).

Neue Gegenwart gestalten

Die Bischöfe der vier großen christlichen Kirchen in Baden-Württemberg rufen in ihrem gemeinsamen Pfingstwort zur Solidarität mit denen in unserer Mitte auf, die benachteiligt aus der Corona-Pandemie hervorgehen. So zeige sich, dass gerade Kinder und junge Menschen auch langfristig unter den Folgen der Pandemie leiden werden, schreiben die Landesbischöfe Dr. h. c. Frank Otfried July (Evangelische Landeskirche in Württemberg) und Professor Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh (Evangelische Landeskirche in Baden) sowie Erzbischof Stephan Burger (Erzdiözese Freiburg) und Bischof Dr. Gebhard Fürst (Diözese Rottenburg-Stuttgart).

Auch zahlreiche Unternehmen sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden dauerhaft unter den wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns leiden. Und die Armut in der Gesellschaft rücke schärfer in den Blick, wenn buntes öffentliches Leben sie nicht verdecke, stellen die Bischöfe in ihrer Botschaft an die Christinnen und Christen im Land fest. Zugleich verweisen sie darauf, dass es angesichts sinkender Inzidenzwerte erste Hoffnungsfunken gibt und sie fordern: „Nun ist es an der Zeit, die neue Gegenwart zu gestalten.“

Vielfalt ist schön und Vielfalt ist anstrengend

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung hat in seiner Pfingstbotschaft auf die besondere Kraft des Glaubens hingewiesen, inmitten einer immer vielfältiger werdenden Welt, Menschen zusammenzuführen. Als „Ur-Frage“ der Menschheit bezeichnete es Jung, wie es gelingen könne, bei allen Unterschieden friedlich zusammenzuleben. „Vielfalt ist schön und Vielfalt ist anstrengend“, sagte er in einem Radiobeitrag, der am kommenden Sonntag in hr2-kultur ausgestrahlt wird.

„Alles und alle vereinheitlichen zu wollen“, sei jedoch keine Lösung. Dies sei „lebensfeindlich“. Jung: „Auf gar keinen Fall geht ein einheitlicher Zugriff auf die Sprache, das Denken, die Religion.“ Die biblische Pfingstgeschichte (Apostelgeschichte, Kapitel 2) zeige einen anderen Weg. Hier sei es „die Kraft Gottes, die die Welt durchzieht“ Jung: „Gottes Geist bringt Menschen zusammen, die ganz verschieden sind. Er vereinheitlicht Menschen nicht, sondern öffnet Ohren und Herzen, dass fremde Menschen einander verstehen.“


Quellen: EKiR/EKiBa/EKHN