Heidelberger Katechismus Frage ...
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Die 129 Fragen des Heidelberger Katechismus - ohne die Antworten!
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1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?

2. Was musst du wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?

3. Woher erkennst du dein Elend?

4. Was fordert denn Gottes Gesetz von uns?

5. Kannst du das alles vollkommen halten?

6. Hat denn Gott den Menschen so böse und verkehrt erschaffen?

7. Woher kommt denn diese böse und verkehrte Art des Menschen?

8. Sind wir aber so böse und verkehrt, dass wir ganz und gar unfähig sind zu irgendeinem Guten und geneigt zu allem Bösen?

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht Unrecht, wenn er in seinem Gesetz etwas fordert, was der Mensch nicht tun kann?

10. Will Gott diesen Ungehorsam ungestraft lassen?

11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?

12. Wenn wir also nach dem gerechten Urteil Gottes schon jetzt und ewig Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder Gottes Gnade erlangen?

13. Können wir aber selbst für unsere Schuld bezahlen?

14. Kann aber irgendein Geschöpf für uns bezahlen?

15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?

16. Warum muss er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

17. Warum muss er zugleich wahrer Gott sein?

18. Wer ist denn dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

19. Woher weißt du das?

20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus gerettet, so wie sie durch Adam verloren gegangen sind?

21. Was ist wahrer Glaube?

22. Was ist für einen Christen notwendig zu glauben?

23. Wie lautet dieses Glaubensbekenntnis?

24. Wie wird das Glaubensbekenntnis eingeteilt?

25. Warum nennst du denn drei: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wo doch Gott nur einer ist?

26. Was glaubst du, wenn du sprichst: „Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde“?

27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?

28. Was nützt uns die Erkenntnis der Schöpfung und Vorsehung Gottes?

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das heißt „Heiland“ genannt?

30. Glauben denn auch die an den einzigen Heiland Jesus, die Heil und Seligkeit bei den Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

31. Warum wird er Christus, das heißt „Gesalbter“ genannt?

32. Warum wirst aber du ein Christ genannt?

33. Warum heißt Jesus Christus „Gottes eingeborener Sohn“, da doch auch wir Kinder Gottes sind?

34. Warum nennst du ihn „unseren Herrn“?

35. Was bedeutet: „Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“?

36. Was nützt es dir, dass er durch den heiligen Geist empfangen und von der Jungfrau Maria geboren ist?

37. Was verstehst du unter dem Wort „gelitten“?

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

39. Bedeutet sein Tod am Kreuz mehr, als wenn er eines anderen Todes gestorben wäre?

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

41. Warum ist er begraben worden?

42. Warum müssen wir noch sterben, obwohl Christus für uns gestorben ist?

43. Welchen weiteren Nutzen haben wir aus Opfer und Tod Christi am Kreuz?

44. Warum folgt „abgestiegen zu der Hölle“?

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

46. Wie verstehst du, dass es heißt „aufgefahren in den Himmel“?

47. Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

48. Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

50. Warum wird hinzugefügt „er sitzt zur Rechten Gottes“?

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christus?

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, „zu richten die Lebenden und die Toten“?

53. Was glaubst du vom heiligen Geist?

54. Was glaubst du von der „heiligen allgemeinen christlichen Kirche“?

55. Was verstehst du unter der „Gemeinschaft der Heiligen“?

56. Was glaubst du von der „Vergebung der Sünden“?

57. Was tröstet dich die „Auferstehung der Toten“?

58. Was tröstet dich die Verheißung des ewigen Lebens?

59. Was hilft es dir aber nun, wenn du das alles glaubst?

60. Wie bist du gerecht vor Gott?

61. Warum sagst du, dass du allein durch den Glauben gerecht bist?

62. Warum können denn unsere guten Werke uns nicht ganz oder teilweise vor Gott gerecht machen?

63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, obwohl Gott sie doch in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?

64. Macht aber diese Lehre die Menschen nicht leichtfertig und gewissenlos?

65. Wenn nun allein der Glaube uns Anteil an Christus und allen seinen Wohltaten gibt, woher kommt solcher Glaube?

66. Was sind Sakramente?

67. Sollen denn beide, Wort und Sakrament, unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als den einzigen Grund unserer Seligkeit hinweisen?

68. Wieviel Sakramente hat Christus im Neuen Testament eingesetzt?

69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und gewiss gemacht, dass das einmalige Opfer Christi am Kreuz dir zugut kommt?

70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?

71. Wo hat Christus verheißen, dass wir so gewiss mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?

72. Ist denn das äußerliche Wasserbad selbst die Abwaschung der Sünden?

73. Warum nennt denn der Heilige Geist die Taufe das „Bad der Wiedergeburt“ und die „Abwaschung der Sünden“?

74. Soll man auch die kleinen Kinder taufen?

75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und gewiss gemacht, dass du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und allen seinen Gaben Anteil hast?

76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?

77. Wo hat Christus verheißen, dass er die Gläubigen so gewiss mit seinem Leib und Blut speist und tränkt, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?

78. Werden denn Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt?

79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder nennt den Kelch den neuen Bund in seinem Blut, und warum spricht Paulus von der Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?

80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?

81. Welche Menschen sollen zum Tisch des Herrn kommen?

82. Dürfen aber zum heiligen Abendmahl auch solche zugelassen werden, die sich in ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?

83. Was ist das Amt der Schlüssel?

84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?

85. Wie wird das Himmelreich durch die christliche Bußzucht zu- und aufgeschlossen?

86. Da wir nun aus unserm Elend ganz ohne unser Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?

87. Können denn auch die selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbußfertigen Leben nicht zu Gott bekehren?

88. Worin besteht die wahrhaftige Buße oder Bekehrung des Menschen?

89. Was heißt Absterben des alten Menschen?

90. Was heißt Auferstehen des neuen Menschen?

91. Was sind denn gute Werke?

92. Wie lautet das Gesetz des HERRN?

93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?

94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?

95. Was ist Götzendienst?

96. Was will Gott im zweiten Gebot?

97. Darf man denn gar kein Bild machen?

98. Dürfen denn nicht die Bilder als „der Laien Bücher“ in den Kirchen geduldet werden?

99. Was will Gott im dritten Gebot?

100. Ist es denn eine so schwere Sünde, Gottes Namen mit Schwören und Fluchen zu lästern, dass Gott auch über die zürnt, die nicht alles tun, um es zu verhindern?

101. Darf man aber überhaupt bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?

102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Geschöpfen schwören?

103. Was will Gott im vierten Gebot?

104. Was will Gott im fünften Gebot?

105. Was will Gott im sechsten Gebot?

106. Redet denn dieses Gebot nur vom Töten?

107. Haben wir das Gebot schon erfüllt, wenn wir unseren Nächsten nicht töten?

108. Was will Gott im siebenten Gebot?

109. Verbietet Gott in diesem Gebot allein den Ehebruch?

110. Was verbietet Gott im achten Gebot?

111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?

112. Was will Gott im neunten Gebot?

113. Was will Gott im zehnten Gebot?

114. Können aber die zu Gott Bekehrten diese Gebote vollkommen halten?

115. Warum lässt uns Gott denn die zehn Gebote so eindringlich predigen, wenn sie doch in diesem Leben niemand halten kann?

116. Warum ist den Christen das Gebet nötig?

117. Was gehört zu einem Gebet, damit es Gott gefällt und von ihm erhört wird?

118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu erbitten?

119. Wie lautet dieses Gebet

120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: „Unser Vater“?

121. Warum wird hinzugefügt: „im Himmel“?

122. Was bedeutet die erste Bitte: „Geheiligt werde dein Name“?

123. Was bedeutet die zweite Bitte: „Dein Reich komme“?

124. Was bedeutet die dritte Bitte: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“?

125. Was bedeutet die vierte Bitte: „Unser tägliches Brot gib uns heute“?

126. Was bedeutet die fünfte Bitte: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“?

127. Was bedeutet die sechste Bitte: „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“?

128. Wie beschließt du dieses Gebet: „Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit“?

129. Was bedeutet das Wort: „Amen“?

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Gespräch mit Pastor Martin Hoffmann, Hameln

Gespräch mit Martin Hoffman, Pfarrer der Ev.-reformierten Kirchengemeinde Hameln - Bad Pyrmont

Martin HoffmannSiller:  Herr Hoffmann, Sie sind Pfarrer in der Ev.- reformierten Kirchengemeinde Hameln-Bad Pyrmont. Können Sie uns am Anfang dieses Gesprächs Ihre Gemeinde kurz vorstellen?
Hoffmann: Ja, gerne! Die Gemeinde hat 1300 Gemeindeglieder, davon wohnen 450 in Hameln und 400 in Bad Pyrmont. Der Rest wohnt verstreut über den Landkreis. Darüber hinaus gibt es auch noch in Büren bei Paderborn Gemeindeglieder, deren Kinder in Hameln konfirmiert wurden. Wie die Adresse der Gemeinde, nämlich „Hugenottenstraße 3a“, schon andeutet, war die erste reformierte Gemeinde hugenottischen Ursprungs. Sie entstand 1690. Um 1700 war jeder fünfte Hamelner ein Hugenotte. Durch Wegzug oder Assimilation hörte diese französisch-reformierte Gemeinde aber 1854 auf zu existieren. 1901 wurde dann die deutsch-reformierte Gemeinde gegründet. Sie entstand vor allem durch den Zuzug von Reformierten aus dem Lipperland. 

Siller: Gibt es besondere Impulse, die von der reformierten Gemeinde Hameln-Bad Pyrmont ausgingen – in Bezug auf Ökumene und Gesellschaft?
Hoffmann: Ja, die gibt es. Drei von ihnen möchte ich nennen: 1. Im Jahr 1980 entstand in unseren gerade neu erstellten Gemeinderäumen die „Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Hameln“. Begonnen hatte es mit einer Verlegenheit meinerseits. Ich wusste nicht, wohin mit der Kollekte vom 9. November und wandte mich von daher an einen hiesigen Oberstudienrat, von dem ich wusste, dass er Glied der „Ge- sellschaft“ in Hannover war.
Aus diesem Gespräch heraus ergab sich dann die Idee und Umsetzung einer eigenen Gesellschaft in Hameln. Mit der jüdischen Gemeinde, die hier mittlerweile ins Leben gerufen wurde, freuen wir uns, dass am 20. Februar 2011 die neu erbaute Synagoge eingeweiht werden wird. Sie ist deutschland- weit der erste Neubau einer liberal-jüdischen Gemeinde und steht dort, wo in der Pogromnacht 1938 die alte Synagoge zerstört wurde
– in unmittelbarer Nachbarschaft zur Reformierten Kirche. 2. Im Jahre 1990 gedachte die reformierte Gemeinde der Ankunft der Hugenotten vor 300 Jahren. Uns war klar, dass dieses Erinnern keine Märtyrer-Verehrung werden sollte und auch kein „Schmücken alter Gräber“, sondern Bezug zu Gegenwart und Zukunft haben musste. So entstand im Rahmen dieses Jubiläums das „Forum Ausländer“, das sich seitdem intensiv mit der Integration jener Menschen beschäftigt, die mit Migrationshintergrund in Hameln leben. Dieses Forum entstand nicht als Reaktion auf die ausländerfeindlichen Übergriffe in Hünxe, Lichtenhagen und anderswo. Vielmehr war der Schulterschluss als Frucht des Hugenotten-Jubiläums im Vorfeld gelungen. Später sagte die damalige Oberbürgermeisterin, dass die Existenz dieses Forums mit dazu beigetragen hat, dass es in Hameln zu keinerlei Übergriffen Rechtsradikaler gekommen ist, obwohl die Stadt mit dem nahe gelegenen Bückeberg und seinen ehemaligen Reichsern- tedankfesten sowie dem alten Zuchthaus mit den Hinrichtungenstätten ehemaliger Nazi-Schergen leicht zum Wallfahrtsort der Neonazis hätte werden können. 3. Zu nennen ist ferner die Gründung des „Runden Tisches Obdachlosigkeit“ vor achtzehn Jahren. In einer kalten Januarnacht kam ich abends vom „Doppelkopf“-Spiel nach Hause und fand im Pfarrgarten einen stark alkoholisierten Mann, der den Weg zum Pfarrhaus nicht mehr geschafft hatte und sicherlich in jener Nacht erfroren wäre. Es war der Anfang einer „wunderbaren Geschichte“. Sie nahm ihren Lauf mit der Gründung des „Runden Tisches“ der sich seitdem regelmäßig in unseren Gemeinderäumen trifft. Heute sind alle Hamelner Kirchengemeinden sowie der Club Civitan mit über einhundert Ehrenamtlichen engagiert, um in den Wintermonaten täglich ein Obdachlosenfrühstück anzubieten.
Im letzten Jahr schließlich konnte das lang ersehnte „Senior Schläger Haus“ erworben und renoviert werden, so dass sich jetzt alles „unter einem Dach“ befindet: Die Übernachtungsmöglichkeiten für durchreisende Männer und Frauen, das morgendliche Frühstück, der „Tagestreff“, die Beratungsstellen des Diakonischen Werkes sowie eine ärztliche Versorgung.
Eine für unsere Gemeinde bezeichnende und wichtige Erinnerung ist auch die: Wäh-rend der Herrschaft des Nationalsozialismus stand die Gemeinde mit ihrem Pastor Reinhard Smidt auf Seiten der Bekennenden Kirche. Daran erinnert auch das Antependium an der Kanzel mit dem Wort aus dem Psalm: „Herr, erquicke uns nach deinem Wort“. Seit 1936 hängt es dort und wurde vom Frauenkreis der Gemeinde gefertigt. Damit brachte die reformierte Gemeinde mutig zum Ausdruck, dass die Kirche ihre Kraft nicht durch die großen nationalsozialistischen Versammlungen erhielt, die auf Einladung des damaligen Reichsbischofs Müller auf dem Bückeberg stattfanden, sondern dass Trost und Wegweisung ihr allein durch das Hören auf Gottes Wort gegeben werden. So blieb man mutig den Feldgottesdiensten zu Ehren des Führers fern und feierte ganz bewußt die Erntedankgottesdienste in der Kirche.

Siller: Herr Hoffmann, nach dem Ausflug in die Gemeindegeschichte nun in die Gegenwart und zum Heidelberger Katechismus. Ist in Ihrer Gemeinde der Heidelberger Katechismus in Gebrauch?
Hoffmann: Ja! Jeden Sonntag wird im Gottesdienst aus dem „Heidelberger“ gelesen. Nicht fortlaufend, sondern in Auswahl mit einem inhaltlichen Bezug auf Lesungs- und Predigttext. Wir machen das so, dass alle gemeinsam die Frage lesen.
Auch in den beiden vierzehntägig stattfindenden Bibelkreisen unserer Gemeinde ist der Katechismus immer wieder, ja zunehmend sogar, ein Thema. Ebenso im Treffen mit unseren vier Ältestenpredigern, im Zusammenhang der Vorbereitung auf die Predigtaufgabe gewissermaßen.
Und natürlich kommt er auch – in Auswahl jedenfalls – im Konfirmandenunterricht vor. Aber da ist es schon schwieriger, denn die Begrifflichkeit des Katechismus ist von der Welt der heutigen jungen Menschen ziemlich weit entfernt.

Siller: Und wie sind Ihre Erfahrungen: In welchen Bereichen Ihrer Arbeit kommt der Katechismus am Besten an?
Hoffmann: Mit Abstand am Besten kommt er in den beiden Bibelkreisen an. Das liegt wohl daran, dass man dort nachfragen, da rüber sprechen kann. Im Gottesdienst hört bzw. liest man ihn nur und das bedeutet nicht, dass auch alles verstanden wird

Siller: Aus welchen Altersgruppen setzten sich die Teilnehmer/innen der Bibelkreise zusammen? 
Hoffmann: Der eine Kreis, der sich nachmittags trifft, besteht aus Damen und Herren der älteren Generation, hat aber auch einige Teilnehmende, die um die 40 Jahre alt sind. Der andere Kreis trifft sich abends und besteht hauptsächlich aus Menschen mittleren Alters.

Siller: Und wie sind Ihre Erfahrungen hinsichtlich des Konfirmandenunterrichts?
Hoffmann: Wie schon gesagt: Dort ist es schwieriger! Die Sprache, die Begrifflichkeit des Heidelberger Katechismus ist nicht die der heutigen Konfirmandengeneration. Aber es hängt auch immer von der Zusammensetzung der Gruppe ab, wie weit der Katechismus einbezogen werden kann. So hatten wir im letzten Jahr einen Konfirmanden, der für das hiesige „Radio Aktiv“ eine einstündige Kinder- und Jugendsendung machte über „Leben und Werk Calvins“. Er plant für das kommende Jahr eine ähnliche Sendung zum „Heidelberger Katechismus“.
Im Unterricht geschieht der Zugang meistens so, dass zu bestimmten Themen gefragt wird, was die Generation der Vorfahren dazu gesagt hat. Und dann ist der Heidelberger Katechismus ein Beispiel, das wir wahrnehmen. Die Auswahl der Fragen beschränkt sich übrigens auf einige wenige wie z.B. auf die Fragen 1, 21, 45, 49, 54.

Siller: Lassen Sie denn auch Teile des „Heidelbergers“ auswendig lernen?
Hoffmann: Auswendig gelernt wird auch, aber immer den Fähigkeiten eines Konfirmanden oder einer Konfirmandin entsprechend. In den Pausen unserer Seminare kommen die Konfirmanden einzeln zu mir, um das Gelernte vorzutragen. Niemand soll mit dem Katechismus Angst verbinden, so wie das früher manchmal der Fall war, wenn aus-wendig gelernt und dann vor allen anderen aufgesagt werden musste. Sehr wichtig ist mir außerdem, dass vor dem Auswendiglernen der Text erklärt und besprochen wird. Tut man das nicht, sondern macht es anders herum, erschwert man den Zugang noch mehr.

Siller: Gibt es Gemeindeglieder, die in besonderer Weise mit dem Heidelberger Katechismus verbunden sind?
Hoffmann: Ja, Menschen aus der Grafschaft Bentheim zum Beispiel, die in Hameln leben, vor allem aus den altreformierten Gemeinden, die kennen ihn besonders gut. Manche können aus dem Stand heraus eine Frage auswendig sagen.

Siller: Sie haben schon über Fragen des Katechismus gepredigt. Gab es darauf in Ihrer Gemeinde Reaktionen?
Hoffmann: Ja, ich habe über Katechismusfragen gepredigt, übrigens auch unsere Ältestenprediger schon. Viele aus der Gemeinde fanden das interessant, es wurde nicht als etwas „aus der zweiten Liga“ empfunden, weil der Predigttext kein Bibeltext war. Das liegt sicher daran, dass der Katechismus keineswegs bibelfern ist, sondern sich in seinen Aussagen auf die vielen Bibelstellen bezieht, die hilfreich zu den einzelnen Aussagen zitiert werden. Eine Katechismus-Predigt ist also immer auch eine Auslegung der Bibel. Mein Eindruck ist, dass die Gemeinde diesen Predigten sehr aufgeschlossen gegenüber steht – wenn sie bei Gelegenheit gehalten werden.

Siller: Sehen Sie besondere Stärken des Heidelberger Katechismus?
Hoffmann: Die besondere Stärke sehe ich allein schon im Aufbau der Hauptstücke: Nur 8 Fragen thematisieren des Menschen Elend. 73 Fragen dagegen handeln von des Menschen Erlösung und mit des Menschen Dankbarkeit befassen sich 43 Fragen. Daran erkennt man, dass des Menschen Erlösung eindeutig im Mittelpunkt steht und das Schwergewicht bildet. Und auch der Dankbarkeit ist ein viel größeres Interesse gewidmet als dem Thema von des Menschen Elend.
Das ist eindeutig eine Wendung gegen alles Moralisierende, was man mit dem Heidelberger Katechismus auch schon verbunden hat, gegen alles Bigotte.

Siller: Sehen Sie auch Schwächen?
Hoffmann: Eine Schwäche sehe ich zum Beispiel in der Frage 80 mit seiner Formulierung der „vermaledeiten Abgötterei“. Das ist Polemik der Reformationszeit. Der Reformierte Bund hat ja auch in einer im Katechismus abgedruckten Erklärung darauf reagiert. An dieser Frage merkt man sehr deutlich, dass der Heidelberger Katechismus ein Kind seiner Zeit ist und nicht in allen Punkten unkritisch übernommen werden kann.
Auch in der Formulierung des Schlusssatzes von Frage 81: „Wer aber unbußfertig und heuchlerisch zum Abendmahl kommt, isst und trinkt sich selbst zum Gericht“ sehe ich eine Schwäche. Die Aufnahme dieser Formulierung hat bei den Reformierten zu einer großen Scheu vor der Teilnahme am Abendmahl geführt und ist kontraproduktiv zur Einladung Jesu: „Kommt her alle zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ Klärungsbedarf sehe ich auch in der sonst so hilfreichen Antwort auf Frage 60 „Wie bist Du gerecht vor Gott?“. Ich stolpere über das „Allein aus wahrem Glauben ...“. Natürlich richtete sich diese Formulierung damals gegen alle Werkgerechtigkeit und war und ist von daher sehr nützlich und gut. Aber aus dem Kontext der Zeitgeschichte gelöst, kann durch das “allein“ der Eindruck erweckt werden, als käme es auf mich selbst an, auf meinen eigenen Glauben. Als wäre nicht Gottes Liebe und Gnade allein im „solus Christus“ die Ursache dafür, dass ein Mensch vor ihm gerecht ist. Als wäre es unser Glaube an Gott, der letztlich entscheidend ist und nicht Gottes Glaube an uns, der uns rettet! So hat man es jedenfalls oft ausgelegt. Hier, denke ich, müssen wir den Heidelberger inhaltlich„weiterschreiben“, denn: Was ist mit den Menschen, die nicht glauben können, weil ihnen dieses Geschenk vom Heiligen Geist nicht zuteil wurde? Oder die ihren Glauben verloren haben, weil schwere Schicksalsschläge sie haben zweifeln oder gar verzweifeln lassen? Es steht allein in Gottes Freiheit und Liebe, wie er mit dem Unglauben von uns Menschenkindern umgeht.

Siller: Hat die Beschäftigung mit dem Katechismus in Ihrer Gemeinde in den letzten Jahren eher zu- oder eher abgenommen?
Hoffmann: Die Beschäftigung mit dem Heidelberger Katechismus hat eindeutig zugenommen! Angefangen hat es damit, dass wir auf einer unserer jährlichen Gemeindefahrten einen Gottesdienst in der reformierten Gemeinde Hannoversch Münden besuchten. Dort erlebten wir, wie im Gottesdienst aus dem Katechismus gelesen wurde. Das war dann der Anstoß dazu, auch in unserer Gemeinde die Lesung aus dem Katechismus im Gottesdienst einzuführen.

Siller: Gibt es amüsante Erlebnisse mit dem Katechismus?
Hoffmann: Es fällt mir im Moment kein Beispiel aus der Gemeinde ein, aber ich erinnere mich noch genau an die Freude, die ich als Konfirmand verspürte, als Frage 3 „Woher erkennst du dein Elend?“ auswendig zu lernen war. Sie ist nämlich die Kürzeste, weil sie aus einem Antwortsatz von nur vier Worten besteht: „Aus dem Gesetz Gottes“. Unmut machte sich breit, als der damalige Pastor uns noch die Ergänzung lernen ließ: „wie es durch Christus erfüllt wurde“. Im Laufe der Zeit aber wurde mir dieser Zusatz immer wichtiger, denn er korrespondiert mit Frage 60, dass „Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi“ mir so angerechnet werden, „als hätte ich nie eine Sünde begangen noch gehabt.“

Siller: Wie haben Sie selbst den Heidelberger Katechismus kennen gelernt?
Hoffmann: Ich habe ihn in der Gemeinde Schüttorf im Konfirmandenunterricht kennen gelernt – kennen, aber nicht lieben! Wir mussten jede Woche eine Frage auswendig lernen, aber der Katechismus hat mich dabei nicht wirklich erreicht. Um halb Drei habe ich die Frage gelernt, um viertel nach Drei aufgesagt, um halb Vier hatte ich sie vergessen.
Im Studium kam der Heidelberger Katechis- mus lediglich am Rande vor; ich habe ihn zu der Zeit auch als veraltet empfunden. Erst in der Gemeinde habe ich ihn wiederentdeckt.

Siller: Ist Ihnen etwas besonders in Erinnerung geblieben?
Hoffmann: Dass die Zehn Gebote im Teil von der Dankbarkeit vorkommen. Das hat mir imponiert. Das auch das Gebet dort erklärt wird, also beides, die Gebote und das Gebet, als „Frucht der Dankbarkeit“, wie es in Frage 64 heißt, angesehen werden und nicht als etwas, das der eigenen Erlösung dient. Ich erinnere mich noch sehr gut an eine Rückfrage meinerseits, ob damit nicht Tor und Tür geöffnet sind für Willkür und Beliebigkeit meines Handelns, wenn so sehr die Erlösung in den Mittelpunkt gerät. Mein Pastor damals entgegnete mit einem Beispiel, das ich nicht vergessen habe: „Du spielst doch jeden Tag auf dem Schulhof Fußball und es kommt bisweilen vor, dass dabei auch eine Scheibe zu Bruch geht. Wenn dein Vater dir entgegen aller Angst in Bezug auf häusliche Strafe freundlich entgegen kommt und die Rechnung bezahlt, dann wirst du das doch nicht als Freibrief für weiteren „Glasbruch“ werten, sondern in großer Dankbarkeit vorsichtiger spielen“. Diese Antwort habe ich nicht vergessen. Sie lehrt mich, dankbar und sensibel mit dem uns Anvertrauten umzugehen.

Siller: Haben Sie eine Frage und/oder Antwort, die Sie besonders schätzen?
Hoffmann: Die Wahl fällt mir schwer, doch fünf Fragen fallen mir spontan ein. Da ist zunächst Frage 21 „Was ist wahrer Glaube?“. Zum einen wird in der Antwort ausgedrückt, dass Kopf und Herz, beim Glauben eine Rolle spielen – ganz im Sinne Augustins: „fides quaerens intellectum“ – eines Glaubens, der nach dem Verstehen fragt. Ferner wegen der Aussage:“ ... dass nicht allein anderen, sondern auch mir Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit von Gott geschenkt ist ...“! Nicht religiöser Ego-Trip ist im Glauben angesagt, keine religiöse Nabelschau, sondern der erste Blick fällt auf die „Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Seligkeit“, die von Gott den Anderen geschenkt ist. Aber nicht nur ihnen, sondern dann auch mir. Man beachte die Reihenfolge!
Sehr schätze ich auch die Fragen 54 und 55. Aus dem ganzen Menschengeschlecht versammelt Gott sich eine Gemeinde und erhält sie, nicht nur aus bestimmten Gruppen, die wir womöglich auch noch selbst festlegen wollen. Die globale Sicht der Erwählung kann uns gerade heute sehr hilfreich sein, weil sie uns zu einer Weite des Denkens und der Herzen führen will. Als unsere Gemeinde vor vier Jahren den hundertsten Geburtstag ihrer Kirche feierte, da wurde im Rahmen dieses Jubiläums der „Garten der Ökumene“ angelegt. Acht Gehölze wurden gepflanzt: Je eines von der lutherischen, reformierten, katholischen und baptistischen Gemeinde und je eine von den beiden jüdischen und muslimischen Gemeinden Hamelns. Bei den Vorüberlegungen spielte auch Frage 54 eine wichtige Rolle. Sie kann uns heute auch dafür die Augen öffnen, dass jeder Mensch auf Erden Gottes Ebenbildlichkeit trägt und in Christus ein „potentiell Versöhnter“ ist. So kann uns diese Frage helfen, unsere Feindbilder zu hinterfragen und im Gespräch der Religionen „der Stadt Bestes zu suchen“. Der Friede in der Welt kann meines Erachtens dann gelingen, wenn das „aus dem gesam- ten Menschengeschlecht“ von Frage 54 zu- nehmend in den Focus gerät.
Die Gemeinschaft der Heiligen in Frage 55 wird nicht definiert als eine Gruppe besonders herausragender Glaubenspersönlichkeiten, sondern es werden alle Glaubende dazu gezählt. Sie alle haben Anteil an den Schätzen und Gaben Christi und sollen alle diese Gaben „mit Freuden zum Wohl der anderen gebrauchen“. Kurz und prägnant wird hier im zweiten Teil der Antwort das in der reformierten Tradition wichtige Miteinander von „Rechtfertigung und Heiligung“ zum Ausdruck gebracht.
Ganz besonders gefallen mir auch die Fragen, die gerade zu „unverschämt“ nach dem Nutzen fragen: „Was nützt uns die Auferstehung Christi?“ (Frage 45) und: „Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?“ (Frage 49). Hier kommt mir das in Staat und Gesellschaft so oft gehörte „Was habe ich davon?“ oder „Was bringt mir das?“ gerade recht. Ohne theologisch-dogmatisch abzuheben wird das Unbegreifliche von Ostern und Himmelfahrt seelsorgerlich „dingfest“ gemacht. Ein wunderbarer Dreiklang der Zeiten durchzieht diese Fragen – vom Perfekt „Er hat ...“, zur Gegenwart „Wir sind ...“ bis hin zur Zukunft „Wir werden ...“

Siller: Sehen Sie in der Gegenwart Möglichkeiten, den Heidelberger Katechismus besser oder neu ins Gespräch zu bringen?
Hoffmann: Ja, da sehe ich Möglichkeiten! Im ökumenischen Gespräch zum Beispiel kennt man ihn kaum, obwohl man dort gleichzeitig zunehmend ein Interesse an klaren Antworten beobachten kann. Der Heidelberger Katechismus könnte bei der Suche nach Klarheit behilflich sein – gerade seine Sper- rigkeit könnte auch zum Anknüpfungspunkt eines neuen Interesses werden.

Siller: Meinen Sie, dass die Evangelisch-reformierte Kirche auch zukünftig einen Katechismus braucht?
Hoffmann: Ja, unbedingt! Wir alle brauchen Unterweisung, unser Leben lang! Diese kann durch den Heidelberger Katechismus geleistet werden, bei aller Mühe für den Transfer. Unsere Väter und Mütter haben mit diesem Katechismus sehr gute Vorarbeit geleistet!

Siller: Herr Hoffmann, wir danken ihnen für dieses Gespräch!

aus: die reformierten.upd@te 10.3


Aleida Siller, 08.02.2011