Gott wie eine Amme und der Mensch als Kohlensack

Worte von Johannes Calvin – Zitate zum Nachdenken und Schmunzeln

„Ein Hund bellt, sobald er seinen Herrn angegriffen sieht. Ich wäre wohl lasch, wenn ich angesichts eines Angriffs gegen die Wahrheit Gottes verstummen würde, ohne etwas verlauten zu lassen.“ (Johannes Calvin)

Einzelne Zitate, Lesefrüchte aus Werken von Calvin, nicht nach Themen gesucht, aus ihrem Zusammenhang gerissen, in Übersetzung, nicht im Originalton, also: Mit Vorsicht genießen, dann Nachschlagen und Weiterlesen. Literaturangaben am Ende der Sammlung. Und ... eine Sammlung an ihrem Anfang. Weitere Entdeckungen nimmt die Redaktion gerne auf: redaktion@reformiert-info.de

Gott – ihm sei Ehre und Ruhm

Gotteserkenntnis und Menschlichkeit
"Wo Gott erkannt wird, wird auch Menschlichkeit gepflegt;
wo aber die Menschen sich gegenseitig unterdrücken und betrügen, da kann man daraus schließen, dasss die Gottesfurcht erloschen ist."
(Johannes Calvins Auslegung des Propheten Jeremia, zu Jer 22,16, S. 332)

Gottes Angesicht
„Es wäre toll, zum Angesichte Gottes vorzudringen, wenn er sich nicht schon vorher uns mit seinem Anruf zugewandt hätte.“
(Institutio III 20,13)

Gott – wie eine Amme
Gott steigt herab, mit uns zu reden:
„Gott macht sich gleichsam ähnlich einer Amme, die nicht zu einem kleinen Kind spricht, wie sie es zu einem Erwachsenen täte […] unser Herr hat sich so auf vertraute Art und Weise uns angepasst“
(CO 28, S. 441 / Thiel, Erziehung)

Gott und unsere Formalitäten
„Aber was Gott betrifft, müssen wir mit all unseren Formalitäten verdammt sein…“
(in einer Predigt zu Dtn 23,18-20, über die „Zinsfrage“ (CO 28,119 / Thiel, Schule, 253)

Gott mehr zutrauen
"Welche Unehre tun wir Gott an, wenn wir ihm nur so viel zutrauen, wie unsere Vorstellungen fassen!"
(Calvins Auslegung der Genesis zu 1. Mose 22,7)

Gott biegt die Herzen der Menschen zurecht
„Wendet man dagegen ein, es falle der Welt nicht ein, mit denen Erbarmen zu haben, die selber barmherzig waren, so gibt es eine Antwort: nämlich: die Herzen der Menschen sind in Gottes Hand, er biegt sie zurecht, wie es ihm gefällt; und wenn auch lauter Bosheit und Stolz, Schlechtigkeit und Gift in ihnen steckt, er bringt sie doch zur Freundlichkeit.“
(Predigt zu Matthäus 5,5-7, gehalten am 20. Oktober 1560 (Mühlhaupt, 187))

Gott stimmt ein Lied an
„So oft Gott uns das Brot zu essen gibt, so oft er seine Sonne scheinen lässt, wenn er uns irgendwelche Kreatur zur Benützung überlässt, dann ist das soviel als wenn er ein Lied anstimmte, um uns zum Singen seines Lobs zu bringen, so wie wenn wir einen Psalm singen: da bringt der, der ihn kann, die anderen in Schwung.“
(Predigt zu Psalm 148 am 30. September 1554 (Mühlhaupt, 43))

Gottes Zeit zu lachen
„Lasst uns also festhalten, dass, wenn Gott nicht sofort seine Hand gegen die Feinde ausstreckt, es seine Zeit ist, um zu lachen.“
(zu Psalm 2,4 (CO 31,44) / Selderhuis, 51)

Gottes Wort

Das Wort Gottes
„… das Wort Gottes muss unser Leben erneuern …“
(CO 29, S. 85; Predigt Nr. 189 / Thiel, Erziehung)

Gott in seinem heiligen Wort suchen
"Wir sollen uns nicht in den Sinn kommen lassen, Gott irgendwo anders zu suchen als nur in seinem heiligen Wort oder über ihn etwas zu denken als allein unter Leitung seines Wortes oder etwas zu reden als allein das, was aus seinem Wort kommt."
(Institutio I 13,21)

Gotteswort vor Menschenwort
„Und wenn uns auch die ganze Welt zum Schlechten hinzöge, wir haben doch keine Entschuldigung, wenn wir nicht Gott und sein Wort all dem vorziehen, was die Menschen vorbringen“.
(Predigt über Galater 6,2-5, Frühjahr 1558 (CR 51,76) / Rogge)

Die Schrift und das Wort Gottes
„Töricht handelt aber, wer den Ungläubigen beweisen will, die Schrift sei Gottes Wort. Denn das kann ohne den Glauben nicht erkannt werden.“
(Institutio I 8,13)

Gottes Erbarmen

Güte und Wahrheit – Gottes Erbarmen
„Mit der Güte ist die Wahrheit verbunden und mit gutem Grunde, es ist so der Brauch der Schrift. Denn so wie die Verheißungen Gottes auf die reine Gnade gegründet sind, so geht ihre Sicherheit aus seiner Wahrheit hervor. Auch unter Menschen kann man’s ja oft erleben, dass einer gern Versprechungen macht, weil er freundlich und gütig ist. Aber oft kommt dann auch etwas dazwischen und dann gibt’s kein Halten. So ist’s bei Gott nicht. Auch er verspricht gern, aber hat ers dann einmal gesagt, dann geschieht’s. So sehen wir, warum die beiden Worte, Güte und Wahrheit verbunden sind. Sein reines Erbarmen trieb ihn, uns Verheißungen zu geben, aber wie er gut ist und gern gibt, so ist er auch treu und beharrlich und ändert seine Meinung nicht.“
(Predigt zu Psalm 115,1-2, gehalten November 1545 (Mühlhaupt, 13))

Erbarmen als Schauspielerei
„Denn wir können tausendmal verkünden, die Leidenden täten uns leid; wenn wir ihnen nicht helfen, so gilt all dies Gerede rein nichts. So sagen ja viele: ach, der arme Mann ist ja erbärmlich dran! – und dann wischen sie sich das Maul ab und wollen ihm keinen Deut helfen. Nachdem sie gesagt haben, es sei sehr zum Erbarmen, rührt es dich keinen von ihnen; kurz, die Welt ist voll Erbarmen, wenn man ihren Worten glaubt, aber es ist lauter Schauspielerei.“
(Predigt zu Matthäus 5,5-7, gehalten am 20. Oktober 1560 (Mühlhaupt, 186))

Gottes Erbarmen treibt uns zum Erbarmen
„Und in der Tat, wenn wir vor Gottes Richterstuhl erscheinen müssen und dort nach strengem Recht beurteilt würden, was sollte mit uns werden?! Es wäre uns besser, wir wären fehlgeboren, wir wären Läuse oder Flöhe, Frösche oder sonst ein Gewürm des Erdbodens. Wenn nun also all unser Gut und Heil in Gottes Erbamen liegt, welch große Freude liegt dann in der Verheißung, er werde Erbarmen und Mitleid mit uns haben, wenn wir unser Elend, dessen wir so voll sind, vor ihn bringen und wenn wir bis dahin mit unsern Nächsten Mitleid haben. Wenn wir solche Verheißung haben, müssen wir da nicht eigentlich verrückt, ohne Sinn und Verstand sein, wenn uns das nicht zum Erbarmen treibt?“
(Predigt zu Matthäus 5,5-7, gehalten am 20. Oktober 1560 (Mühlhaupt, 187))

Gottes Gerechtigkeit …
„ist sein fortwährender Schutz, mit dem er über die Seinen wacht, und die Güte, mit der er sie hegt“
(Ps. 40,11 / Freudenberg)

Gottes Vorsehung

Gottes Wort als andauernde Lebensquelle
"das Wort Gottes ist nicht nur die Lebensquelle für alle Kreaturen gewesen, so dass zu sein begann, was vorher nicht war, sondern durch seine lebenschaffende Kraft geschieht es, dass sie in ihrem Dasein verharren. Wenn nämlich sein Hauch die Welt nicht dauernd am Leben erhielte, müsste alles, was lebt, sofort vergehen und ins Nichts versinken."
(zu Joh 1,4; Auslegung des Johannes-Evangeliums, S. 10)

Gottes Vorsehung – die verwirrte Welt
„… es ist nötig, dass wir erkennen, wenn die Welt so verwirrt ist, dass es einen geheimen Zügel von oben gibt, dass die Dinge niemals so konfus sind, dass sie nicht Gott doch von oben anordnet, wie es ihm gut scheint.“
(48. Hiob-Predigt aus dem Jahr 1554 (CO 33, S. 593) / Thiel, Erziehung)

Über die Vorsehung – aus eigener Erfahrung
„Ich hab’s erfahren, dass wir nicht ins Weite schauen dürfen. Als ich mir Ruhe in allem versprach, stand vor der Tür, was ich am wenigsten erwartet hatte. Dann wieder, als ich auf einen unangenehmen Wohnsitz denken musste, wurde mir ein Nest im stillen hergerichtet wider alles Erwarten. Das alles ist die Hand des Herrn.“
(Calvin an François Daniel in Orléans aus dem Asyl bei du Tillet in Angoulême (1534))

Von der ewigen Erwählung
„ ... Willst du also Gewissheit darüber haben, ob du erwählt bist? Dann sieh dich selbst in Jesus Christus an! Denn alle, die im Glauben mit Jesus Christus wahrhaft verbunden sind, dürfen ganz sicher sein, dass sie zum Kreis der ewigen Erwählung Gottes gehören und zu seinen Kindern zählen. Jeder also, der „in Christus“ ist und durch den Glauben ein Glied seines Leibes, wird seines Heils gewiss, und wenn wir uns darüber Klarheit verschaffen wollen, dürfen wir nicht hoch hinaufsteigen, um Dinge zu erforschen, die uns zur Stunde noch verborgen bleiben sollen, sondern Gott selbst steigt zu uns herab. Von woher: das zeigt er uns in seinem Sohn, als ob er uns sagen wollte: Hier bin ich, schaut mich an und erkennt, wie ich euch zu meinen Kindern angenommen habe! Wenn wir also dieses Zeugnis des Heils annehmen, das uns mit dem Evangelium gegeben ist, dann erkennen wir mit letzter Gewissheit, dass Gott uns erwählt hat. Deshalb brauchen die Glaubenden an ihrer Erwählung nicht zu zweifeln, sondern dürfen sie für eine fest beschlossene Sache halten. Seit sie durch die Predigt des Evangeliums zum Glauben berufen sind, sind sie Teilhaber an der Gnade unseres Herrn Jesus Christus und an der Verheißung, die er ihnen in seinem Namen gegeben hat. Denn unser Herr Jesus Christus ist das Fundament von beidem: der Verheißungen des Heils und unserer gnädigen Erwählung, die seit der Erschaffung der Welt feststeht. ...“
Johannes Calvin, Von der ewigen Erwählung Gottes (1551) 1562,
in: Calvin-Studienausgabe Band 4: Reformatorische Klärungen (CStA 4), hrsg. von E. Busch, M. Freudenberg, A. Heron, Chr. Link, P. Opitz, E. Saxer, H. Scholl, Neukirchen-Vluyn 2002, 142f.

Die Güte Gottes
„Die gesamte Schöpfung wurde wie Paulus im 8. Kapitel des Römerbriefs sagt, der Nichtigkeit unterworfen ... Die Himmel müssen erneuert werden. Obwohl Gottes Herrlichkeit dort in höherem Masse leuchtet als überall sonst, sind selbst sie durch unsere Sünden gezeichnet worden. Und was die Erde betrifft. Wir sehen den Fluch, der über sie herrscht ... Wie kommt es denn, dass die Sonne und der Mond noch am Himmel stehen, dass die Erde Frucht bringt, dass die Menschen hier wohnen können und die Tiere die Weide finden, die sie ernährt? Es ist allein Gottes Güte zuzuschreiben, die allen, selbst den Ungläubigen, gilt.“
(Sermon XI sur l’Epître aux Corinthiens 11, 22-3, CO XLIX, 721-722, nach L. Vischer, Reich, bevor wir geboren wurde)

Jesus Christus

Der Name Jesu als Öl, Speise, Salz, Honig
"Daß er den Namen Jesus trug, geschah ja nicht absichtslos, aus Zufall oder aus menschlicher Willkür; sondern dieser Name wurde ihm von einem Engel vom Himmel als Boten des höchsten Ratschlusses Gottes zugetragen, und es wurde ja auch der Grund zugefügt: „Denn er wird sein Volk selig machen von ihren Sünden!“ (Matth. 1,21; Luk. 1,31). Diese Worte beweisen — wie ich bereits gesagt habe! — daß ihm das Amt des Erlösers dazu übertra­gen ist, daß er unser Heiland sei! Und es wäre doch eine unvollständige Erlösung, wenn er uns nicht in stetem Weiterschreiten bis zum äußersten Ziel der Seligkeit hinleitete! Wenn wir also von ihm auch nur im geringsten uns abwenden, so schwin­det allmählich unser Heil; denn es ruht ja allein in ihm: wer sich also nicht an ihn hält, der raubt sich selbst das Heil! Es ist wohl zu bedenken, was Bernhard sagt. Der Name Jesu ist nicht nur das Licht, sondern auch die Speise, er ist das Öl, ohne das alle Speise der Seele ohne Saft ist; er ist das Salz, ohne das alles, was uns vorgesetzt wird, keine Würze hat: er ist Honig im Munde, er ist ein schöner Klang im Ohr, er ist ein Jauchzen im Herzen, wie eine herrliche Arznei zu­gleich; und all unser Reden ist Torheit, wenn nicht dieser Name daraus hervor­klingt! (Bernhard, Predigten zum Hohen Liede, 15)."
(Institutio II,16,1)

Alle Verheißungen in Christo beschlossen
"Wiederum hat es seinen guten Grund, wenn wir alle Verheißungen in Christo beschlossen denken; denn der Apostel faßt das ganze Evangelium in der Erkenntnis Christi zusammen (Röm. 1,16) und sagt an anderer Stelle: „Alle Gottesverheißungen sind Ja in ihm und sind Amen in ihm“ (2. Kor. 1,20). Der Grund dafür läßt sich leicht angeben. Wenn nämlich Gott etwas verheißt, so bezeugt er damit seine Freundlichkeit; er gibt uns also keine Verheißung, die nicht ein Zeugnis seiner Liebe gegen uns wäre."
(Instititio III,2,32)

Himmelfahrt Christi
„Er (Christus) ist in den Himmel aufgenommen, und er hat damit seine leibliche Gegenwart unserem Blick entzogen. Aber das hat er nicht getan, um etwa jetzt nicht mehr den Gläubigen zur Seite zu stehen, die auf der Erde pilgern, sondern um desto mehr mit gegenwärtiger Kraft Himmel und Erde zu regieren! Ja, was er uns verheißen hat: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ – das hat er mit seiner Himmelfahrt in Erfüllung gehen lassen. Denn wie sein Leib über alle Himmel erhoben ist, so geht nun auch seine Kraft und Wirkung weit hinaus über alle Grenzen von Himmel und Erde!“
(Institutio II,16,14)

Die Strahlen des Geistes Christi
„Das ist aber auch in der Tat nicht notwendig, damit wir des Anteilhabens an ihm genießen können: denn der Herr gewährt uns durch seinen Geist die Wohltat, daß wir nach Leib, Geist und Seele mit ihm eins werden. Das Band dieser Verbindung ist also der Geist Christi: er ist die Verknüpfung, durch die wir mit ihm verbunden werden, und er ist gleichsam ein Kanal, durch den alles, was Christus selber ist und hat, zu uns geleitet wird (Chrysostomus in einer Predigt über den Heiligen Geist). Wenn wir nämlich sehen, wie die Sonne mit ihren Strahlen auf die Erde scheint und gewissermaßen, um ihre Sprößlinge zu zeugen, zu nähren und zu beleben, ihre Substanz auf sie übergehen läßt – weshalb sollten dann die Strahlen des Geistes Christi von geringerem Vermögen sein, um uns die Gemeinschaft mit seinem Fleisch und Blut zuzutragen? Daher kommt es, daß die Schrift, wo sie von unserem Teilhaben an Christus redet, dessen gesamte Kraft auf den Heiligen Geist zurückführt. Statt vieler Stellen mag es genügen, eine einzige zu nennen. Paulus spricht nämlich im achten Kapitel seines Briefes an die Römer davon, daß Christus nicht anders als durch seinen Geist in uns wohnt (Röm. 8,9); aber damit hebt er doch jene Gemeinschaft mit Fleisch und Blut Christi, von der hier die Rede ist, nicht etwa auf, sondern er lehrt, daß es durch den Geist allein dazu kommt, daß wir den ganzen Christus besitzen und als den haben, der in uns bleibt.“
(Institutio IV, 17, 12 (Weber)

Der Glaube an Jesus Christus
„Aus ganzem Herzen glauben, heißt nicht vollkommen Christo anhangen, sondern nur ihn aufrichtig erfassen; nicht satt sein in ihm, sondern mit brennendem Verlangen nach ihm hungern, dürsten und seufzen“
(CO I,104 / Barth)

Der Heilige Geist

Der Heilige Geist als inwendiger Lehrmeister
"Zwar ist das Wort Gottes wie die Sonne: es scheint allen, denen es gepredigt wird, aber bei Blinden ohne Frucht! Wir aber sind in diesem Stück allesamt von Natur blind, und deshalb kann der Strahl des Wortes nicht in unseren Sinn eindringen, wenn ihm nicht der Heilige Geist als inwendiger Lehrmeister durch seine Erleuchtung Zugang verschafft!"
Intittutio III,2,34)

Gottes Geist
„Der Geist Gottes soll alles führen und solchen Eifer in uns anzünden, dass wir brennen, unseren Gott anzurufen, anstatt so kalt zu bleiben …“
(Predigt zum Pfingsttext Apg 2,1-4, vor 1558 / Mühlhaupt)

Die Strahlen des Geistes Christi
„Das ist aber auch in der Tat nicht notwendig, damit wir des Anteilhabens an ihm genießen können: denn der Herr gewährt uns durch seinen Geist die Wohltat, daß wir nach Leib, Geist und Seele mit ihm eins werden. Das Band dieser Verbindung ist also der Geist Christi: er ist die Verknüpfung, durch die wir mit ihm verbunden werden, und er ist gleichsam ein Kanal, durch den alles, was Christus selber ist und hat, zu uns geleitet wird (Chrysostomus in einer Predigt über den Heiligen Geist). Wenn wir nämlich sehen, wie die Sonne mit ihren Strahlen auf die Erde scheint und gewissermaßen, um ihre Sprößlinge zu zeugen, zu nähren und zu beleben, ihre Substanz auf sie übergehen läßt – weshalb sollten dann die Strahlen des Geistes Christi von geringerem Vermögen sein, um uns die Gemeinschaft mit seinem Fleisch und Blut zuzutragen? Daher kommt es, daß die Schrift, wo sie von unserem Teilhaben an Christus redet, dessen gesamte Kraft auf den Heiligen Geist zurückführt. Statt vieler Stellen mag es genügen, eine einzige zu nennen. Paulus spricht nämlich im achten Kapitel seines Briefes an die Römer davon, daß Christus nicht anders als durch seinen Geist in uns wohnt (Röm. 8,9); aber damit hebt er doch jene Gemeinschaft mit Fleisch und Blut Christi, von der hier die Rede ist, nicht etwa auf, sondern er lehrt, daß es durch den Geist allein dazu kommt, daß wir den ganzen Christus besitzen und als den haben, der in uns bleibt.“
(Institutio IV, 17, 12 (Weber)

Hirn und Herz
"Dann muß aber das, was der Verstand aufgenommen hat, auch in das Herz selbst überfließen. Denn Gottes Wort ist nicht schon dann im Glauben erfaßt, wenn man es ganz oben im Hirn sich bewegen läßt, sondern erst dann, wenn es im innersten Herzen Wurzel geschlagen hat, um ein unbesiegliches Bollwerk zu werden, das alle Sturmwerkzeuge der Anfechtung aushalten und zurückwerfen kann! Wenn es wahr ist, daß das wirkliche Begreifen unseres Verstandes die Erleuchtung durch Gottes Geist ist, so tritt seine Kraft noch viel deutlicher in dieser Stärkung des Herzens in die Erscheinung; die Vertrauenslosigkeit des Herzens ist ja auch soviel größer als die Blindheit des Verstandes, und es ist viel schwieriger, dem Herzen Gewißheit zu verleihen, als den Verstand mit Erkenntnis zu erfüllen. Deshalb ist der Heilige Geist wie ein Siegel: er soll in unserem Herzen die gleichen Verheißungen versiegeln, deren Gewißheit er zuvor unserem Verstande eingeprägt hat."
(Institutio III,2,36)

Das Wirken des Geistes in der Verkündigung
"Zu dieser inneren Wirkung des Heiligen Geistes gehört freilich auch das, dass er mit seiner Kraft an den Hörern wirkt, so dass sie die Verkündigung im Glauben aufnehmen, aber auch wenn alle Hörer taub sind und Gottes Rede in Rauch vergeht, so ist doch in der Verkündigung selbst Gottes innwendige Kraft enthalten."
(zu Ezechiel I,3, nach: Johannes Calvins Auslegung des Propheten Ezechiel, bearb. von Ernst Kochs (1938), 13)

Die Schöpfung

Alle Werke der Schöpfung konnten "Zeugen und Botschafter" von Gottes Herrlichkeit sein
"Denn die Vögel besangen Gott, die Tiere riefen ihn an, die Elemente erzitterten vor ihm, die Berge erklangen vor ihm, die Flüsse und Quellen warfen ihm zärtliche Blicke zu, die Gräser und Blumen lächelten ihn an, so sehr, dass es wahrhaftig nicht darum ging, ihn weit weg zu suchen, da doch jeder ihn bei sich selbst finden konnte, als bei solchen, die alle von seiner Kraft, die in uns wohnt, getragen und erhalten werden."
(Vorrede zur Olivetan-Bibel, CASt 1.1, 37)

Gottes Herz, Finger, Fußspur
„Aber trotzdem kann auch die Betrachtung der Schöpfung uns fördern im wahren Wissen um Gott. Christus ist das Ebenbild göttlichen Wesens; Gottes Herz, aber auch Gottes Finger und Gottes Fußspur wird in ihm offenbar. Gottes Herz, das ist seine unaussprechliche Liebe, mit der er uns in Christus umfasst. Die Spur von Gottes Hand und Fuß enthüllt sich uns in den Werken, in der Welt der Schöpfung. Sobald wir aber von Christus weggehen, wird bei uns der Irrtum im ganzen und im einzelnen unvermeidlich.“
(Johannes Calvins Auslegung der Genesis, 8)

Der Mensch

Wir gehören Gott
„Wir gehören nicht uns selbst, sondern dem Herrn.“
(Institutio III,7,1)

Der Mensch als Ebenbild Gottes
„Wenn die Menschen nur das bedächten, was die Natur ihnen zeigt, so wäre unsere Lage sicherlich schon so glücklich, wie man es nur wünschen könnte. Denn Gott hat uns alle nach seinem Bild geschaffen, so dass ein jeder an seinem Nächsten mit Staunen merken muss: wir sind ein Fleisch. Wie verschieden auch Gesichter und Geister sein mögen, diese von Gott bei uns gestiftete Einheit können wir nicht auslöschen und aufheben. Bliebe uns dies ins Gedächtnis geprägt, ein jeder lebte friedsam mit seinem Nächsten, wir wären wie in einem Paradies auf Erden. Aber wir sehen, wie jeder ganz im Gegenteil seinem Profit nachgeht und sein eigenes Fortkommen sucht, jeder will Herr sein.“
(Predigt zu Matthäus 5,5-7, gehalten am 20. Oktober 1560 (Mühlhaupt, 178))

Des Menschen Vorrang vor dem Tier
"Es gibt ja auch keinen anderen Vorrang des Menschen vor dem Tier als eben den geistlichen Umgang mit Gott in der Hoffnung auf die selige Ewigkeit."
(Antwort an Kardinal Sadolet (1539), CStA 1.2, 363)

Das Leben zum Tode
„Das Verlassen des Mutterschoßes ist der Eintritt in tausend Tode“
(Ps. 71,5 (CO 31, S. 656) / Selderhuis)

Furcht und Sorge
„Unzählbar viele Tode stehen uns stets vor Augen, und all die Beispiele dafür, dass sich eine Lage plötzlich verändern kann, versetzen uns in Furcht und Sorge“
(Ps. 30,7 (CO 31, S. 296) / Selderhuis)

Erbarmen und Heuchelei
"So sagen es ja viele: Ach, um diesen armen Mann tut es mir sehr leid, und danach wischen sie sich den Mund ab und wollen ihm nicht beistehen. Nachdem sie gesagt haben, dass es zum Erbarmen sei, wird es keinen geben, den das noch weiter bekümmert. Kurz gesagt: Man sieht die Welt voll Erbarmen, wenn man dem Mundwerk vertraut. Aber es gibt nur Heuchelei."
(Predigt über Matthäus 5,5-7 und Lukas 6,21, 20. Oktober 1560 (CR 46,793) / Rogge)

Gotteslob als Ziel des Lebens
„Wir wissen, dass wir auf diese Erde niedergesetzt sind, um mit einem Herzen und aus einem Munde Gott zu loben, und dass dies das Ziel unseres Lebens ist.“
(Ps. 6,6 / Freudenberg)

Unsere Aufgabe - die Mission
"Das ist unsere Aufgabe: überall in der Welt Gottes Güte bekannt zu machen. Doch darf man nicht die anderen [Missionare] aufmuntern und vorschicken, während wir selbst faul sitzen bleiben. Sondern es gehört sich, anderen mit gutem Beispiel voranzugehen."
(zu Jesaja 12,5; Freudenberg, Calvin-Brevier, 38)

Gott ehren mit Mund und Gliedern
„Sobald wir mit dem Mund sein Lob vorbringen, dann soll unser Leben Antwort geben und sich mit dem Lob des Mundes vereinigen. Und zu dem Zweck sind hier alle Kreaturen erwähnt. Denn wiewohl unser Herr unsre Zungen ganz besonders dazu geschaffen hat, dass wir ihm die Ehre geben und mit unserm Bekenntnis ihm huldigen, wie er’s verdient, so will er doch auch durch all unsre andern Glieder, durch jedes Stück an uns verherrlicht sein.“
(Predigt zu Psalm 148 am 30. September 1554 (Mühlhaupt, 45))

Das Gebet

Das Gebet auf die Gemeinschaft beziehen
"Der Christenmensch muss seine Gebete nach der Regel richten, dass sie auf die Gemeinschaft bezogen sind und alle umfassen, alle Menschen, die auf der Erde leben. Er weiß nicht, was Gott über sie beschlossen hat, aber das weiß er: dass es ebenso fromm wie menschlich ist, für sie das Beste zu wünschen und zu hoffen."
(Institutio III 20,38)

Aus Gebeten Calvins

„Allmächtiger Gott, da du dich herablässest und dich darum sorgst, uns all das zukommen zu lassen, was uns in diesem irdischen Leben nötig und nützlich ist, hilf, dass wir lernen, uns auf dich zu verlassen (nous reposer sur toi) und uns so an deinen Segen zu halten, dass wir nicht nur keine Erpressung oder andere Untat begehen, sondern uns auch von jeder schlechten Gier fernhalten und auf diese Weise lernen, in dieser Welt Armut zu erdulden, indem wir innern Frieden und Ruhe in den geistlichen Reichtümern finden, die du uns durch das Evangelium bietest...“
(Leçons sur les douze petits prophètes, p.643, zitiert bei Biéler, op.cit. 306; nach L. Vischer, Reich, bevor wir geboren wurden)

Über die Engel

"Daß die Engel als Diener Gottes, die bestimmt sind, seine Befehle auszuführen, auch seine Geschöpfe sind, muß außer Zweifel stehen. Über die Zeit und die Ordnung, in der sie geschaffen wurden, einen Streit anzufangen, würde Vorwitz, aber nicht eben rechtes Nachdenken bezeugen. Mose erzählt (1. Mose 2,1), die Erde sei vollendet gewesen, auch der Himmel und all sein Heer; was soll man da genau nachsehen, am wievielten Tage denn außer den Gestirnen und Planeten auch jene anderen, verborgeneren Heere des Himmels ihren Anfang genommen haben? Kurz, wir wollen hier wie in der ganzen christlichen Lehre beachten, daß da die eine Regel der Bescheidenheit und Nüchternheit zu wahren ist: wir sollen über verborgene Dinge nichts reden, nichts denken, nichts wissen wollen, als was uns in Gottes Wort kundgemacht ist. Und dazu kommt das Zweite: wir sollen bei dem Lesen der Schrift stets das aufsuchen und bedenken, was der Auferbauung dient, nicht aber dem Vorwitz und der Erforschung unnützer Fragen uns hingeben. Und weil der Herr uns nicht in leichtsinnigen Fragen, sondern in echter Frömmigkeit, in der Furcht seines Namens, in rechtem Vertrauen, in der Heiligung des Lebens hat unterrichten wollen, so wollen wir uns an diesem Wissen genügen lassen."
(Institutio I,14,4)

Einzelne Schutzengel?
"Ob übrigens den einzelnen Gläubigen einzelne Engel zu ihrem Schutz zugeteilt sind, das möchte ich nicht sicher zu behaupten wagen. Gewiß: wenn Daniel einen Engel der Perser und einen Engel der Griechen nennt (Dan. 10,13.20; 12,1), so zeigt er damit an, daß für Königreiche und Gebiete bestimmte Engel gewissermaßen als Vorsteher eingesetzt sind. Auch wenn Christus sagt, die Engel der Kindlein schauten allezeit das Angesicht des Vaters (Matth. 18,10), so deutet er damit an, daß gewissen Engeln ihr Wohl anvertraut sei. Aber ich weiß doch nicht, ob man daraus folgern darf, ein jeder habe seinen eigenen Engel. Jedenfalls ist das sicher, daß sich nicht etwa bloß ein Engel um jeden von uns kümmert, sondern daß sie alle einmütig über unser Heil wachen!
Denn über alle Engel zusammen wird ge­sagt, daß sie sich mehr freuen über einen Sünder, der Buße tut, als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen (Luk. 15,7). Von mehreren Engeln wird auch gesagt, daß sie die Seele des Lazarus in Abrahams Schoß trugen (Luk. 16,22). Und nicht ohne Grund zeigt Elisa seinem Diener so viele feurige Wagen, die für ihn besonders bestimmt waren (2. Kön. 6,17). Es gibt nun eine Stelle, die dies (nämlich, daß es „Schutzengel“ gebe) klarer zu beweisen scheint als andere. Nämlich, als Petrus nach seiner Befreiung aus dem Gefängnis an die Tür des Haufes klopfte, in dem die Brüder versammelt waren, da sagten sie, weil sie ja nicht ahnen konnten, daß er es sei, es sei „sein Engel“ (Apg. 12,15). Dies scheint ihnen in den Sinn gekommen zu sein nach der allgemeinen Anschauung, den einzelnen Gläu­bigen seien ihre Engel zum Schutz zugeordnet. Freilich kann man darauf erwidern, daß darunter auch jedweder Engel verstanden werden kann, dem der Herr damals den Schutz des Petrus aufgetragen hatte, ohne daß er deshalb sein steter Hüter gewesen sein müßte, wie man sich gewöhnlich vorstellt, als ob jedem Menschen zwei Engel, ein guter und ein böser, gleich wie Genien zugeteilt wären!"
(Institutio I,14,7)

Die Hoffnung

Die Hoffnung
„Das Heil aller Frommen ist in der Hoffnung aufbewahrt.“
(zu Römer 8,25 / Studienausgabe)

„Das Heil aller Frommen ist in der Hoffnung aufbewahrt.
Nun ist es der Hoffnung eigentümlich, sich auf zukünftige, [jetzt] abwesende Güter zu richten.
Also ist das Heil der Glaubenden verborgen.
Nun hält sich die Hoffnung nur durch Geduld aufrecht.
Also wird das Heil er Frommen nur durch Geduld vollendet.“
(zu Römer 8,25 / Studienausgabe)

Hoffnung
„Die Hoffnung ist nichts anders als die Erwartung der Dinge, die nach der Überzeugung des Glaubens von Gott wahrhaftig verheißen sind."
(Institutio III 2,42)

Hoffnung und Furcht
„ … die Erfahrung lehrt, dass Hoffnung nur dort wirklich regieren kann, wo auch Furcht ein Teil des Herzens besetzt hält“
(Ps. 56,4 (CO 31, S. 548) / Selderhuis)

Der Versuch des Satans, die Hoffnung zu vertreiben
„Der Satan hat keinen tödlicheren Pfeil, um das Herz damit zu verwunden, als dass er versucht, unsere Hoffnung dadurch zu vertreiben, dass er Gottes Verheißungen lächerlich macht“
(Ps. 22,8 (CO 31, S. 225) / Selderhuis)

Der Glaube – das „freignädige“ Geschenk Gottes

Ins Herz gemeißelt
"So also stehen die Dinge: der Glaube der Christen darf sich nicht auf menschliches Zeugnis gründen, nicht auf schwankende Meinungen stützen, noch sich durch Autorität von Menschen absichern, sondern er muss uns mit dem Finger des lebendigen Gottes ins Herz gemeißelt sein, damit ihn kein Irrtum mit seiner Verblendung auslöschen kann."
(Antwort an Kardinal Sadolet (1539), CStA 1.2, 401)

Den Glauben nähren
„Es genügt eben nicht, dass der Glaube einmal in uns angefangen hat, wenn es nicht dauernd genährt wird; er soll von Tag zu Tag wachsen. Um ihn zu nähren, zu stärken und zu fördern, hat daher der Herr die Sakramente eingesetzt. Gerade dies meint Paulus, wenn er ihre Bedeutung darin sieht, die Verheißungen Gottes zu versiegeln (Röm 4,11).“
(Genfer Katechismus von 1545 – Antwort auf Frage 319 / Studienausgabe)

Die Gewissheit des Glaubens
Matthias Freudenberg fasst zusammen:
„Glaubensgewissheit bedeutet, „geduldig auf Gnade zu warten, wenn sie auch verborgen ist, und sich an sein Wort zu hängen, wenn es auch so lange dauert, bevor etwas von diesem Wort zu bemerken ist“ (Ps. 52,11). Und an anderer Stelle heißt es: Der Glaube weiß den Himmel mit der Erde zu verbinden, so dass wir „in all den Schiffbrüchen, die uns treffen, den Anker unseres Glaubens und unserer Gebete in den Himmel auswerfen“ (Ps. 88,7). Diese Gewissheit wandelt sich in Freude an Gott. Die Freude ist nach Calvin ein wesentlicher Bestandteil des Glaubens und geradezu gleichbedeutend mit ihm (Ps. 51,9): „Obwohl wir nicht immun gegen Schmerz sind, ist es doch nötig, dass die Freude des Glaubens darüber hinaussteigt, die uns zum Singen über die zukünftige Freude bringt.““
(Ps. 13,6 / Freudenberg)

Die Verheißung des Glaubens
"Denn der Glaube kann sich nicht etwa eine lange Ausdehnung dieses irdischen Lebens, Ehre und Macht in diesem Leben mit Gewißheit versprechen; dergleichen hat uns der Herr nämlich nicht zusagen wollen. Er begnügt sich vielmehr mit der Gewißheit, daß uns zwar vieles mangeln mag, was uns in diesem Leben helfen könnte, daß uns aber Gott nie fehlen wird! In besonderer Weise aber ruht die Gewißheit des Glaubens auf der Erwartung des kommenden Lebens, die sich ohne jeden Zweifel aus Gottes Wort ergibt! Wieviel Elend und Not auch auf Erden des Menschen warten mag, den Gott in seiner Liebe umfangen hat - sie vermögen doch nicht zu hindern, daß Gottes Wohlwollen volle Glückseligkeit bedeutet. Wollen wir also die Hauptsumme des Glücks beschreiben, so nennen wir Gottes Gnade;"
(Institutio III,2,28)

Fest bleiben im Glauben
„Denn wie uns Nebel den noch so klaren Anblick der Sonne verdunkeln, ohne uns doch ihren Glanz ganz und gar zu entziehen, so schickt uns Gott im Unglück durch alles Dunkel hindurch Strahlen seiner Gnade, damit uns keinerlei Anfechtung in Verzweiflung stürzen kann.“
(zu Römer 8,35 / Studienausgabe)

Über die Ungläubigen
„Wenn Gott die Ungläubigen in ihren Bestrebungen ließe, ist es sicher, dass die Welt nicht drei Tage andauern würde, bis alles vor ihnen ruiniert würde …“
(CO 28, 374 / Thiel, Schule, 303)

Das Licht des Glaubens
„Das nämlich ist die wahre Regel des Glaubens, dass wir mitten in der Dunkelheit des Todes doch das Licht des Glaubens wahrzunehmen wissen.“
(zu Psalm 138,7 (CO 32,375) / Selderhuis)

Zweifel
„Zweifeln wir, ob wir auch von Christus in seine Treue und Hut aufgenommen sind, so tritt er selbst solchem Zweifel entgegen, indem er sich aus freien Stücken als unser Hirte anbietet und uns kundtut, dass wir in die Zahl seiner Schafe eingereiht werden, wenn wir seine Stimme hören (Joh. 10,3).“
(Institutio III 24,6)

Die Kirche

Zur Kirche gehören …
„alle, die durch die Freundlichkeit Gottes des Vaters durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in die Gemeinschaft Christi gelangt sind“.
(Institutio IV,1,3)

Die Kirche – in Kürze
„Das Leben der Kirche ist nicht ohne Auferstehung, noch mehr: nicht ohne viele Auferstehungen.“
(Kommentar zu Micha 4,6)

Die Kirche
„Obwohl die Kirche zur Zeit kaum zu unterscheiden ist von einem toten oder doch kranken Mann, so darf man doch nicht verzweifeln:  denn auf einmal richtet der Herr die Seinigen auf, wie wenn er Tote aus dem Grab erweckt. Das ist wohl zu beachten. Denn wenn die Kirche nicht leuchtet, halten wir sie schnell für erloschen und erledigt. Aber so wird die Kirche in der Welt erhalten, daß sie auf einmal vom Tode aufsteht, ja, am Ende geschieht diese ihre Erhaltung jeden Tag unter vielen solchen Wundern.
Halten wir fest:  das Leben der Kirche ist nicht ohne Auferstehung, noch mehr:  nicht ohne viele Auferstehungen.“
(Kommentar zu Micha 4)

Die Gemeinschaft der Kirchen
„Ich persönlich wollte mich's nicht verdrießen lassen, wenn man mich braucht, zehn Meere, wenn's sein muss, zu durchqueren.“
(Brief an Thomas Cramner, Ende April 1552, Briefe II,596, geschrieben im Kontext der Verständigungen um eine Einheit im Christentum)

Gemeinschaft des Leibes Christi / Ökumene
„So geschieht es, dass der Leib der Kirche mit auseinandergerissenen Gliedern verstümmelt daliegt. Was mich selbst betrifft, so würde es mir nichts ausmachen, notfalls zehn Meere deswegen zu überqueren, wenn immer mich jemand zu brauchen scheint.“
(Brief an den Bischof von Canterbury, Thomas Cranmer, April 1552)

Auferweckung der Kirche
Ich weiß wohl: wenn alles zerstört und verloren ist, hat Gott unbegreifliche Mittel, seine Kirche wiederherzustellen, als wenn es sie von den Toten auferweckte. Und eben darauf müssen wir warten und uns darauf verlassen, dass, wenn wir ganz ausgelöscht sein werden und alles zum Ärgsten gekommen ist, er sich wohl ein neues Volk aus unserer Asche schaffen kann
(Brief an die Gemeinden des Languedoc, 1562 / Rogge)

Die Kirchenordnung
„Wie die rettenden Lehre Christi die Seele der Kirche ist, so gleicht die Kirchenordnung der Sehnen. Dadurch hängen die Glieder des Körpers, jedes an seiner Stelle, miteinander zusammen.“
(Institutio IV 12,1)

Das Weib schweige in der Gemeinde? – Das sei ferne!
Im Kampf um den wahren Glauben während der Reformation war auch das Zeugnis der Frauen nötig. Darüber schreibt Calvin in einem Brief vom 16. September 1557 einer Gruppe von Frauen, die auf Grund ihres Bekenntnisses zum evangelischen Glauben in Paris gefangen genommenen waren:
„Da es nun aber Gott gefallen hat, Euch zu berufen so gut wie die Männer (denn vor ihm gilt nicht Mann noch Weib), so müsst ihr auch Eure Pflicht tun und ihn verherrlichen nach dem Maß der Gnade, die er Euch gegeben, so gut wie die größten Helden, die er mit hoher Weisheit und Stärke ausgerüstet hat." Unter Hinweis auf Joel 3,1 schreibt Calvin, Gott hat "seinen Geist ausgegossen und lässt weissagen Söhne und Töchter (...) als ein Zeichen, dass er seine Gnade gleichmäßig austeilt und weder Söhne noch Töchter, weder Männer noch Frauen ohne die Gaben lässt, die nötig sind, um seine Ehre zu wahren." Als Trost und Stärkung erinnert Calvin die Gefangenen an das Zeugnis von Frauen zur Zeit Jesu: "Betrachtet doch die Stärke und Festigkeit der Frauen beim Tode unseres Herrn Jesu Christi; die Apostel hatten ihn verlassen, sie blieben bei ihm in wunderbarer Standhaftigkeit, und eine Frau wurde die Botin, die den Aposteln die Auferstehung verkündigte, und sie konnten ihr nicht glauben und sie nicht verstehen. Wenn Gott die Frauen damals so zu Ehren gezogen und ausgerüstet hat mit Kraft: glaubt Ihr, er habe jetzt weniger Macht oder er habe seinen Willen geändert?“
(Briefe, Band 3)

Die Welt

Die Welt als Schauspiel Gottes
Matthias Freudenberg erklärt:
Calvin nenne die Welt, „das Schauspiel von Gottes Güte, Weisheit, Gerechtigkeit und Kraft“ (Ps. 125,13; vgl. Ps. 19,7). Und in der „Institutio“ erklärt er, Gott habe die gesamte Welt „zu dem Ziel erschaffen, dass sie Schauspiel seiner Herrlichkeit sein sollte“ (Institutio III,9,4). An anderer Stelle spricht er vom Weltall als dem Spiegel von Gottes Pracht (Ps. 19,1). Aber auch in seinen Geschöpfen offenbart Gott, wer er ist: „Ist nicht der Walfisch, der mit seinen Bewegungen nicht nur das ganze Meer, sondern auch das Herz eines Menschen in Aufruhr versetzt, ein schlagender Beweis der beeindruckenden Macht Gottes?“
(Ps. 104,25 / Freudenberg)

Die Gemeinschaft der Glaubenden und die Gesellschaft
„Die Unterscheidung (zweier Sphären), betont Calvin, bedeutet nicht, dass wir das öffentliche Leben als schmutziges Geschäft betrachten, das Christen nichts angeht (Inst. IV.20,2).“
(
nach L. Vischer, Reich, bevor wir geboren wurden)

Kriege: grausam und unmenschlich
„Grausamkeiten und maßlose Unmenschlichkeiten werden begangen, so dass äußerste Verwirrung entsteht. Es scheint, dass man jede Billigkeit vergessen will und ein Krieg nicht anders geführt werden kann, als dass jedes Recht vergessen geht und kein Gesetz mehr gilt, dass die Menschen zu wütenden Tieren werden.“
(CO XXVI, 14 [Ainsi voyons-nous, en somme, qu’auiourd’huy ce ne sont que brigandages de toutes les guerres qui se meinent : qu’il y a de cruautez et inhumantez so exorbitantes, que c’est une confusion extreme, qu’il semble qu’on veuille oublier toute equité, et qu’une guerre ne se puisse faire, qu’on oublie toute droicture, qu’il n y ait plus de loy, que les hiommes deviennent comme bestes furieuses]; nach L. Vischer, Reich, bevor wir geboren wurden)

Kriege als Straßenräuberei
"So sehen wir, in Summa, dass es heute nur Straßenräuberei ist bei allen Kriegen, die man führt: Dass es so außergewöhnliche Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten gibt, dass es eine äußerste Verwirrung ist; es scheint, dass man jede Billigkeit vergessen will, und ein Krieg nicht anders geschehen kann, als dass man jedes Recht vergisst, dass es kein Recht mehr gibt, dass die Menschen zu wütenden Tieren werden."
(CO 26,14, Thiel, In der Schule Gottes, 119)

Weisung zum Leben – Lebensweisheit

Das Leben ist ...
"Das Leben ist wie ein Wachtposten, auf den uns der Herr gestellt hat und den wir nicht verlassen dürfen, bis er uns abberuft."
(Institutio III,9,4; Freudenberg, Calvin-Brevier, 27)

Weisheit
„Die ganze Summe unserer Weisheit, soweit man sie als wahr und fest ansehen darf, besteht in zwei Stücken, nämlich in der Gotteserkenntnis und der Erkenntnis unser selbst.“
(Institutio I I,1)

Schüler / Schülerin der Schrift
„Niemand kann auch nur zum geringsten Verständnis rechter und gesunder Lehre gelangen, wenn er nicht Schüler der Schrift wird.“
(Institutio I 6,2)

Gotteswort vor Menschenwort
„Und wenn uns auch die ganze Welt zum Schlechten hinzöge, wir haben doch keine Entschuldigung, wenn wir nicht Gott und sein Wort all dem vorziehen, was die Menschen vorbringen“.
(Predigt über Galater 6,2-5, Frühjahr 1558 (CR 51,76) / Rogge)

Im Dienst Christi
Wenn ich Christi Diener bin, gilt mir einzig und allein das Zeugnis meines Gewissens immer mehr als der Beifall der ganzen Welt.
(Brief an die Pfarrer in Neuchȃtel am 21.1.1545)

Anweisungen für unseren Mund
„… wir sehen, dass wir den Mund geschlossen haben müssen, was uns betrifft, nichts zu rühmen – und im übrigen offen, um die Güte Gottes groß zu machen, die sich über uns ergießt ….“
(Predigt über Dtn 7,7-10, Nr. 53 (CO 26, S. 524) / Thiel, Erziehung)

Nicht verstummen!
„Ein Hund bellt, sobald er seinen Herrn angegriffen sieht. Ich wäre wohl lasch, wen ich angesichts eines Angriffs gegen die Wahrheit Gottes verstummen würde, ohne etwas verlauten zu lassen.“
(Brief an Königin Margarete von Navarra, 28. April 1545)

Der heitere Himmel hinter dem Sturm
"Wenn dichte Wolken den Himmel bedecken und heftiger Sturm ausbricht, so sehen unsere Augen nur traurige Finsternis, unsere Ohren betäubt der Donner und alle unsere Sinne erstarren vor Schrecken; deshalb scheint uns alles zusammenzubrechen und durcheinander zu geraten – aber unterdessen bleibt im Himmel stets die gleiche Ruhe und Heiterkeit."
(Institutio I 17,1)

Leben in Gemeinschaft
"Wie kein Teil unseres Leibes von irgendeinem Schmerzempfinden berührt wird, das sich nicht zugleich auf alle anderen übertrüge, so können wir es auch nicht ertragen, dass eines unserer Geschwister von irgendeinem Übel befallen wird, das wir nicht auch mit ihm selbst durchlitten."
(Institutio IV 17,38)

Almosen, Wohltat
„Gott sagt, dass, wenn wir einem Armen geben, wir uns ihm selbst leihen.“
(CO 28,184 / Thiel, Schule, 260)

Erbarmen als Schmerz
„Erbarmen, das ist nun nichts anderes als ein Schmerz, der uns ergreift bei der Traurigkeit des andern. Wiewohl also einer gesund und munter ist, zu essen und zu trinken hat, keine Gefahr ihm droht – wenn er seinen Nächsten leiden sieht, dann soll es ihn innerlich rühren, er soll mit ihm im Elend sein, einen Teil seiner Last tragen und es ihm so leichter machen. Das ist Barmherzigkeit.“
(Predigt zu Matthäus 5,5-7, gehalten am 20. Oktober 1560 (Mühlhaupt, 185))

Dank und Undankbarkeit
„Wer den Menschen nicht dankt, gibt damit auch seine Undankbarkeit gegen Gott zu erkennen.“
(Genfer Katechismus / alte Übersetzung)

Klagen, Beklagen
„Wir haben keinen Grund, uns über etwas anderes zu beklagen als über uns selber.“
(Institutio II 1,10)

Der Stolz als schlimmstes Laster
„Obwohl es eine Unzahl von Lastern unter den Menschen gibt, gegen die Gott mit seinem Wort ankämpft, so wendet er sich doch in erster Linie gegen den Stolz, weil er das Schlimmste an uns und am schwersten zu heilen ist.“
(Predigt zu Hesekiel 28,1-2 am 25. Oktober 1553 / Mühlhaupt, 21)

Wohltätigkeit
„Denn es gibt nichts, wodurch wir Gott mehr gleichen, als durch Wohltätigkeit.“
(zu Psalm 30,5 (CO 31,294) / Selderhuis)

Wirtschaftsethik

Reichtum
„Denn sieh auch, zu welcher Bedingung Gott das Gut in die Hand der Reichen legt: Nämlich dazu, dass sie Gelegenheit und Möglichkeit haben, auch ihre Nächsten zu unterstützen, die bedürftig sind.“
(CO 28,198 / Thiel, Schule 269)

Zweck der irdischen Güter
„Denn Gott legt irdische Güter zu dem einen Zweck in die Hände der Reichen, dass sie die Gelegenheit und die Fähigkeit haben, ihren Nächsten, die in der Bedürftigkeit leben, zu Hilfe zu kommen.“
(Sermon CXLI sur le Deutéronome, ch. 24, 19-22, CO XXVIII, 198-199; nach L. Vischer, Reich, bevor wir geboren wurden)

Wer nach dem Profit trachtet ...
"Denn jeder, der nach sich und seinem besonderen Profit trachtet, nimmt oder eher raubt einen Gewinn aus dem Schaden des anderen."
(aus: Über die Wucherzinsen CO 10a, 245-249, A. Thiel)

Vergnügen haben und Maß halten

Nahrungsmittel auch zur Freude, nicht nur für unsere Notdurft
„Der Hauptgrundsatz soll dabei folgender sein: der Gebrauch der Gaben Gottes geht nicht vom rechten Wege ab, wenn er sich auf den Zweck ausrichtet, zu dem uns der Geber selbst diese Gaben erschaffen und bestimmt hat. Er hat sie nämlich zu unserem Besten erschaffen und nicht zu unserem Verderben. Deshalb wird keiner den rechten Weg besser innehalten als der, welcher diesen Zweck fleißig im Auge behält. Wenn wir nun also bedenken, zu welchem Zweck er die Nahrungsmittel geschaffen hat, so werden wir finden, daß er damit nicht bloß für unsere Notdurft sorgen wollte, sondern auch für unser Ergötzen und unsere Freude! So hatte er bei unseren Kleidern außer der Notdurft auch anmutiges Aussehen und Anständigkeit als Zweck im Auge. Kräuter, Bäume und Früchte sollen uns nicht nur mancherlei Nutzen bringen, sondern sie sollen auch freundlich anzusehen sein und feinen Wohlgeruch haben. Wäre das nicht wahr, so könnte es der Prophet nicht zu den Wohltaten Gottes rechnen, daß „der Wein des Menschen Herz erfreut“ und daß „seine Gestalt schön werde vom Öl“ (Ps. 104,15). Dann könnte uns die Schrift auch nicht immer wieder zum Lobpreis seiner Güte daran erinnern, daß er selbst solches alles den Menschen gegeben hat! Auch die natürlichen Gaben der Dinge selbst zeigen uns ausreichend, wozu und wieweit man sie genießen darf. Hat doch der Herr die Blumen mit solcher Lieblichkeit geziert, daß sie sich unseren Augen ganz von selber aufdrängt, hat er ihnen doch so süßen Duft verliehen, daß unser Geruchssinn davon erfaßt wird - wie sollte es dann ein Verbrechen sein, wenn solche Schönheit unser Auge, solcher liebliche Duft unsere Nase berührte? Wie, hat er denn nicht die Farben so unterschieden, daß die eine anmutiger ist als die andere? Wie, hat er nicht Gold und Silber, Elfenbein und Marmorstein solche Schönheit geschenkt, daß sie dadurch vor anderen Metallen und Steinen kostbar werden? Hat er nicht überhaupt viele Dinge über den notwendigen Gebrauch hinaus kostbar für uns gemacht?"
(Institutio III 10,2)

Wider die Maßlosigkeit
"Deshalb fort mit jener unmenschlichen Philosophie, die uns die Kreaturen nur zur Notdurft will brauchen lassen und uns damit einer erlaubten Frucht der göttlichen Wohltätigkeit beraubt, auch nur da zur Geltung kommen kann, wo sie einem Menschen alle Sinne weggenommen und ihn zum Klotz gemacht hat!
Aber nicht weniger fleißig müssen wir auf der anderen Seite der Begierde des Fleisches begegnen; wenn man die nicht in die Ordnung zwingt, dann geht sie ohne Maß über die Ufer, und sie hat, wie gesagt, ihre Fürsprecher, die ihr unter dem Vorwande der uns zugestandenen Freiheit alles und jedes erlauben. Ihr legt man nun zunächst dadurch einen Zügel an, daß man festhält: es ist alles dazu für uns erschaffen, daß wir den Geber erkennen und ihm für seine Güte gegen uns Dank sagen. Wo bleibt aber solche Danksagung, wenn man sich an Speisen und Wein derart maßlos übernimmt, daß man stumpf oder zur Erfüllung der Pflichten der Frömmigkeit oder seines Berufs untüchtig wird? Wo bleibt die Erkenntnis Gottes, wenn das Fleisch vor lauter Überfluß zu schändlicher Gier ausschweift, wenn es mit seiner Unreinigkeit das Herz ansteckt, so daß man nicht mehr sehen kann, was gut und ehrbar ist? Was die Kleider angeht - wo bleibt da die Dankbarkeit gegen Gott, wenn wir sie überreich zieren und uns dann selbst in ihnen bewundern und andere geringschätzen, oder wenn wir uns durch ihren Glanz, ihre Pracht zur Unkeuschheit verleiten lassen? Wo bleibt die Erkenntnis Gottes, wenn unser Herz an die Großartigkeit unserer Kleider gefesselt ist? Viele Leute geben ja alle ihre Sinne dem Genuß dermaßen hin, daß ihr Herz davon erdrückt zu Boden liegt. Viele haben an Marmor oder Gold oder Gemälden solches Vergnügen, daß sie gleichsam selber zu Marmor werden, sich gewissermaßen in Metall verwandeln oder den gemalten Bildern ähnlich werden! Andere werden vom Duft der Küche und von der Süße der Wohlgerüche dermaßen abgestumpft, daß sie nichts Geistliches mehr zu riechen vermögen! Das Gleiche kann man auch in bezug auf andere irdische Güter beobachten. Deshalb wird offenbar schon durch die hier gegebene Erwägung die Freiheit, Gottes Gaben zu mißbrauchen, einigermaßen im Zaum gehalten, und es bestätigt sich hier die Regel des Paulus, wir sollten für unser Fleisch nicht etwa so sorgen, daß es dabei seinen Lüsten leben könnte (Röm. 13,14); denn wenn man den Lüsten zuviel nachgibt, dann treiben sie ihre Ausschweifung ohne Maß und Beherrschung!"
(Institutio III 10,3)

Maßvoll von den Güter der Schöpfung Gebrauch machen
„Die Aufsicht über den Garten wurde Adam anvertraut, um uns zu zeigen, dass wir die Dinge besitzen dürfen, die Gott uns übergibt unter der Bedingung allerdings, dass genügsam und maßvoll davon Gebrauch machen und zu dem was übrigbleibt Sorge tragen.“
(Commentaires sur les cinq livres de Moïse, Genèse 2,15, CO XXIII,44; nach L. Vischer, Reich, bevor wir geboren wurden)

Die Überflüssigkeiten nehmen zu
„Nun nehmen die Überflüssigkeiten ständig zu. Denn seht nur, wozu sich die Menschen hingeben, ihren Lüsten und Freuden, ihrem Prunk und ihrer Prahlerei und allem, was ihnen niedlich und begehrenswert scheint.“
(Predigt 127 über das Deuteronomium, CO XXVIII,29; nach L. Vischer, Reich, bevor wir geboren wurden)

Genuss des Weins
Wenn einer bei wohlschmeckendem Wein bereits Bedenken hat, so wird er bald nicht einmal gemeinen Krätzer mit gutem Frieden seines Gewissens trinken können, und am Ende wird er nicht einmal mehr wagen, Wasser anzurühren. Kurz, er wird schließlich dahin kommen, dass er es für Sünde hält, über einen quer im Wege liegenden Grashalm zu gehen.
(Institutio III 19,7)

Genuss und Freude
Es ist nirgendwo untersagt, zu lachen oder sich zu sättigen oder neue Besitztümer mit dem alten, ererbten zu verbinden oder zum Klang der Musik sich zu erfreuen oder Wein zu trinken.
(Institutio III, 19,9).

Nachdenkliches – zum Schmunzeln

Überheblichkeit
"Die Menschen in ihrer Überheblichkeit sind wie die umherspringenden Frösche; aber sie können nicht so weit springen, als dass sie Gott zu verletzen vermöchten. Sie wollen ihre Flügel ausbreiten, aber sie sind nur wie große Schnecken."
(zu Psalm 119,20; Freudenberg, Calvin-Brevier, 32)

Der Satan ist ein …
„Fachmann des Betrugs“
(Ps. 35,4 (Co 31, S. 348) / Selderhuis)

„Vorsicht bissiger Hund!“
„Ein Hund bellt, sobald er seinen Herrn angegriffen sieht. Ich wäre wohl lasch, wen ich angesichts eines Angriffs gegen die Wahrheit Gottes verstummen würde, ohne etwas verlauten zu lassen.“
(Brief an Königin Margarete von Navarra, 28. April 1545)

Menschlich, allzu menschlich
„Kurzum, wir sind, wie es im Sprichwort heißt, Kohlensack und Kohlenträger, wir schwärzen uns gegenseitig an. Und dann scheint es uns, als seien wir aller Schulden vor Gott ledig, wenn wir nur sagen können: Oh, dieser da macht es nicht besser als ich, die Welt ist auch nicht besser als ich selbst. So hält es die Welt überall“
(Predigt über Galater 6,2-5, Frühjahr 1558 (CR 51,75) / Rogge)

Der Theologe / die Theologin
„Ein Theologe aber soll nicht mit Geschwätz die Ohren kitzeln, sondern Wahres, Gewisses und Förderliches lehren und dadurch die Gewissen aufrichten!“
(Institutio I, 14,4)

Die Armen
„Denn wenn sie [die armen Leute] auch keinen Fuß breit Land besitzen, nicht Wiesen, Reben, Felder, Häuser haben, sie wissen doch, dass Gott sie in diese Welt gesetzt hat, und wenn sie auch leben, wie der Vogel auf dem Ast, sie haben doch das beruhigende Gefühl: wohlan! Gott wird mich leiten, wo ich auch bin; die Erde wird mich weiterhin an ihrer Brust halten; und weil sie dazu bestimmt ist, wird Gott auch nie erlauben, dass ich ohne Obdach bin, sondern wird mich, wie er es gut findet, halten als seinen Gast.“
(Predigt zu Matthäus 5,5-7, gehalten am 20. Oktober 1560 (Mühlhaupt, 180))

Gott zur Ehre, dem Menschen zum Heil
„Gott selbst hat in seiner unendlichen Güte alles so gestaltet, daß alles, was zu seiner Ehre dient, auch für uns heilvoll ist.“
(Frage 258, Genfer Katechismus (1545))

Echatologie - oder: die Sehnsucht nach der zukünftigen Herrlichkeit

Wenn der Himmel unsere Heimat ist ...
„Wenn also die Gläubigen das sterbliche Leben erwägen, dann soll dies ihr Blickpunkt sein: Sobald sie erkennen, daß es ein einziges Elend ist, sollen sie sich mit desto größerer Freude und Bereitschaft ganz dem Trachten nach jenem kommenden ewigen Leben widmen. Kommt es einmal zu diesem Vergleich, dann kann man das irdische Leben nicht nur getrost auf sich beruhen lassen, sondern soll es, gemessen an dem zukünftigen, sogar verachten und verschmähen. Denn wenn der Himmel unsere Heimat ist, was ist dann die Erde anders als ein Exil? Wenn das Auswandern aus dieser Welt der Eingang ins Leben ist, was ist die Welt dann anders als ein Grab?“
(Institutio III,9,4; OS IV,174.2-9; nach Chr. Link, Calvin zwischen Humanismus und Jüngerschaft)

Das Erbteil im Himmel, den Fuß auf Erden
"Warum den Flug in die Luft nehmen und den festen Boden verlassen, der doch der Schauplatz der Güte Gottes ist? ... Es ist gewiß wahr: Unser ewiges Erbteil ist im Himmel, und darauf sollen wir uns richten, aber doch muß zugleich der Fuß fest auf der Erde stehen, ist sie doch die Stätte, auf der wir nach Gottes Anordnung eine Zeitlang weilen."
(zu Gen 2,8; CO 23,37; nach Chr. Link, Calvin zwischen Humanismus und Jüngerschaft)

Persönliches aus Calvins Leben

Calvins hauptsächliches Bemühen
„Mein hauptsächliches Bemühen, wofür ich mich in meiner Arbeit am meisten eingesetzt habe, war immer darauf gerichtet, dass die Kraft und Wohltat deines (Gottes) Christus alle Übermalungen abstreife und in voller Klarheit aufleuchte.“
(Antwort an Kardinal Sadolet (1539); (CStA) 1.2, 409)

Das Herz dem Herrn zum Opfer bringen
Gebeten, nach Genf zurückzukehren, schrieb Calvin 1540 an Farel:
„Hätte ich die Wahl, täte ich alles Erdenkliche, um dir in dieser Sache nicht nachzugeben, wenn ich mir aber klar mache, dass ich nicht mir selbst gehöre, bringe ich mein Herz dem Herrn als Opfer dar.“
(Brief an Farel, November 1540, CO XI,100; nach L. Vischer, Reich, bevor wir geboren wurden)

Muße
„Ich wüsste für mich gewiss nichts Angenehmeres als Muße und wissenschaftliche Beschäftigung, wenn mir nur von dem dazu die Freiheit gegeben würde, unter dessen Fahne ich Dienst tue“.
(Brief an den spanischen Emigranten Francesco d’Enzinas, Dezember 1552 / Rogge)

Der Erfolg
„Es versichern mir fromme und gelehrte Menschen, dass ich nicht ohne Erfolg arbeite. Mag dieser Kommentar auch nicht allen Meinungen und Erwartungen gerecht werden, ich würde auch selbst wünschen, etwas Hervorragenderes und Vollkommeneres bieten oder doch zumindest näher an den prophetischen Geist herankommen zu können.“
(Widmungsschreiben zum Kommentar über die zwölf kleinen Propheten an Gustav I. Wasa, König von Schweden, 23.2.1559)

Die zu erübrigende Zeit: zur Auslegung der Bibel – Wozu sonst?
„Es darf nämlich von mir, dem über das gewöhnliche Amt eines Pastors hinaus andere Lasten kaum Atem gönnen, nicht dasselbe gefordert werden wie von einem, der genug Zeit hat. Was mir jedoch bleibt an zu erübrigender Zeit, halte ich für nirgendwo anders besser angewendet als zur Auslegungsarbeit an der Bibel.“
(Widmungsschreiben zum Kommentar über die zwölf kleinen Propheten an Gustav I. Wasa, König von Schweden, 23.2.1559)

Handeln der eigenen Predigt gemäß
„Wenn ich im Gegensatz zu dem gehandelt hätte, was ich gepredigt habe, dann Schande über mich. Ich hätte mich durch meinen eigenen Mund selbst verdammt. Aber man ist gleichwohl dabei, sich zu entschuldigen: Dass jeder doch sein eigenes Werk prüfe, so sagt ja Paulus, und dann wird ein jeder bei sich selbst Ruhm haben und nicht durch seinen Nächsten (Gal. 6,4). Es ist in der Welt sehr verbreitet, dass der eine sich abschirmt zur Verteidigung gegen die Verfehlung der anderen. Aber es ist nicht nötig, es vor Gott genauso zu halten.“
(Kleines Traktat über das Leben eines glaubenden Menschen in einer papistischen Umwelt, 1543 / Rogge (CR 6,573))

Angst
„Meine Angst suggerierte mir aber doch ein Farbenspiel von Entschuldigungen dafür, dass ich nicht freimütig die ganze schwere Last auf mich nahm.“
(Vorwort zum Psalmenkommentar, 1557)

Literatur

Werke von Johannes Calvin
Briefe
aus: Johannes Calvins Lebenswerk in seinen Briefen. Eine Auswahl von Briefen Calvins in deutscher Übersetzung von Rudolf Schwarz, 3 Bände, Neukirchen 1961762

CO      Ioannis Calvini opera quae supersunt omina, edd. G. Braun, E. Cunitz, E. Reuss, Braunschweig 1866ff (= CR 29-87)
CR      Corpus Reformatorum, Halle, Braunschweig, Berlin, Zürich 1834ff.
CStA  Calvin-Studienausgabe, Bde. 1-6, Neukirchen-Vluyn 1994 - 2008
Genfer Katechismus
in: Gestalt und Ordnung der Kirche (Calvin-Studienausgabe 2, hrsg. von Eberhard Busch, Matthias Freudenberg, Alasdair Heron, Christian Link, Peter Opitz, Ernst Saxer, Hans Scholl), Neukirchen-Vluyn 1997
Institutio,
nach der letzten Ausgabe 1559, übersetzt von Otto Weber (1955)
Der Brief an die Römer. Ein Kommentar. (Calvin-Studienausgabe 5.1/5.2, hrsg. von Eberhard Busch, Matthias Freudenberg, Alasdair Heron, Christian Link, Peter Opitz, Ernst Saxer, Hans Scholl), Neukirchen-Vluyn 2007
Johannes Calvins Auslegung der Heiligen Schrift, Neue Reihe, in Zusammenarbeit mit anderen hrsg. von Otto Weber, Neukirchen

Predigten
aus dem Predigtband Johannes Calvin, Diener am Wort Gottes. Eine Auswahl seiner Predigten, übersetzt von Erwin Mühlhaupt, Göttingen 1934

Sammlungen von Zitaten
Johannes Calvin, ausgew. und übers. von Joachim Rogge, Berlin 1964
Calvin-Brevier, hrsg. von Mattias Freudenberg, Neukirchen-Vluyn 2008

Werke über Johannes Calvin und seine Theologie
Barth, Karl: Die Theologie Calvins 1922. Vorlesung Göttingen Sommersemester 1922 (Karl Barth – Gesamtsausgabe II/23), hrsg. von Hans Scholl, Zürich 1993
Freudenberg, Matthias: Johannes Calvin als Ausleger der Psalmen (2008), http://www.reformiert-info.de/1728-0-105-16.html (Abrufdatum)
Selderhuis, Herman J.: Gott in der Mitte. Calvins Theologie der Psalmen, Leipzig 2004
Thiel, Erziehung zur Freiheit. Calvins Predigtpraxis in Genf am Beispiel der Predigten zum Deuteronomium, auf www.reformiert-info.de: http://www.reformiert-info.de/2239-0-105-16.html
Thiel, Albrecht: In der Schule Gottes. Die Ethik Calvins im Spiegel seiner Predigten über das Deuteronomium, Neukirchen-Vluyn 1999


Barbara Schenck
Sentenzen, Sprüche, Lebensweisheit, Mahnung, Zuspruch - in Zitaten

Trost – und Mahnworte für alle Lebenslagen
 

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